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Kalkschutz gesetzlich aufgehoben?

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Nach der Verschärfung von Regeln zum Erhalt der Trinkwassergüte (siehe novellierte Trinkwasserverordnung) lässt die Bundesregierung jetzt den nächsten Schritt folgen. Zwar soll das geplante Vorhaben zum Wohl der Bürger sein, aber bereits heute mehren sich die Stimmen der Zweifler. Es geht um den Kalkzusatz in Trinkwasser. Natürlich ist das nicht für jeden Verbraucher eine Freude. Mancher stört sich an der Prozedur der Entkalkung von Kaffee- und Spülmaschinen. Aber mit dem gänzlichen Verbot der Kalkzugabe ins Trinkwasser geht ein neuer Gesetzentwurf nach Ansicht vieler Branchenbeteiligter und Verbände in Deutschland zu weit. Zurzeit basieren die meisten Kalk-Entsorgungskonzepte deutscher Kommunen auf die Zugabe von anfallendem Kalk ins Trinkwassernetz. Das ist seit 115 Jahren erlaubt und gesetzlich in gewissen Grenzen vorgesehen und sogar sinnvoll.

Wo bleibt die Isolierwirkung?

Der Kalk fällt in den Kommunen regelmäßig als Abfallstoff an, beispielsweise in Form von Bauschutt. Dieser wird zentral gesammelt und anschließend ins Trinkwasser geimpft. Als wichtiges Absicherungsmaterial dient es im Trinkwassernetz als abdichtender Hilfsstoff zur fortlaufenden Innensanierung von Trinkwasserleitungen. Und was nicht als „Baumaterial“ an schadhaften Stellen einer Rohrwandung aushärtet, landet letztlich beim Verbraucher in der Kaffee-Maschine. In einer Solidargemeinschaft sind solche Maßnahmen, ähnlich wie der Straßenbau, von allen Mitbürgern zu tragen. Im Straßenbau wird auch der fein zerkleinerte Bauschutt als Schotter verwendet. Aus Abfall wird Rohstoff. Ein plötzliches Verbot der Kalkzugabe ins Trinkwasser soll dieses absolut bewährte und traditionsreiche Prinzip jetzt aushebeln. Die Zugabe von Kalk soll auf Nullkommairgendwas gedeckelt werden, was letztlich einem Verbot gleichkommt. Anlass dazu gibt eine EU-weit gültige Vorgabe aus Brüssel.

Nicht nur, dass die Kommunen neue Entsorgungskonzepte für die weiterhin anfallenden Kalkmengen erstellen müssten. Man kann sich an fünf Fingern ausrechnen, was bei Einhaltung dieser neuen Vorgabe für die bislang gut versorgten Trinkwasserinstallationen in der Gebäudetechnik rauskommt. Nicht nur die Leitungen der kommunalen Betriebe werden in sehr kurzer Zeit marode und unbrauchbar – auch die Hausinstallationen würden extrem betroffen.

Erste Hochrechnungen der Fachverbände gehen davon aus, dass die Trinkwasserleitungen in Gebäuden ohne den zurzeit noch üblichen Kalkgehalt sehr schnell kollabieren dürften. Innerhalb des ersten halben Jahres nach einem Kalkverbot werden rund 30 % aller Trinkwasserleitungen eine Leckrate von etwa 45 % aufweisen, heißt es nach vorsichtigen Schätzungen. Nach einem Jahr dürften bereits 60 % der Hausinstallationen mit einer Leckrate von fast 90 % betroffen sein. Deutschland wird sich dann im Ausnahmezustand befinden.

Ersthelfer für Rohrbrüche gefragt

Aufgrund der drohenden Gefahr für die Trinkwasserversorgung und den sozialen Frieden sehen sich Verbände unterschiedlichster Ausrichtungen gezwungen, durch Informationskampagnen auf das Problem aufmerksam zu machen. Tenor dieser oft sehr emotional geführten Aktionen soll die Vorhersage sein, dass sich das Kalkverbot nicht mehr aufhalten lässt, die Folgen jedoch noch gemildert werden können. Handwerksverbände werben deshalb offensiv für die Umschulung zum „Ersthelfer für Rohrbrüche“. Damit nach Eintreten dieses staatlich verordneten Super-Gaus zumindest Teile der Handwerkerschaft in der Lage sein werden, das Trinkwassernetz und damit die Bevölkerung zu retten.

Die Industrie hat natürlich ebenfalls schon reagiert und scheint dabei recht optimistisch, wie während der Messe SHK Essen festzustellen war. Originalton aus den Reihen eines der führenden Herstellers für Geräte zur Trinkwasserbehandlung: „Bisher haben wir an der Kalkbeseitigung verdient, jetzt werden wir zukünftig eben an der definierten Kalkzugabe verdienen. Außerdem werden wir einen Fuhrpark aufstellen für die Kommunen, um den Abtransport vom überflüssigen Kalk so effizient wie möglich zu gestalten“. Die Redaktion der SBZ meint dazu: Ade, schöne Welt, wie wir dich kannten; guten Tag Chaos, das der Sintflut ziemlich nahe kommen wird. Über Post mit Ihrer Meinung zu dem Thema freuen wir uns:

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