„Der QuickFix-Aufreger ist doch die beste Gelegenheit, für Klarheit zu sorgen.“
Legen wir die Fakten auf den Tisch: Da ist ein Hersteller von u. a. Sanitärarmaturen, dessen Produkte über verschiedene Wege vertrieben und verkauft werden. Faktisch auch außerhalb der Fachschiene, über Onlineportale und Baumärkte direkt an Endkunden. Der Hersteller – nennen wir ihn einfach
Grohe – ist in bester Gesellschaft. So gut wie jeder Markenanbieter von Badprodukten ist in diversen Vertriebskanälen unterwegs. Mal mehr, mal weniger aktiv. Grohe aber hat sich darüber hinaus in den vergangenen Monaten wieder um einen engeren Schulterschluss zum Fachhandwerk bemüht. Etwa über Beteiligungen an Aktionen wie „Zeit zu starten“ oder dem „Qualitätszeichen“, die der ZVSHK für und mit dem Fachhandwerk initiiert hat (siehe u. a. Seite 30 in dieser SBZ-Ausgabe). Auch mit der 2021 aufgelegten Kampagne „Grohe X“ verfolgte der Hersteller das Ziel, die Interessen des Fachhandwerks enger mit den eigenen zu verzahnen, etwa mittels digitaler Showrooms, Experteninterviews, Servicevideos, Fachvorträgen. Hier könnte der Text jetzt enden mit dem Fazit: Fachhandwerker, ihr seid wichtig für Grohe und Grohe will wichtig für euch sein!
Die Geschichte geht aber weiter. Denn zur Erzählung gehört ebenso die Tatsache, dass der Hersteller mit unverändert hohem Engagement auch weiterhin Verbraucher und Heimwerker anspricht. Nur, das Ausbalancieren der verschiedenen Interessenlagen will aktuell nicht so richtig gelingen. Stein des Anstoßes ist das QuickFix-Konzept für Sanitärarmaturen. Die Absicht des Gesamtpakets einschließlich Werkzeug und Installationsanleitung zielt eindeutig darauf, Endkunden zu befähigen, im Bad (und in der Küche) selbst tätig zu werden. Zu allem Überfluss wird auch noch über diverse Onlineanbieter vertrieben, die der Fachschiene eh schon ein Dorn im Auge sind. Damit der Unterschied zum geduldeten Status quo noch mal deutlich wird: Es handelt sich hier nicht um Armaturen, die passiv im Baumarktregal liegen oder allenfalls im Blättchen der DIY-Ketten beworben werden. Grohe positioniert QuickFix in Werbespots als „kinderleicht“ und von jedermann bzw. jederfrau zu installieren – Fachkenntnisse überflüssig.
Das bringt das Fachhandwerk auf die Palme. Entsprechend scharf fallen die Reaktionen dazu aus (siehe in dieser SBZ-Ausgabe ab Seite 8 und noch mal auf Seite 33). Ob es dem Zeitgeist entspricht, dass ein Teil der Endkunden Armaturen tatsächlich gerne selbst auswechselt, so wie es eben auch gehandhabt wird, ohne fachkräftige Unterstützung, spielt an dieser Stelle die kleinere Rolle. Dass Grohe Verbraucher aktiv dazu animiert, stößt in weiten Teilen des Handwerks dennoch auf wenig Verständnis.
Äußerst problematisch sieht die SHK-Fachwelt den Umstand, dass fachfremde Personen an der Trinkwasserinstallation rumfummeln sollen. Klar, das geschieht bereits hundertfach täglich, landauf, landab. Die Meinungen gehen aber stark auseinander, ob das über die rechtlichen Rahmenbedingungen auch abgedeckt ist (§ 12 Abs. 2 S. 2 der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser und DIN EN 806-2 und DIN 1988-200). Grohe sagt „ja“, das Fachhandwerk sagt „eher nicht“. Ich sage: Da müssen wir genauer hinschauen. Eindeutig geklärt ist dieser Sachverhalt nicht. Aber der QuickFix-Aufreger ist doch die beste Gelegenheit, endlich für Klarheit zu sorgen.
Die SBZ bleibt dran, wir werden uns in der kommenden Ausgabe (SBZ-Nr. 4, erscheint am 25. März) weiter damit befassen! Bis dahin haben Sie bitte eine erkenntnisreiche Lektüre der vorliegenden Seiten, mit QuickFix und vielen anderen Themen. Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte, Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur