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Luftverteilungssystem für den Geschosswohnungsbau

Nachrüstung in zwei Stunden

Inhalt

Die Nachrüstung von Lüftungsanlagen im Geschosswohnungsbau der 1960-er und 1970-er Jahre ist eine Herausforderung: Wie und wo bringt man die Technik, bestehend aus Lüftungsgerät, Schalldämpfer und vor allem Lüftungskanälen, unter, so dass sie einerseits nicht stark auffällt, die Baumaßnahme zugleich aber noch in wirtschaftlich vertretbarem Rahmen bleibt? Bislang war die Umsetzung oft kompromissbehaftet: Das Lüftungsgerät kam in die ohnehin viel zu knapp bemessene Besenkammer und die Lüftungskanäle wurden in einer später abzuhängenden Decke im Flur versteckt – eine optisch kaum ansprechende Lösung für den Mietwohnungsbau, wo die Geschosshöhen aus Kostengründen grundsätzlich schon möglichst niedrig geplant werden.

Verschiedene Konzepte wurden auch im Vorfeld einer grundlegenden Sanierung der Mietwohnungen der Städtischen Wohnungsbau Göttingen GmbH am Leineberg diskutiert. Fachplaner Peter Schleevoigt vom gleichnamigen Göttinger Planungsbüro beantwortete die Fragen konzeptionell auch mit einer Verteilung im Flur, das gab schon der für die Bauzeit typische Grundriss der Wohnungen vor. Doch für die Umsetzung wählte er ein kompaktes Lüftungsgerät und eine Luftverteilung mit geschäumten Kanälen, die sich wie Leisten an der Decke verlegen lassen.

Zwei wesentliche Details machen dabei für das installierende Fachhandwerk wie für die künftigen Mieter den entscheidenden Unterschied aus: Zum einen passt das kompakte Lüftungsgerät Vallomulti 200 mit Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher dank einer Bauhöhe von 236 mm einschließlich Integral-Schalldämmverteiler problemlos über die Hängeschränke in der Küche; das spart Platz und fällt dank bauseitiger Verkleidung auch nicht ins Auge. Zum anderen ist das Luftverteilsystem Valloflex Reno im Flur weitgehend unauffällig. Die geschäumten Kanäle am Übergang von der Wand zur Decke mit 140 x 140 mm Kantenmaß lassen sich passend zur sonstigen Raumgestaltung überstreichen oder übertapezieren.

Einfache Montage mit Befestigungsklemmen

Die handlichen Rohrabschnitte und Komponenten, beispielsweise Winkel oder T-Stücke, sind dabei freitragend und werden mit einem verdeckten System befestigt: Der Monteur dübelt zunächst die Befestigungsklammern in Flucht an die Decke oder an die Wand. Die Kanalstücke werden dann mit ihren Verbindungselementen von Hand eingeklickt. Innerhalb von knapp zwei Stunden ist ein Luftverteilsystem wie in der Wohnung an der Göttinger Weserstraße fertig gestellt. Das ist etwa 40 % schneller als bei konventionellen Wickelfalzrohren in einer abgehängten Decke. Darüber hinaus seien die Gesamtkosten um bis zu 30 % geringer, wie Heinemann-Produkt­manager Jürgen Kink vorrechnet.

Diese Schnellmontage funktioniert auch bei unebenen Wänden oder Decken, sagt Kink: „Eventuelle Fugen werden vom Maler mit Acryl abgespritzt, größere zuvor mit Bauschaum aufgefüllt – genau wie sonst Übergänge beispielsweise an Fenstern oder Türrahmen. Anschließend können die Kanäle einfach überstrichen oder tapeziert werden.“ Für Gebäude wie beispielsweise Architektenhäuser aus den 1970-er Jahren gibt es anstelle der in Göttingen verarbeiteten Komponenten in Stuck-Optik auch schlichte, glattwinklige Kanalabschnitte.

In beiden Ausführungen ist das System so aufgebaut, dass mit einem Minimum an Elementen alle gängigen Aufgabenstellungen im Bestand gelöst werden können. Neben den Kanälen und Verbindern genügen dafür zusätzliche T-Stücke, Außen- und Innenwinkel sowie abgestimmte Wandhülsen und Revisionsdeckel. Das verringert den Aufwand für Planung, Montage und Lagerhaltung, was bei Handwerkern und dem Großhändler gleichermaßen geschätzt wird.

Ein weiterer Vorteil des Luftverteilsystems in dem Göttinger Mehrfamilienhaus ist die gute Zugänglichkeit. Jeder Punkt der Anlage ist zu Wartungs-, Inspektions- oder Reinigungszwecken einfach und ohne Demontage von Verkleidungsteilen erreichbar. Die geschlossene Oberflächenstruktur des geschäumten Kunststoffes wirkt sich zudem positiv auf die Anlagenhygiene aus.

