Fast jeder dritte Azubi macht Überstunden, viele müssen Aufgaben erledigen, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben und immer weniger Nachwuchs würde die Ausbildung im eigenen Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Das sind nur drei der Mängel, die der im vergangenen Jahr vorgestellte Ausbildungsreport der DGB-Jugend offenlegt. Die DGB-Jugend ist Teil des Deutschen Gewerkschaftsbundes, insofern umspannen diese Aussagen so ziemlich alle Ausbildungsberufe, eben auch die der SHK-Branche, vornehmlich den zum Anlagenmechaniker/in SHK.
Lässt man den Blick quer durchs Land schweifen, vermelden die Landesfachverbände SHK fast überall eine gestiegene Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in ihrem Revier. Das ist ein gutes Signal und spiegelt das aufpolierte Image des SHK-Handwerks an sich und die gestiegene gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Branche wider – Stichwort: Energiewende in der Gebäudetechnik. Nur, diese Entwicklung allein bringt nicht mehr fähige Handwerker hervor. Es reicht nicht mehr, Azubis zu gewinnen und sie irgendwie durch die Regelzeit von dreieinhalb Jahren zu schleusen. Die Jungen Männer und Frauen stellen andere – um nicht zu sagen: höhere Erwartungen an ihre Lehrzeit als noch vor einem Jahrzehnt. Hier schließt sich der Kreis zu den doch ziemlich ernüchternden Ergebnissen der Studie der DGB-Jugend. Die Botschaft lautet: Es gilt, zeitgemäßer Auszubilden und mit den Azubis zeitgemäßer zu verfahren. Schon im eigenen Interesse als SHK-Betrieb. Denn nur rundum gut ausgebildetes und geführtes Personal ist in der Lage, technisch und wirtschaftlich im Sinne des Betriebs und letztlich auch der Kunden zu agieren.
Was können SHK-Unternehmer tun, damit es weder vor dem ersten Ausbildungstag, aber auch nicht nach Beginn der Ausbildung einen Ausbildungsabbruch zu verzeichnen gibt? Empfehlenswert ist zum Beispiel der Leitfaden des KOFA. KOFA steht für „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung“ und ist ein Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Es gliedert das Vorgehen in drei Phasen.
Phase 1: Vor dem ersten Ausbildungstag
Maßnahmen zur Azubi-Bindung: Es wurde ein passender Auszubildender gefunden und der Ausbildungsvertrag ist unterschrieben? Aber es dauert noch bis zum Ausbildungsbeginn? Je früher vor Ausbildungsbeginn man den Vertrag geschlossen hat, desto eher kann es passieren, dass der zukünftige Azubi doch noch abspringt. Dafür gibt es vielfältige Gründe: Manche Azubis unterschreiben mehrere Verträge, entscheiden sich für ein vermeintlich besseres Angebot, oder wollen doch lieber studieren. Mit der Bindung zukünftiger Azubis ans Unternehmen sollte man also direkt nach der Vertragsunterschrift loslegen. SHK-Betriebe zeigen so, dass sie sich auf den ersten Tag mit dem Nachwuchs freuen und dass sie bis dahin nicht vergessen sind.
Phase 2: Die ersten Tage im Betrieb
Planung und Organisation: Bevor Auszubildende den ersten Tag im Unternehmen haben, sollten Chefs bzw. deren Ausbilder überlegen, wie sie den jungen Menschen den Einstieg ein wenig leichter machen können. Es bietet sich an, eine „Willkommensmappe“ zu erstellen, mit allen wichtigen Informationen für den Ausbildungsstart. Auch wichtig: die ersten Ausbildungstage im Betrieb zu organisieren, etwa den Arbeitsplatz für den zukünftigen Azubi einzurichten, die Ausstattung parat zu legen und zu überlegen, wer der erste Ansprechpartner sein soll.
Phase 3: Erste Zeit im Betrieb bis Ende der Probezeit
Ausbildungsabbrüche verhindern: Ein Viertel aller Auszubildenden beendet die Ausbildung nicht, je nach Branche und Gewerk. Die Gründe dafür sind vielfältig: Falsche Berufswahl, zwischenmenschliche Hürden oder private Probleme. Eine solche Situation ist für den Betrieb und die Auszubildenden gleichermaßen schwierig und bedeutet Unsicherheit für alle. Mit offenen Feedbackgesprächen und externer Unterstützung, etwa von Seiten der Berufsschule, können kritische Situationen frühzeitig erkannt und aufgelöst werden. Das wirkt Ausbildungsabbrüchen aktiv entgegen. Vorbeugend empfiehlt sich darüber hinaus:
Probezeit gestalten
Die Probezeit kann nach §20 des BBiG zwischen einem und vier Monaten dauern. Sie dient dazu, dass beide Seiten, Auszubildende/r und ausbildender Betrieb, sich darüber klar werden können, ob sie sich richtig entschieden haben. Unter bestimmten Bedingungen kann die Probezeit verkürzt oder auch verlängert (z. B. bei Krankheit) werden.
Chefs bzw. Ausbilder sollten sich regelmäßig mit ihren Auszubildenden austauschen, vor allem während der Probezeit. Gerade am Anfang einer Ausbildung zweifeln junge Menschen an ihrer Berufswahl und der Übergang von Schule ins Berufsleben kann schwerfallen. Es ist gerade in dieser Zeit wichtig, die Kommunikation anzuregen und Feedbackgespräche zu führen.
Azubis motivieren
Feedback, Lob und konstruktive Kritik gehören zu den Motivationsfaktoren.
Damit der Azubi auch wirklich am ersten Tag kommt
Eine Übersicht der möglichen Maßnahmen zur „Mitarbeiterbindung“ vor dem ersten Ausbildungstag: