Aber muss es denn immer gleich das ganz große Besteck sein? Was ist mit den kleineren Maßnahmen, die sich schnell umsetzen lassen und die in der Summe nicht nur für das einzelne Gebäude, sondern deutschlandweit im gesamten Bestand einen beträchtlichen Effekt erzielen können?
Man stelle sich das vor: bis zu 15 % weniger Energieverbrauch und ein deutlich höherer Wärmekomfort für die Bewohner. Und das alles mit vergleichsweise geringen Eingriffen ins Heizsystem. Eigentlich sollte man meinen, dass eine derartige Maßnahme von allen Seiten mit Begeisterung aufgenommen wird.
Ja, ich rede vom hydraulischen Abgleich. Er macht einen spürbaren Unterschied, ist im Bestand sofort umsetzbar und wird darüber hinaus noch auf breiter Ebene gefördert. Trotzdem sind nach Angaben der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online vier von fünf Heizsystemen nicht hydraulisch abgeglichen.
„Das Potenzial des hydraulischen Abgleichs liegt brach.
Das ruft auch branchenfremde Akteure auf den Plan.“
Natürlich ist es nicht ganz so einfach. Die Gründe für die geringe Verbreitung des hydraulischen Abgleichs sind dem geneigten, eh schon ausgelasteten Fachhandwerker wohlbekannt. Einen umfassenden Überblick, was dabei alles zu beachten, zu berechnen und abzuwägen ist, gibt der Fachartikel „Die Qual der Wahl“ auf Seite 14.
Aber auch die zugegebenermaßen hohe Komplexität kann man von zwei Seiten betrachten. Schließlich kann das Fachhandwerk hier seine Kompetenz unter Beweis stellen. Zumal sich die Industrie alle Mühe gibt, den Fachhandwerker beim hydraulischen Abgleich mit verschiedenen innovativen Konzepten zu unterstützen.
Die Bandbreite der Ansätze ist mittlerweile beeindruckend. Sie reichen vom geführten Abgleich mithilfe der Heizungspumpe über Ventile mit automatischer Durchflussregelung bis hin zu Smarthome-Systemen, die einen permanenten Abgleich ohne Ventiltausch und umfangreiche Berechnungen versprechen. Es tut sich also einiges.
Auf Basis derartiger neuer Ansätze wird der hydraulische Abgleich mittlerweile auch für branchenfremde Akteure interessant. So optimiert etwa das Berliner Start-up Mywarm den Heizenergieverbrauch von öffentlichen Gebäuden in der Bundeshauptstadt – und ist darüber hinaus deutschlandweit aktiv. Zu den Kooperationspartnern des Unternehmens gehört auch der Messdienstleister Techem.
Der hydraulische Abgleich gehört aber in die Hand des SHK-Fachhandwerks. Nur Sie haben das gesamte Heizsystem im Blick und können so sinnvolle Optimierungsmaßnahmen vorschlagen. Da sind Sie heute schon Chef im Ring – ganz ohne Klimapaket. Das findet zumindest
Ihr
Tim Geßler
SBZ-Redakteur