In wenigen Tagen enden in den ersten Bundesländern die Sommerferien. Wenn es das weitere Infektionsgeschehen zulässt, soll in den Schulen trotz der Coronavirus-Pandemie wieder der Regelbetrieb aufgenommen werden. Ob das wirklich empfehlenswert ist, hängt auch von der Möglichkeit zur Belüftung der Klassenräume ab, warnt der Fachverband Gebäude-Klima (FGK).
Nicht von ungefähr fordert die Kultusministerkonferenz in ihrem Rahmenplan für Hygienemaßnahmen für das neue Schuljahr: „Es ist auf eine intensive Lüftung der Räume zu achten. Mindestens alle 45 Minuten ist eine Stoßlüftung bzw. Querlüftung durch vollständig geöffnete Fenster über mehrere Minuten vorzunehmen, wenn möglich auch öfter während des Unterrichts.“
Reicht das empfohlene Fensterlüften aus?
Ob das genügt, um die Gefahr einer Übertragung von Corona-Viren durch Aerosole möglichst gering zu halten? Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel vom Hermann-Rietschel-Institut (HRI) der TU Berlin kommt nach intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die empfohlene Fensterlüftung für eine angemessene Frischluftzufuhr in der Regel nicht ausreicht.
Die Wissenschaftler haben untersucht, wie sich Aerosole in der Raumluft verteilen. Kriegel hält es für besser, schon nach 30 min eine Lüftungspause einzulegen, in der das leere Klassenzimmer 15 min lang gelüftet wird. Ob eine Fensterlüftung wirklich ausreicht, hängt maßgeblich von den Witterungsverhältnissen ab: Bei Windstille oder bei geringem Temperaturunterschied zwischen innen und außen strömt nur sehr wenig oder fast gar keine Frischluft ins Klassenzimmer.
CO2-Messungen versprechen Lüftungserfolg
Kriegel schlägt deshalb vor, den Lüftungserfolg durch eine Messung der CO2-Konzentration zu kontrollieren und durch eine CO2-Ampel zu überwachen. Steigt der CO2-Gehalt – und damit auch die mögliche Virenlast – über einen empfohlenen Wert, springt sie auf „Gelb“ und zeigt damit an, dass gelüftet werden soll.
Ein weiteres Manko der Fensterlüftung kennt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. In einer dpa-Meldung stellt er fest: „An vielen Schulen lassen sich die Fenster in höher gelegenen Klassenräumen aus Sicherheitsgründen nicht oder nur einen Spalt öffnen.“
Problematisch ist die Fensterlüftung auch in der kälteren Jahreszeit. Zum einen verschwendet sie Energie, zum anderen wird die Luft im Raum so trocken, dass Viren stärker aktiviert werden. Und bei hochsommerlichen Temperaturen wird es im Klassenzimmer am späten Vormittag schnell viel zu warm für konzentriertes Lernen.
Die Lösung: Lüftungsanlagen
Auf der sicheren Seite sind Schulgebäude und Klassenzimmer, die mit einer mechanischen Lüftungsanlage ausgestattet sind. Dies trifft in Deutschland allerdings nur für weniger als 10 % der Schulgebäude zu.
FGK-Geschäftsführer Günther Mertz: „Mit einer Lüftungsanlage, die kontinuierlich belastete Raumluft abtransportiert und Frischluft in den Raum einbringt, wird die Virenlast im Raum deutlich gesenkt. Da die Übertragung der Corona-Viren mit hoher Wahrscheinlichkeit über Aerosole erfolgt, spielt die Lüftung eine entscheidende Rolle.“