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Schleunigst raus aus dem Hamsterrad

  • Schluss mit Mikromanagement: Wer meint, alles und jeden immerzu kontrollieren zu müssen, fällt der eigenen Detailversessenheit zum Opfer.
  • Fokus nach innen: Es ist im Jahr 2024 für Chefs unverzichtbar, das eigene Handeln permanent zu hinterfragen und zu optimieren.
  • Blick aufs Umfeld richten: Wie werden Mitarbeitende effektiv eingesetzt und motiviert? Und: Delegieren schafft Freiräume fürs Chefsein.
  • Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung: Wer sich um jede Kleinigkeit kümmert, erstickt irgendwann an der Vielzahl der Aufgaben. In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wird dieses Verhalten als Mikromanagement beschrieben. Es kommt dabei zu einer übertriebenen Detailorientierung. Chefs und Führungskräfte stecken fest. Meist ohne es selbst zu bemerken oder wahrhaben zu wollen. Am Ende des Weges lauern permanente Erschöpfung und andere besorgniserregende Krankheitsbilder. Dabei ist es egal, ob es sich um Konzernlenker oder Handwerksunternehmer handelt.

    Dabei könnten gerade Handwerker viel bessere Chefs sein. Sie sind dank kleiner Betriebsgrößen nah an ihren Mitarbeitern, können aus erster Hand erfahren, was nötig ist, um das Team zu motivieren. Sie könnten ihren Leuten helfen, den Job gut zu machen, schließlich arbeiten der Chef und die Angestellten täglich Hand in Hand.

    Die negativen Auswirkungen des Mikromanagements ziehen noch größere Kreise. So gibt es Menschen, die eine natürliche positive Autorität und die notwendige Empathie haben, um Mitarbeiter zu motivieren und zu leiten. Im Idealfall werden Auftreten, Handeln und Kommunikation der Chefin bzw. des Chefs von den Mitarbeitern als vorbildhaft wahrgenommen. Fehlen diese Fähigkeiten, werden sie beispielsweise kompensiert durch Ausüben von Druck sowie unangemessenes Verhalten gegenüber den Angestellten. Im ungünstigsten Fall wird die Führungskraft von den Mitarbeitenden abgelehnt oder gar gefürchtet.

    Im Handwerk ist der Inhaber folglich gleichzeitig Vorbild und Vorarbeiter, Personaler und Stratege des Betriebes. Die Kunst ist, sich durchzusetzen und gleichzeitig die Mitarbeiter zu motivieren. Ohne im Hamsterrad bis zur Erschöpfung zu rennen. Also: Was zeichnet einen guten Chef, eine gute Chefin aus? In den meisten Fällen verfügen sie dank ihrer Ausbildung über das nötige Fachwissen. Doch Führungsqualitäten werden meist durch Learning by Doing erworben – oder leider gar nicht. Dabei gibt es durchaus Grundsätze, die einen guten Vorgesetzten auszeichnen.

    Ein guter Chef sollte auf jeden Fall in der Lage sein, das eigene Handeln selbstkritisch zu hinterfragen. Wer davon überzeugt ist, alles richtig zu machen, macht schon vieles falsch. Wichtig ist es auch, die Führungsrolle anzunehmen und auszufüllen. Chefs, die nicht gerne die Richtung vorgeben, sich hinter anderen verstecken und über wenig Selbstvertrauen verfügen, sind fehl am Platz – gerade im vielgeforderten SHK-Handwerk (Stichwort: Energiewende).

    Dampfwalzenmentalität ist ebenso wenig angebracht. Gute Führungskräfte passen ihre Strategie den Umständen an. Starre Führung nach Schema F führt meistens in die Sackgasse. Mitarbeitende haben auch ein feines Gespür dafür, ob ein Vorgesetzter Einsatz von ihnen verlangt, den er selbst nicht an den Tag legt. Deshalb ist ein guter Chef auch immer Vorbild.

    Führungsqualitäten zeigen sich auch in der Fähigkeit, Verantwortung abgeben zu können. Nicht jeder kann alles – selbst Chefs nicht. Wer alles selbst machen möchte, verliert bald die Orientierung. Informationen und Wissen sind die Grundlage für Entscheidungen. Deshalb sollten Vorgesetzte so viele Informationen wie möglich sammeln, die sie als Führungskräfte brauchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, das Wissen der Mitarbeiter zu nutzen.

    Das offene Ohr für die Belange der Menschen zeichnet einen guten Chef ebenfalls aus. Wer merkt, dass sich ein anderer für ihn interessiert, macht seine Arbeit deutlich motivierter. Wer arbeitet, macht Fehler. Verständnis und Toleranz sind die besten Instrumente, damit aus Fehlern gelernt werden kann. Angst vor dem Chef hingegen vergiftet die Atmosphäre.

    „Stillstand ist Rückstand“ lautet das Motto vieler Unternehmen. Dies gilt auch für Leitungsfunktionen. Weiterbildung und Weiterentwicklung sind daher ein absolutes Muss. Neue Erkenntnisse bringen neue Einsichten mit sich, die dann allerdings auch umgesetzt werden müssen. Wer sich als Chef hinter einer Rolle versteckt, wirkt unglaubwürdig. Authentisches Auftreten ist daher für gute Führungskräfte zwingend erforderlich. Das ist das Gegenteil von Mikromanagement und Hamsterrad.

    Im Idealfall sind die Mitarbeiter von der Führung begeistert, sie sehen ihren Chef als Teil ihres Teams und als Coach der Mannschaft. Dadurch entsteht beim Einzelnen die Bereitschaft, private Interessen auch mal zurückzustellen und Mehrarbeit ohne Frust zu leisten. Dabei sollte man nicht nur auf ein harmonisches Miteinander achten, denn Kuschelmanagement wird von Mitarbeitern oft kritisch betrachtet. Motivierend hingegen wirkt es, wenn der Chef seinen Mitarbeitern das Gefühl vermittelt, dass sie einen für den Betriebserfolg notwendigen Beitrag erbringen.

    Bei einem gut aufgestellten SHK-Betrieb greift alles ineinander wie Zahnräder. Es sollte aber nicht allein von einer Person abhängen, ob alles am Laufen bleibt.

    Bild: fotomek - stock.adobe.com

    Bei einem gut aufgestellten SHK-Betrieb greift alles ineinander wie Zahnräder. Es sollte aber nicht allein von einer Person abhängen, ob alles am Laufen bleibt.
    Das Ziel jeder gestressten Chefin und jedes gestressten Chefs sollte es sein, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Der Schlüssel dazu lautet: Delegieren.

    Bild: fotomek - stock.adobe.com

    Das Ziel jeder gestressten Chefin und jedes gestressten Chefs sollte es sein, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Der Schlüssel dazu lautet: Delegieren.

    Was gute Führungskräfte tun und lassen (sollten)

    Gute Führungskräfte ...

    ... hören zu

    Eine gute Führungskraft weiß, dass sie mehr erreichen kann, wenn sie die Fähigkeiten und das Wissen ihrer Mitarbeiter wirklich nutzt. Dazu muss sie jedoch immer wissen, was die Mitarbeiter beschäftigt, welche Ideen oder Anregungen sie haben oder welche Risiken sie sehen.

    ... geben Vertrauen

    Vertrauen ist die Grundlage jeder Zusammenarbeit. Gute Vorgesetzte sind daran zu erkennen, dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen – und ihnen beispielsweise Freiräume gewähren. Gute Chefs sorgen aber vor allem dafür, dass die Mitarbeiter ihnen vertrauen und dass innerhalb des Unternehmens, der Abteilung oder des Teams vertrauensvoll miteinander umgegangen wird. Und sie handeln konsequent, wenn das Vertrauen missbraucht wird.

    ... delegieren ohne ständige Kontrollen

    Wer delegiert, übergibt nicht nur die Ausführung einzelner Schritte an jemand anderen. Gute Chefs, die richtig delegieren können, geben den Mitarbeitern auch die Chance, ihre Arbeit in Ruhe zu erledigen.

    ... leben gesunde Fehlerkultur vor

    Jeder macht Fehler. Die gute Führungskraft unterscheidet sich von der schlechten darin, wie sie mit Fehlern umgeht. Mit den eigenen und denen der Mitarbeiter! Eine gesunde Fehlerkultur fördert die offene Aussprache über Fehler und sorgt dafür, dass diese nicht ständig wiederholt werden.

    ... sagen konkret, was sie erwarten

    Wenn die Aussagen des Vorgesetzten so mystisch sind wie das Orakel von Delphi, können Mitarbeiter nicht effektiv arbeiten. Und motivierend ist das auch nicht. Deswegen formulieren gute Chefs ganz konkret, was sie erwarten. Dann können Mitarbeiter umgehend prüfen, ob sie verstanden haben, was sie tun müssen, und sie können selbst erkennen, ob sie das Ziel erreicht und die Erwartungen erfüllt haben.