Komfortlüftung wird zum Instrument der Mieterbindung

Für Rolf Georg Köhler, Vorstand der Städtischen Wohnungsbau Göttingen, ist bei der fachgerechten Sanierung von Geschossbauten die Installation einer Komfortlüftungs­anlage unumgänglich, wenn man die EnEV ernst nimmt. Dies gelte doppelt, wenn die Nachrüstung außerdem so vergleichsweise einfach erfolgen könne wie jetzt im Quartier am Leineberg. Generell sei die energetische Sanierung von Bestandsobjekten in dieser Größenordnung zwar immer auch eine Grenzkostenbetrachtung. Gleichzeitig aber stelle die Lüftungstechnik speziell für jüngere Mieter ein Komfortmerkmal dar, auf das beim Umzug in eine andere Wohnung beispielsweise ungern verzichtet werde: „Das bestätigen unsere Erfahrungen nicht nur in diesem Quartier, da wir seit rund zehn Jahren bei energetischen Sanierungen KWL-Anlagen installieren und dann entsprechende Rückmeldungen von den Mietern bekommen.“

Der Aufwand für die Nachrüstung einer KWL-Anlage in energetisch sanierten Immobilien ist mit Systemen wie dem Valloflex ­Reno so weit minimiert worden, dass prinzipiell jedes Bestandsobjekt zu einem günstigen Kosten-/Nutzen-Verhältnis ausgestattet werden kann. Dies gilt insbesondere in der Langzeitbetrachtung, wenn also auch die Folgen möglicher Feuchteschäden berücksichtigt werden.

Zudem trägt die Komfortlüftung zur signifikanten Verbesserung der Vermietungsquote bei, wie die Erfahrungen der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Göttingen zeigen. Nachträglich installierte Komfortlüftungsanlagen steigern damit also nicht nur die Wohnqualität an sich, sondern tragen vor dem Hintergrund des Wandels zu einem Mieter-Markt zusätzlich zur Bestandssicherung der investierenden Wohnungsgesellschaft bei.

INFO

Sanierungsprojekt ­Leineberg

Anfang der 1960-er Jahre entstand im Südwesten Göttingens der Stadtteil Leineberg, in dem die Städtische Wohnungsbau GmbH Göttingen heute mehr als 700 Wohnungen mit knapp 45000 m2 Wohnfläche bewirtschaftet. 584 der Wohneinheiten sollen in den kommenden Jahren saniert werden. Die drei- bis viergeschossigen Mehrfami­lien­häuser werden unter anderem EnEV-gerecht gedämmt, erhalten teilweise neue Zentralheizungen, die Balkone werden zu verglasten Loggien ausgebaut und Erdgeschosswohnungen barrierefrei umgestaltet.

In der Summe soll der Primärenergieeinsatz durch die energetische Verbesserung auf etwa 50 kWh/m2a gedrückt werden.

http://www.swbgoe.de

Produktsteckbrief

Das Lüftungsgerät

Das für den deutschen Wohnungsmarkt konzipierte und von Vallox (Finnland) hergestellte Lüftungsgerät Vallomulti 200 ist für eine Luftleistung bis 200 m³/h ausgelegt und wird häufig bei Sanierungen eingesetzt. Verschiedene Anschlussmöglichkeiten erleichtern dabei eine variable Platzierung.

Für Mietwohnungen wird eine Steuerung ohne manuelle Aus-Schaltung geliefert, um den in der DIN 1946, Teil 6, geforderten Mindestluftaustausch abzusichern. Eine Bypass-Schaltung umfährt im Sommerbetrieb den Wärmeübertrager. Filter, Ventilatoren usw. sind von vorn durch entsprechende Klappen erreichbar. Das vereinfacht den Service oder Reparaturarbeiten.

http://www.heinemann-gmbh.de

Produktsteckbrief

Das Kanalsystem

Das nur aus einem Dutzend Komponenten bestehende Luftverteilsystem Valloflex Reno ist modular aufgebaut: Kanal- und T-Stücke, Außen- und Innenwinkel können beliebig kombiniert werden. Für die Dichtheit der Verbindungen sorgen flexiblen Dichtlippen. Da das gesamte Verteilsystem gesteckt ist, können die Komponenten problemlos wieder gelöst werden. So sind nachträgliche Ergänzungen oder Reparaturen möglich.

Die Kanal-Komponenten bestehen aus Polystyrol-Hartschaum (EPS). Das hoch verdichtete Material lässt sich einfach verarbeiten, beispielsweise mit einer als Zubehör erhältlichen Dämmstoffsäge, und ist überstreich- oder tapezierfähig. Der geschlossenzellige Schaumstoff weist eine sehr glatte Oberflächenstruktur auf. Das gewährleistet einen hohen Hygienestandard und trägt zu reduzierten Strömungswiderständen bei.