Ein Ammon = ein dreiviertel Ahrens oder umgekehrt; das war der Kompromissvorschlag für eine neue Abrechnungsnorm in einer der vielen streitigen Diskussionen der technischen Kommission Sanitär des ZVSHK in den 80er-Jahren unter Vorsitz des allgewaltigen Josef Ammon und seines nicht weniger gewichtigen Nachfolgers Bernd Ahrens. Der erfolgreiche Weilheimer Unternehmer Ammon gilt als eine der stärksten und potentesten Persönlichkeiten des SHK-Wirtschaftskreises.
Als genialer Diplomingenieur schuf er nicht nur die normativen Grundlagen, sondern entwickelte mit seinem „Sanbloc“ zugleich die notwendige Hardware für die Vorwandinstallation in Deutschland, die ohne ihn nicht denkbar ist. Auch nach dem erfolgreichen Verkauf des Sanbloc und der gleichnamigen florierenden Firma investierte er fortwährend in Zukunftsprojekte, ob im Bereich neuer Distributionsformen mit seinem Sanorama oder in arbeitsteilige Do-it-yourself- Projekte im Heizungssektor.
Immer der Branchenentwicklung um einiges voraus; wenn auch mit wechselndem Erfolg, aber immer mit vollem unternehmerischen Risiko. So auch bei der Wiedervereinigung. Auch hier investierte er nicht kleinteilig, sondern in größerem Stil mit mehr als 100 Beschäftigten in eine Firmengründung, die ihm am Ende allerdings nicht die Erwartungen erfüllen konnte.
Seinem unternehmerischen Vollblut entsprechend hat er sich politisch eingemischt; sein Urteil war vernichtend. Am liebsten hat er mit Handwerkskollegen über die besten technischen Lösungen debattiert und sich über technologisch nicht ausgereifte Industrieprodukte aufgeregt. Sein Fachwissen war gefragt und führte ihn bis in den Vorstand des Deutschen Verdingungsausschusses. Seine exzellenten Beziehungen zum Bundesbauministerium öffneten manche Tür. Dass er bei allem immer die Kollegen im Handwerk einbezog, spricht für seine Grundüberzeugungen und hat ihm höchste Ehrungen eingebracht. Seine persönliche und unternehmerische Entscheidungsfreiheit ging ihm über alles. Deshalb ließ er sich in keine Vorstände einbinden, an Angeboten bis hin zum ZVSHK hatte es nie gefehlt.
Ammon war nicht nur ein exzellenter Fachmann und Unternehmer, sondern auch brillant in der freien Rede und hatte einen unnachahmlichen Schreibstil. Am liebsten verfasste er polemische Stellungnahmen und Briefe, mit denen er die Branche und seine Kollegen aufrütteln wollte. Zudem war er Autor des im Gentner Verlag erschienenen Standardwerkes „Handbuch der Vorwandinstallation“.
Fast barock kann man seine Liebe zu gutem Essen, Wein und kritischer Rede bezeichnen, der immer etwas Sarkastisches und am Ende selbstkritisches Resignierendes anhaftete. Wenn es eine Ruhmeshalle der Deutschen Sanitär Heizungs- und Klimawirtschaft gäbe, Josef Ammon würde dort einen hervorragenden Platz einnehmen. Er starb nach quälender Krankheit, die seinen wachen Geist jedoch bis zum Ende nicht niederringen konnte, am 5. Januar 2010 in seiner Heimatstadt Weilheim.
Michael von Bock und Polach