SBZ: Das letzte halbe Jahr war für die Heizungsbranche im Allgemeinen und für den Energieträger Holz im Speziellen sehr ereignisreich. Können Sie die Entwicklungen aus Ihrer Sicht noch einmal kurz nachzeichnen?
Martin Bentele: Die aktuell besondere Situation für die Pelletbranche begann schon im September 2019, als die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer die Devise „weg vom Öl“ ausgab und eine „Abwrackprämie“ öffentlich machte. Das kam bei den Menschen an. Als die Bundesregierung dann zum Jahresbeginn mit einem neuen Marktanreizprogramm (MAP) den Tausch der Ölheizung mit 45 % der Investitionskosten bezuschusste, haben die Verbraucher reagiert und den Heizungsbauer kontaktiert.
Dabei hat die Corona-Situation die Menschen bestärkt, in die eigenen vier Wände zu investieren und nicht in Autos oder Fernreisen. Davon hat die Pelletbranche stark profitiert, wie das Marktwachstum zeigt. Der ein oder andere wird auch vom CO2-Preis gehört haben, der ab dem nächsten Jahr fossile Brennstoffe wie Öl und Gas in mehreren Stufen teurer macht. Holzbrennstoffe wie Hackschnitzel oder Pellets sind davon nicht betroffen.
SBZ: In etwa der Hälfte der MAP-Anträge geht es um den Austausch einer Ölheizung. Profitiert hiervon besonders die Holzheizung oder liegt die Ursache für den plötzlichen Boom noch woanders?
Bentele: Nein, das ist der Hauptgrund, denn Pelletheizungen können Öl besonders gut ersetzen: Der Lagerraum ist vorhanden und der bekannte Ölhändler liefert dann eben Pellets. Wobei ich nicht gerne von Boom rede. Einen Boom hatten wir zu Beginn des Jahrhunderts, als Pellets in aller Munde waren. Die Entwicklung heute ist dagegen nachhaltiger, denn das Produkt „Heizen mit Pellets“ hat sich deutlich weiterentwickelt.
Das sieht man an der Brennstoffqualität und der professionellen Anlieferung, die das ENplus-Zertifikat jeweils garantiert, sowie an der hochwertigen Feuerungstechnik. Dazu kommt natürlich auch das engagierte SHK-Handwerk, wo sich viele Betriebe seit Jahren mit erneuerbarer Wärme und moderner Holzenergie beschäftigen. Das macht das Ganze zu einer runden, komfortablen Sache.
SBZ: Einige Hersteller von Holzheizungen berichten schon von Rekordumsätzen. Wie sieht die Marktentwicklung gegenwärtig aus und was erwarten Sie im Jahresverlauf?
Bentele: Im ersten Halbjahr 2020 hatten wir laut BDH-Zahlen einen Zuwachs von 150 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dennoch sind die Stückzahlen mit 13 000 noch sehr niedrig, zum Beispiel im Vergleich mit der Luft/Wasser-Wärmepumpe. Es wurden sogar noch mehr Öl-Brennwertheizungen im gleichen Zeitraum verkauft, was schon verwundert. Wenn ich einen Wunsch hätte, dann den, dass wir hier am Jahresende mit der Pelletheizung erstmals die Nase vorn haben. Ich bin zuversichtlich und sehe momentan keine direkten wachstumshemmenden Einflüsse, wobei man zugeben muss, dass die Kesselhersteller wirklich „am Anschlag“ produzieren.
SBZ: Wie reagiert das SHK-Fachhandwerk auf das Marktwachstum? Gibt es genügend Betriebe, die Holzheizungen einbauen?
Bentele: Wenn die Kunden Produkte aktiv nachfragen, reagiert das Handwerk. Wir haben dieses Jahr deutlich mehr Anfragen von SHK-Seite und spüren ein gestiegenes Interesse. Wenn man aber sieht, dass für Holzheizungen ein spezielles Know-how erforderlich ist, sind es noch zu wenige, die die Nachfrage professionell bedienen können.
SBZ: Gegenwärtig scheint ein guter Zeitpunkt für Fachbetriebe zu sein, um die Holzheizung ins Portfolio aufzunehmen. Worauf muss bei der Umsetzung besonders geachtet werden?
Bentele: Holz ist ein spezieller Energieträger. Er verbrennt zwar CO2-neutral, ist aber komplex. Das erfordert besondere Kenntnisse, nicht nur bei der Pelletproduktion oder bei der Konstruktion der Feuerungen, sondern auch beim Einbau. Ich denke hier besonders an das Zusammenwirken von Kessel und Lager oder an die Zuführung zum Lager. Darüber sollte der Heizungsbauer Bescheid wissen und sich auch Praxiserfahrung aneignen. Genauso wichtig ist aber auch Wissen zur Pelletqualität oder zur Nachhaltigkeit der Erzeugung. Auch das will der Kunde von ihm wissen. In Sachen MAP umfassend beraten zu können und eine hohe Förderung zu ermöglichen, gehört natürlich auch dazu. Hier bieten wir mit unserem Fördermittelrechner und der Förderfibel praktische Hilfestellung und praxisnahe Tipps an.
SBZ: Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es hier für Fachhandwerker?
Bentele: Die wichtigste Fortbildung zur Holzenergie bieten wir in Zusammenarbeit mit den großen Kesselherstellern und dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) seit nunmehr zehn Jahren: die Schulung zum Pelletfachbetrieb. Das ist ein kompaktes Programm zu allen in der letzten Antwort genannten Inhalten.
Die Schulungen können vom Heizungsbauer bei uns oder dem ZVSHK online oder bei einem Kesselhersteller absolviert werden, da sollte für jeden eine passende Möglichkeit dabei sein. Die zusätzlich notwendige Technikschulung bieten ausschließlich die Kesselhersteller an. Dann muss der Betrieb noch mindestens fünf Pelletheizungen eingebaut haben, bevor er sich als Pelletfachbetrieb registrieren kann und auf der gleichnamigen Internetseite geführt wird.
SBZ: Wenn nun deutlich mehr Holzheizungen eingebaut werden, stellt sich langfristig die Frage, wie nachhaltig es sich mit dem Energieträger Holz heizen lässt. Wie sieht es hier mit der Versorgungssicherheit, den Preisen und mit der Klimaneutralität aus?
Bentele: Deutschland ist das Holzland schlechthin in Mitteleuropa. Durch die hohe Sägewerksdichte gibt es auch Holzspäne, den Grundstoff für die Pelletproduktion, in großen Mengen. Das zeigt sich daran, dass Deutschland mit 2,8 Millionen Tonnen Pellets 2019 weltweit die Nummer drei war. Die Menge kann aber problemlos aus heimischem Rohstoff gesteigert werden, wie wir dieses Jahr sehen, da wir wohl erstmals über drei Millionen Tonnen produzieren werden. Trotzdem ist noch weiterer Spielraum nach oben und zwar nachhaltig.
Die breite Verfügbarkeit äußert sich auch in einem sehr konstanten Preisverlauf. In den letzten Jahren waren wir durchschnittlich 30 % unter dem Ölpreis. Zur Klimaneutralität kann man eigentlich nichts Besseres machen, als mit Pellets zu heizen. Das CO2-Einsparpotenzial ist beim Ersatz von Öl durch Holz zur Wärmegewinnung so hoch wie bei keiner anderen Sanierungsmaßnahme im Gebäude.
Info
Qualifizierung zum „Pelletfachbetrieb“
Das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) bietet seit 2011 in Kooperation mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) die Qualifizierung zum „Pelletfachbetrieb“ an. Zielgruppe der Qualifizierung sind beim Thema Pellet- und Holzheizung kompetente und erfahrene SHK-Unternehmen, die ihr Fachwissen auch nach außen sichtbar machen möchten. Aber auch Neueinsteiger können sich nach und nach weiterbilden.
Ein guter Einstieg sind die zwei Onlineschulungen des DEPI, die vom Wald über die Pelletproduktion bis hin zu Förderung und Lagerbau alle wichtigen Aspekte thematisieren.
Zusätzlich muss eine Technikschulung bei einem im Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) organisierten Kesselhersteller absolviert werden.
Wenn dann noch fünf Pelletheizungen installiert wurden, werden die geschulten Betriebe zentral in der beim Endkunden beworbenen Online-Datenbank www.pelletfachbetrieb.de gelistet. Dort sind sie per Postleitzahlsuche zu finden. Alle drei Jahre muss das Fachwissen mit einer kompakten Onlineschulung erneuert werden. Alle Schulungen und auch die Listung sind kostenlos.
Weitere Informationen, Termine sowie das Formular zur Anmeldung finden sich unter
→ www.depi.de