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Luftfeuchtigkeit regulieren

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Winterzeit ist Erkältungszeit, sagt der Volksmund. Doch warum eigentlich? Zu den Ursachen zählt, dass wir uns bei niedrigen Außentemperaturen überwiegend in gut geheizten Räumen mit reduzierter Luftfeuchtigkeit aufhalten. Die Raumluftfeuchtigkeit sinkt in Kälteperioden oft kontinuierlich, weil beim Lüften die zugeführte kalte Außenluft weniger absolute Luftfeuchtigkeit enthält als die abgeführte Innenluft.

Ein Beispiel: Beträgt die relative Luftfeuchtigkeit bei einer Außentemperatur von –10 °C noch 90 %, sinkt diese nach der Erwärmung auf 20 °C Zimmertemperatur auf nur noch 10 %.

Zu trockene Luft: Gefahr für die Gesundheit

Bereits Mitte der 1980er-Jahre wurde in den USA der Zusammenhang zwischen geringer Raumluftfeuchte und Infektionsgefahr nachgewiesen: Sinkt die relative Luftfeuchtigkeit im Raum unter 40 %, steigt mit zunehmender Trockenheit der Raumluft auch die Überlebenszeit von Bakterien, Viren, Milben und Schimmelsporen. Gleichzeitig führt eine niedrige relative Raumluftfeuchtigkeit zu einem Austrocknen der Schleimhäute – einem wichtigen Schutzmechanismus des Menschen gegen Infektionen.

Die Folge: Niest oder hustet jemand, schweben die Erreger länger in der Luft und überwinden leichter die geschwächten Abwehrschranken der Mitbewohner. Hinzu kommt, dass bei niedrigen Außentemperaturen das Fenster seltener zum Lüften geöffnet wird. Ein ausreichender Austausch der belasteten Raumluft fehlt also ebenfalls.

Eine Lösung für dieses Problem bieten Wohnungslüftungsanlagen mit Feuchterückgewinnung. Durch die alltäglichen Abläufe wie das Begießen von Zimmerpflanzen, das Trocknen nasser Kleidung sowie Duschen, Kochen, Atmen usw. wird den Räumen Feuchtigkeit zugeführt. Geeignete Lüftungsanlagen gewinnen diese Feuchte aus der Abluft zurück und übertragen sie geruchsneutral auf die zugeführte trockene Außenluft.

Eine effektive Regulierung ermöglichen dabei etwa Lüftungsgeräte, die per Rotationswärmeübertrager nach dem Kondensationsprinzip arbeiten. Damit wird gleichzeitig auch eine Überfeuchtung der Räume vermieden – ein weiteres Risiko für Menschen und Gebäude.

Zu feuchte Luft: Gefahr für die Gesundheit und Bausubstanz

Auch zu feuchte Raumluft mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von mehr als 60 % kann für den Menschen ungesund sein. Sie bietet Krankheitserregern ebenfalls ein ideales Milieu. Hinzu kommt hier die hohe Neigung zur Schimmelbildung. In dem aktuellen „Schimmel-Leitfaden“ des Umweltbundesamtes heißt es dazu:

„Es ist zu beachten, dass länger andauernde oder periodisch auftretende Feuchte in Innenräumen auch ohne sichtbares Schimmelwachstum mit einem erhöhten Risiko einer Erkrankung der Atmungsorgane, einer Atemwegsinfektion oder der Verstärkung einer vorhandenen Asthmaerkrankung einhergeht. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in Räumen, die andauernd feucht sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit verdeckte Schimmelschäden oder nicht sichtbares Schimmelwachstum auftreten.“

Mit anderen Worten: Zu feuchte Raumluft schädigt die Gesundheit und die Bausubstanz, bleibt oft aber unentdeckt. Doch warum treten gerade in modernen Gebäuden vermehrt Probleme mit der Raumluftfeuchtigkeit auf?

Gründe für zu hohe Raumluftfeuchtigkeit

Dass in Gebäuden, die nach dem aktuellen Stand der Energieeinsparverordnung (EnEV) gedämmt sind, kaum ein Luftaustausch durch bauliche Leckagen stattfindet, gehört zum Wissensstand von Planern und Fachhandwerkern, seltener jedoch von Bauherren. Hier ist häufig Aufklärungsarbeit durch die Fachleute gefragt.

Denn wird auf eine mechanische Wohnungslüftung verzichtet, bleibt nur, die Bewohner zu einer häufigeren Fensterlüftung zu verpflichten – im Extremfall alle zwei Stunden. Dabei geht natürlich die Energie verloren, die eigentlich durch eine bessere Dämmung eingespart werden sollte. Außerdem wird eine solch häufige Fensterlüftung in der Praxis wohl nur sehr selten standfinden können.

