Im Vorfeld der inzwischen abgesagten Weltleitmesse ISH ging es bis zuletzt um die Entscheidung, ob die Veranstaltung im März 2021 in Frankfurt/Main gelingen kann. Beispielhaft hat der Düsseldorfer Caravan Salon während zehn Tagen in der ersten Septemberhälfte unter Beweis gestellt, dass ein Branchentreff im Großformat durchaus realisierbar ist – und die Durchführung wirkte überaus unaufgeregt. Insgesamt hätten sich 200 000 Teilnehmer online anmelden können, 107 000 Camping-Fans und Mobilisten haben sich die Neuheiten in zehn Hallen plus Freigelände nicht entgehen lassen. Wie die Fach- und Publikumsmesse unter Corona-Bedingungen funktioniert hat, was die ISH hätte übernehmen können, all das stellen die nächsten Zeilen dar.
Zunächst sah es allerdings kaum nach Erfolg aus. Nicht weil es am Organisations- und Hygienekonzept gemangelt hätte – das war vorbildlich und hatte Referenzklasse. 1600 Desinfektionsspender und 600 Hygienewächter sollen vor Ort gewesen sein. Vielmehr waren es die spärlich eintreffenden 8000 Besucher, die zu Messebeginn für ihre ausnahmslos online gebuchten Tickets Einlass erhielten – theoretisch hätten in Coronazeiten täglich 20 000 Besucher kommen können. Doch die Interessenten für Reisemobile, Caravans und Campingausrüstungen verloren sich am Eröffnungstag mehr oder minder in den zehn Hallen und auf dem Freigelände.
Das war aber nur der Anfang. Während des ersten Wochenendes steigerte sich der Zustrom auf 34 000, zum Messeschluss summierte sich die Gesamtzahl auf 107 000, wie die Veranstalter zufrieden bekannt gaben. Gemessen am Ergebnis des coronafreien Vorjahres mit 268 000 Besuchern zeigte sich allerdings deutlich der Schatten der Pandemie.
Durch strenge Vorgaben für die Lenkung der Besucherströme, für die Abstandsregelungen auf den Messeständen und der jeweiligen Platzierungen für Aussteller und Produkte musste erheblich mehr Grundfläche in den Hallen eingeplant werden. Das hat die Düsseldorfer Messe vorbildlich und souverän umgesetzt.
In den Eingangsbereichen und in jeder Halle wurde auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes geachtet und für jeden Messestand gab es die Vorgabe, dass höchstens zwei Besucher aus einem Haushalt die ausgestellten Reisemobile und Wohnwagen von innen in Augenschein nehmen durften. Sowohl die Fenster in den Exponaten als auch die großen Hallentore waren ständig geöffnet, um den Luftaustausch der Belüftungsanlagen zu unterstützen.
Auf den ersten Blick sahen die für den Caravan Salon eingerichteten Hallen gut besetzt aus. Doch hatte man geschickterweise aus der Not eine Tugend gemacht und den Ausstellern größere Areale angeboten. Erst auf den zweiten Blick bzw. bei der Suche nach dem einen oder anderen Aussteller wurde offenbar, dass die Liste der teilnehmenden Firmen, die in vergangenen Jahren wie ein Publikumsmagnet wirkte, etliche Lücken aufwies.
Insgesamt haben 350 Aussteller die Chance für diesen traditionellen Messetreff am Rhein genutzt, um ihr Angebot für die 2021er-Saison zu präsentieren und um auch gleich am Stand Bestellungen zu buchen. Dem Abschlussbereicht der Messe lässt sich entnehmen, dass trotz der kleineren Besucherzahl ein höherer Absatz registriert werden konnte. Das verwundert nicht, denn die Branche boomt. Trotz Corona samt zurückliegendem Shutdown haben die Hersteller mehr Freizeitfahrzeuge als je zuvor verkauft.
Wie lässt sich dies in Bezug setzen zur ISH 2021, die in Frankfurt aus dem Messekalender gestrichen wurde und nur digital stattfinden soll? Auch in der SHK-Branche kann man weiterhin von einem Boom sprechen. Sicher ist der Informations- und Investitionsbedarf für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik inzwischen riesig – und angesichts der Coronakrise noch dringlicher geworden. Last but not least können Hersteller im zweijährigen Rhythmus mit Innovationen aufwarten, die sich vor Ort auf der Weltleitmesse bislang stets begutachten ließen und zum Fachsimpeln angeregt haben. Alles das jetzt digital? Für Handwerker, die es gewohnt sind, sehr viel über ihre Hände zu begreifen?
Selbst wenn es nur durch eine Glasscheibe möglich ist: Der persönliche Kontakt zwischen Hersteller, Händler, Planer und Handwerker hat sich bewährt und ist immer noch geboten, um die Projektabwicklung von morgen möglichst verlässlich sicherzustellen.
Die Düsseldorfer Veranstaltung hat es nahegelegt, dass sich die SHK-Branche in puncto Messedurchführung am geglückten Caravan Salon hätte ein Beispiel nehmen können. Aber: Es kam anders.