    ... kritisieren konkret und unter vier Augen

    Gute Führungskräfte haben keine Angst davor, Kritik zu äußern. Weil sie wissen, dass konstruktive Kritik hochgradig motivierend ist. Wichtig ist, den richtigen Rahmen zu sichern, indem sie Kritik unter vier Augen aussprechen und nicht vor versammelter Mannschaft. Denn wenn sich Mitarbeiter vorgeführt fühlen, wenn sie ihr Gesicht vor anderen verlieren, dann wirkt Kritik destruktiv und demotivierend.

    ... loben Mitarbeiter

    Ebenso wie Kritik kann ein Lob Mitarbeiter motivieren. Gute Chefs loben ihre Mitarbeiter deshalb für die geleistete Arbeit. Das geht weiter, als einfach nur „Danke“ zu sagen (was auch wichtig ist). Sie sagen Mitarbeitern ganz konkret, was diese wirklich gut gemacht haben, worüber sie sich gefreut haben oder welche Stärken sie bei einem Mitarbeiter erkannt haben. Denn so mancher ist sich seiner Stärken gar nicht bewusst. Gute Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern durch Lob dabei helfen, ihre Stärken anzunehmen und zu nutzen, erhalten als Lohn dafür eine Gruppe motivierter und loyaler Mitarbeiter.

    ... sind konsequent und verlässlich

    Wenn es Regeln gibt, dann müssen sie eingehalten werden. Andernfalls muss es Konsequenzen geben. Ansonsten machen Regeln keinen Sinn. Gute Führungskräfte wissen, dass Mitarbeiter konsequentes Handeln erwarten. Auch wenn die Mitarbeiter selbst mit den Konsequenzen konfrontiert sind. Denn das zeigt den Mitarbeitern, dass Zusagen der Führungskraft verlässlich sind und eingehalten werden.

    ... packen mit an

    Als guter Chef muss man nicht auch Experte in den Themen sein, die von den Mitarbeitern bearbeitet werden. Aber ein guter Chef packt dann mit an, wenn das Team Hilfe benötigt.

    ... schützen ihre Mitarbeiter im richtigen Rahmen

    Eine gute Vorgesetzte gibt Mitarbeitern die Chance, sich zu beweisen, weiterzuentwickeln, neue Dinge anzugehen. Und sie sorgt durch eine gute Fehlerkultur dafür, dass die Mitarbeiter auch Fehler machen und daraus lernen können. Allerdings schützt eine gute Führungskraft die Mitarbeiter vor zu großen Risiken. Außerdem beschützt sie die Mitarbeiter, wenn diese von anderen angegriffen werden – vor allem, wenn die Mitarbeiter sich in einer Lernphase befinden. Aber gute Führungskräfte lassen ganz bewusst Fehler zu, wenn sie zum Lernen dazugehören.

    ... lassen Mitarbeiter spüren, dass sie ihnen wichtig sind

    Ein guter Chef ist eine menschliche Führungskraft, die ihre Mitarbeiter als Menschen sieht – nicht als „Ressourcen“. Das bedeutet, dass er oder sie auch Verständnis für Mitarbeiter hat, die am Arbeitsplatz gerade nicht 100 % geben können, etwa weil die Kinder krank sind. Oder sie private Sorgen haben. Dennoch ist eine Führungskraft kein Psychotherapeut, und ein guter Chef achtet genauso auf das Wohl des Unternehmens – das verstehen auch Mitarbeiter.

    ... fördern eine gesunde Konfliktkultur

    Gute Führungskräfte wissen, dass Konflikte manchmal zwingend notwendig sind, um Probleme zu lösen. Denn wenn sie es zulassen, dass Konflikte ungelöst bleiben, höhlt das den Zusammenhalt und vor allem das Vertrauensverhältnis langsam, aber sicher aus. Gute Führungskräfte müssen Konflikte nicht mögen – aber sie müssen sie dennoch ertragen und meistern. Als gutes Vorbild zeigen diese Chefs ihren Mitarbeitern, dass man Konflikte zivilisiert lösen kann und es danach besser ist als vorher.

    Autor

    Dennis Jäger
    ist SBZ-Chefredakteur.

    Bild: SBZ

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