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Interview

„Wir haben eine gemeinsame Verantwortung“

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Wasser: Kein Lebensmittel ist bedeutsamer. Es ist sogar mehr. Wasser ist Lebensgrundlage. Zudem ist Wasser das Kern­element der SHK-Haustechnik. Ohne Wasser kein Duschen. Ohne Wasser kein Toilettengang. Wasser hat einen hohen Einfluss auf das Betriebsverhalten von Heizungs- und Kaltwassersystemen; Richtlinien wie die VDI 2035 rücken die Qualität des führenden Wärmeträgermediums gezielt in den Mittelpunkt. Und dennoch verfestigt sich in der jüngeren Vergangenheit immer mehr der Eindruck, dass der Wert des Wassers nicht genug geschätzt wird. Alles selbstverständlich? Keineswegs. Über die Dringlichkeit der Versorgung und welche Rolle Fachhandwerk, Industrie und Großhandel dabei spielen. Nicht nur bei der Trinkwasserversorgung.

SBZ: Mit der vielbeachteten Kampagne „Starke Partner für G.U.T.es Wasser“ unterstützen Sie seit 2020 Menschen in Mosambik. Eine Region, in der Trinkwasser nicht überall wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn kommt.

Bernd Reinke: Es geht vor Ort gezielt um den Ausbau von Wasserversorgungssystemen für Kleinstädte und Vororte. Dabei sind wir nicht ausschließlich nur der klassische Spendenpartner, der finanzielle Unterstützung leistet, so etwa durch den Erlös bestimmter Produkte. Im Schulterschluss mit der Trinkwasserinitiative „Viva con Agua“ steht vor allem Hilfe zur Selbsthilfe ganz weit oben. Dabei geht es konkret zuvorderst um den Ausbau von Handwerksbetrieben vor Ort, um die qualifizierte Ausbildung von Handwerkerinnen und Handwerkern, damit langfristig der sichere Zugang zu sauberem Trinkwasser in den ländlichen Gebieten Mosambiks gewährleistet ist. Pures Wasser ist reines Glück, in vielen Regionen aber eben nicht selbstverständlich. Daran möchten wir gezielt etwas ändern.

SBZ: Das sieht in Deutschland ganz anders aus. 93 % der Menschen konsumieren Wasser aus der Leitung. Ist das nicht ein klares Qualitätsbekenntnis?

Reinke: Auf jeden Fall. Das Vertrauen ist eben auch über Jahre, über Generationen hinweg gewachsen. Wenn die Großmutter früher Trinkwasser aus der Leitung getrunken hat, übernehmen dies in der Regel auch Kinder und Enkel. Damit Qualität und Sicherheit von Wasser für Mensch und Umwelt aber auf lange Sicht garantiert sind, bedarf es der Einhaltung gesetzlicher Richtlinien und Vorgaben – Instrumente, die allem voran dem Trinkwasserkonsumenten gesundheitliche Mehrwerte verschaffen. Damit dies auf Dauer für Deutschland möglich ist, müssen alle Beteiligten im Boot bleiben. Und auch in die gleiche Richtung rudern – industrielle Hersteller, der Großhandel als Bereitsteller der erforderlichen Waren und letztendlich die, die es verbauen, unsere top geschulten Fachhandwerkerinnen und Fachhandwerker. Zusammen stehen wir für Aufklärung und Sensibilisierung bei einem weltweit relevanten Thema.

SBZ: Damit haben Sie den Wert des traditionellen dreistufigen Vertriebs angesprochen. Aber wird dessen Bedeutung generell nicht eher abnehmen?

Reinke: Dazu ein klares und uneingeschränktes Nein. Im Gegenteil: Unsere Kompetenz, Erfahrung und nicht zuletzt Innovationskraft sind gefragter und geforderter denn je. Wir haben eine Verantwortung, eine gemeinsame Verantwortung. Es geht um den globalen Klimaschutz. Aktuell sind allein hierzulande 120 Millionen Tonnen CO2, das sind 14 % der gesamten CO2-Emissionen, auf den Gebäudesektor zurückzuführen. 2030 dürfen jährlich nur noch 72 Millionen Tonnen CO2 anfallen. Das ist ein ambitioniertes Ziel. Auf diesem Weg ist Teamwork gefragt – Teamwork von Industrie, Großhandel und Fachhandwerk. Das nimmt eine zentrale Rolle ein und macht aus Ankündigungen konkrete Taten. Als Verbindungsstück zum Handwerk ist und bleibt der Großhandel dabei die standfeste Brücke zur Industrie. Eine Brücke, die als gewerkeübergreifender Wissensaggregator und Vertriebskanal sehr stabil und äußerst verlässlich ist.

Um unsere Ressourcen zu schonen und Schadstoffemissionen deutlich zu reduzieren, können wir nur gemeinsam mit erneuerbaren Energien vorankommen, ob mit Wärmepumpen, Brennstoffzellentechnologie oder Photovoltaik. Spannende, herausfordernde Technik, die von Beratung über Installation bis hin zu Wartung ausschließlich in die Hände unseres erfahrenen Fachhandwerks gehört.