Ein weiterer Faktor, warum neue Wohnungen mit zu hoher Raumluftfeuchtigkeit zu kämpfen haben, sind die kleiner werdenden Grundrisse, wie sie gerade in Ballungszentren mit teurem Wohnraum üblich sind. Für die Aufnahme der üblichen Feuchteeinträge durch das Kochen, Waschen, Duschen etc. steht in kleinen Wohnungen weniger Luftvolumen zur Verfügung. Fehlt der feuchteregulierte Luftaustausch, kommt es hier somit schneller zu einer Überfeuchtung.

Ein anderes Problem ergibt sich aus dem immer schnelleren Bezug von Neubauten sowie einem zu hohen Eintrag feuchter Baumaterialien im Zuge einer Sanierung. Ist das Bauwerk noch nicht ausreichend getrocknet, wird viel Feuchtigkeit in die bewohnten Räume abgegeben, aber nur unzureichend abgeführt. Außerdem bieten feuchte Materialien Schimmel einen idealen Nährboden.

Doch selbst die Lüftungstechnik kann zu überfeuchteten Räumen führen. Lüftungsgeräte mit Gegenstromwärmeübertragern gewinnen zum Beispiel zwar mit dem Enthalpie-Verfahren aus der Abluft die Feuchtigkeit zurück und übertragen sie auf die Zuluft. Dieses Verfahren ermöglicht jedoch keine Regulierung des Feuchteübertrags, wie das bei Rotationswärmeübertragern der Fall ist.

Bestenfalls können Lüftungsgeräte mit Gegenstromwärmeübertrager bei zu hoher Raumluftfeuchtigkeit über einen Bypass die Fortluft direkt nach draußen führen. In diesem Fall ist allerdings auch keine Wärmerückgewinnung möglich.

Feuchteregulierung für gute Raumluft

Für das Wohlbefinden von Menschen und für den Erhalt von Gebäuden liegt der Idealwert der relativen Raumluftfeuchtigkeit bei 50 % mit einer Schwankungsbreite von ± 10 %. Das Innenraumklima ist jedoch von vielen wechselnden Faktoren abhängig. Dazu zählen insbesondere die relative Luftfeuchtigkeit der Außenluft sowie der Feuchtigkeitseintrag durch die Bewohner. Daher ist nicht allein die Feuchterückgewinnung aus der Abluft ein wichtiges Kriterium geeigneter Lüftungsanlagen, sondern vielmehr der regulierte Feuchtigkeitsübertrag auf die zugeführte Außenluft.

So gewinnt beispielsweise das Lüftungsgerät Save Vtr 500 von Systemair Wärme und Feuchte aus der Abluft mit einem Rotationswärmeübertrager zurück. Der Rotor besteht hier aus feinen Aluminiumlamellen und wird teilweise von der Abluft durchströmt. Dabei werden die Lamellen erwärmt. Gleichzeitig kondensiert daran die Feuchtigkeit. Dreht sich der Rotor in den Zuluftstrom, werden Wärme und Feuchte an die Außenluft übertragen.

Da der Feuchteübertrag nach dem Kondensationsprinzip erfolgt, ist hierbei bereits eine natürliche Regelung gegeben: Im Sommer, bei gesättigter Außenluft, kann die Feuchtigkeit an den Lamellen des Rotors nicht verdunsten und wird somit einfach nach draußen abgeführt.

Zusätzlich wird der Rotor mit einem EC-Motor angetrieben und ist daher drehzahlregelbar. Ein in der Abluft integrierter Feuchtesensor wird von der zugehörigen Regelung ausgewertet. Sie reguliert die Drehzahlen von Lüftungsventilatoren und Rotor analog der tatsächlichen Raumluftfeuchtigkeit und weiterer Messgrößen. Damit lassen sich beispielsweise auch Programme für die Entfeuchtung von Räumen vorgeben.

Fazit

Die meiste Zeit verbringen Menschen hierzulande in Räumen. Feinstaub und Pollen wirksam aus der Außenluft zu filtern, der gesicherte Austausch belasteter Innenluft, Lüften, ohne dafür dem Straßenlärm die Fenster zu öffnen – bereits diese Aspekte sprechen für eine mechanische Lüftung.

Kaum beachtet, aber mindestens genauso wichtig ist jedoch die Möglichkeit, über Lüftungsanlagen die Raumluftfeuchtigkeit zu regulieren. Gerade in modernen Gebäuden ist der Schutz von Gesundheit und Bausubstanz davon abhängig.

Info

Artikelserie: Wohnungslüftung

In unserer Reihe erörtern Branchenexperten die Frage, warum Lüftungsanlagen zum Wohnungsstandard gehören sollten. Dabei stehen die folgenden Gesichtspunkte im Mittelpunkt:

  • Teil 1: Schwebstoffe filtern und abführen <b></b>SBZ 18-18
  • Teil 2: Luftfeuchtigkeit regulieren <b>SBZ 23-18</b>
  • Teil 3: Bedarfsgerechte Lüftung <b>SBZ 4-19</b>
  • Teil 4: Optimieren der Lebenszykluskosten <b>SBZ 6-19</b>

Autor

Klaus Lang ist Product Area Director Residential Ventilation bei Systemair, Boxberg-Windischbuch, www.systemair.de