SBZ: Das Fachhandwerk ist heute gefragter denn je, ist das eher eine Chance oder gar ein Risiko für Ihre Argumente pro Dreistufigkeit?

Reinke: Die Auftragsbücher sind quer durch alle Gewerke gut gefüllt, die Nachfrage nach kompetenter fachlicher Beratung und Umsetzung ist so groß wie nie. Auch weil der Bedarf so immens ist und der Fachkräftemangel nicht von heute auf morgen aufgefangen werden kann, gehen einige wenige Hersteller mitunter andere Wege, um mit Produkten den Endverbraucher zur schnellen Selbstinstallation zu locken. Das war in der jüngeren Vergangenheit leider alles andere als gut. Da wird auch berechtigterweise zurückgerudert.

Wichtig zu wissen: Viele Dienstleistungen in der Haustechnik sind, allein schon aus Gewährleistungsgründen, bei den Frauen und Männern vom Fach in goldrichtigen Händen. Und diese Expertinnen und Experten wissen die Kompetenz ihrer Großhandelspartner zu schätzen. Denn wir können beispielsweise durch ein großes Produktsortiment, schnelle Verfügbarkeit und unterstützende, innovative Serviceleistungen ihnen nicht nur den Rücken freihalten, damit sie sich auf ihr tägliches Kerngeschäft konzentrieren können, sondern, um im Bild zu bleiben, auch für den nötigen Rückenwind sorgen. Auf Wissen und Weitsicht des Großhandels kann sich Deutschlands Fachhandwerk verlassen.

SBZ: Neben dem angesprochenen Fachkräftemangel steht das Handwerk, ja die ganze SHK-Branche vor weiteren großen Herausforderungen.

Reinke: Nehmen wir doch mal Ihre Medienbranche: Ein guter Beitrag in einer Fachzeitschrift lebt nicht nur vom Text, er lebt auch von den Bildern, vom Layout, von der Aufmachung. Auch in der Haustechnik muss ein Rad ins andere greifen, damit das Gesamtergebnis stimmt. Dabei ist ein starkes und resilientes Netzwerk unverzichtbar. Die Hersteller produzieren die Ware, der Großhandel bündelt und vernetzt Wissen und stellt die Ware bedarfsgenau zur Verfügung, das Fachhandwerk sorgt für die professionelle Installation beim Endkunden vor Ort. Dabei ist es heute elementarer denn je, dass Deutschlands Fachhandwerker sich auf Großhandels­partner verlassen können, die über den Tellerrand blicken, mitdenken und genau wissen, was auf den Baustellen von Aachen bis Zwickau gebraucht wird und was nicht.

So geht es uns vor allem darum, Tagesprozesse im Handwerk zu optimieren. Wie z. B. durch „G.U.T. Online Plus“ und die jederzeitige, schnelle Warenverfügbarkeit. Mit mehr als 4,7 Millionen Artikeln von über 2600 Lieferanten und Herstellern haben wir eine Sortimentsvielfalt, mit der die gesamte Bandbreite der Haustechnik abgedeckt ist. Oder nehmen wir den bewährten Mietservice „BoxLoad“, wo wir den individuell bestückten Container direkt auf die Baustelle liefern. Oder das Erfolgsmodell „Elements – die Ausstellung des Fachhandwerks“, das für Kunden ein Weg zum neuen Bad oder zur neuen Heizung geworden ist. Dazu kommen die kurzen Wege. Unser Abex-Netzwerk ist schnell zu erreichen.

SBZ: Kann ein Fachbetrieb noch ohne die Möglichkeiten der Digitalisierung wettbewerbsfähig bleiben?

Reinke: Gegenfrage: Warum sollte er? Die Chancen der Digitalisierung und die Optionen an den Schnittstellen zwischen den Gewerken sind einfach zu gut. Wieso auf ein innovatives Planungstool verzichten, mit dem in fünf Minuten ein annahmefähiges Angebot geschrieben ist? Die Veränderungen im Markt wurden durch die Digitalisierung rasant vorangetrieben. Da heißt es, Schritt zu halten, für die Betriebe, die aber selten über das entsprechende Rüstzeug verfügen. Auch hier bieten wir uns gewissermaßen als Trainer an, der die Mannschaft fit und wettbewerbsfähig macht.

Unser digitaler Werkzeugkasten ist die „DigitalBox“ mit zielgerichtet arbeitenden Lösungen und innovativen Tools rund um die Prozesse der Branche, die den Betrieb entlasten und klare Mehrwerte bringen. Der Anspruch ist es, dass sich Deutschlands Betriebe noch kundenorientierter und professioneller positionieren, wie durch eine neu konzipierte Website, die schnell gefunden wird und Endkunden anspricht, aber auch mögliche Auszubildende. Das Angebot wird sehr gut angenommen, die Chancen werden erkannt. Es unterstreicht, in einem sich ständig verändernden Umfeld, die Bedeutung von führenden Großhändlern wie der G.U.T.-Gruppe für unsere Fachhandwerksbetriebe. Zusammen mit den Partnern der Industrieseite haben wir mit der Fachschiene in Deutschland Vertriebsstrukturen, die heute erfolgversprechender sind als je
zuvor.

SBZ: Herr Reinke, vielen Dank für das Gespräch.