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Nasszellen in Linienbussen

Für SHK Essen sanitärtechnisch mobil

Auf den ersten Blick präsentierte sich das erste Modell einer völlig neuen Linienbus-Generation unscheinbar. Von außen betrachtet fällt nur auf, dass die Seitenfenster des weiß-roten Daimler-Benz Neoplan-Busses auf der Fahrerseite mit schwarz gefärbten, blickdichten Scheiben ausgestattet sind. Aber am Heck des Fahrzeugs macht der Schriftzug „Sanibus“ dann schon neugierig.

Berufspendlern mehr Lebensqualität bieten

Duschen im Bus, fast wie zuhause: Auf der Pressekonferenz der LiBuRu AG wurde es eindrucksvoll demonstriert.  

LiBuRu

Duschen im Bus, fast wie zuhause: Auf der Pressekonferenz der LiBuRu AG wurde es eindrucksvoll demonstriert.
 
 

Bevor die Linienbus-Ruhrgebiet AG, kurz LiBuRu, die neue Errungenschaft zur Besichtigung freigibt, erläutert Unternehmens-Pressesprecherin Vivi Boch, wie die Idee zu der neuen Service-Leistung gewachsen ist: „In unserer Leistungsgesellschaft ist die Zeit ein zunehmend wichtiger Faktor. Wir wollen unseren Kunden ab dem 1. April die Möglichkeit geben, die Fahrtdauer in unseren Fahrzeugen sinnvoll zu nutzen. Darüber hinaus wollen wir als ein SHK-Messe-Standort ein Zeichen für die Badwelten im Ruhrgebiet setzen. Die neuen Busse sind unser Beitrag zur Messe SHK Essen, die in diesem Jahr vom 6.9. bis 9.9. stattfinden wird. Der Probebetrieb ist bis dahin abgeschlossen und daher werden wir ein attraktives Fahrerlebnis zum Messegelände präsentieren können.

In Kooperation mit Daimler-Benz und dem Fachverband SHK NRW ist dabei ein Bus entstanden, der seinen Fahrgästen fünf Sanitärkabinen zur Nutzung anbietet. Die Nasszellen sind mit WC, Waschtisch und Duschanlage komfortabel ausgestattet. „Wir wissen von vielen Fahrgästen, dass sie morgens gerne etwas länger schlafen. Die Möglichkeit, ihre Körperhygiene während der Fahrt zur Arbeitsstelle oder eben zur SHK Messe zu erledigen liegt daher nahe“, sagt Boch.

Da die Kabinen allerdings Platz ­beanspruchen, ist die Anzahl der Sitzplätze im Sanibus von sonst 36 auf 9 reduziert. „Wir betrachten diese Plätze auch mehr als Wartemöglichkeit für die Fahrgäste, die unsere Nasszellen benutzen möchten“, stellt Vivi Boch dazu fest. Testweise soll der Sanibus zunächst auf einer von Pendlern stark frequentierten Linie parallel zum normalen Linienbus eingesetzt werden. Dies deshalb, weil auch das Ticket für die Fahrt mit der neuen Errungenschaft rund 7 % teurer ist, dann allerdings inklusive der Nutzungsmöglichkeit für alle Einrichtungen.

Pfiffige Technik macht Luxus auf Rädern möglich

Entwicklungsarbeit im Dienst der mobilen Hygiene. Hier verbindet ein Anlagenmechaniker den schallentkoppelten Siphon in Nennweite 100 mit dem Busfahrgestell.

Bild: SGr - stock.adobe.com

Entwicklungsarbeit im Dienst der mobilen Hygiene. Hier verbindet ein Anlagenmechaniker den schallentkoppelten Siphon in Nennweite 100 mit dem Busfahrgestell.

Für die Versorgung der Sanitäreinheiten befinden sich im Heck des Busses ein Frischwassertank (480 Liter) und ein Abwassertank (520 Liter). Unter den Nasszellen sind Sammelbehälter mit einem Fassungsvermögen von jeweils 50 Liter positioniert. Aus diesen pumpt jeweils eine Abwasserpumpe das Wasser in den Abwassertank, wenn der Füllstand des Zwischenbehälters erreicht ist. Die Erwärmung des Wassers für die Waschtische und Duschen wird mittels eines 28-kW-Plattenwärmetauschers erreicht, der von der Abwärme des Busmotors beheizt wird. Der erforderliche Wasserdruck im Kalt- und Warmwassersystem wird besonders pfiffig erzeugt, nämlich hydraulisch: Der Öldruck des antreibenden Dieselmotors wird in ein Membran-Druckbehälter eingeleitet. Dieser erzeugt den nötigen Wasserdruck für die Sanitärtechnik. Im Gegensatz zu anderen sanitären Einrichtungen in ­Fahrzeugen (z. B. Wohnmobilen) sind die Nasszellen des ­Sanibusses nur dann betriebsbereit, wenn der Motor des Busses läuft. Vivi Boch sieht darin allerdings kein Problem: „Im Gegensatz zu den Einrichtungen in Campingmobilen werden ­unsere Nasszellen ja ausschließlich dann genutzt, wenn der Bus in Betrieb ist.“

Eine Einschränkung gegenüber dem heimischen Bad gibt es im Bus gerade deshalb aber doch: Der Herr der Schöpfung darf sich hier – wegen der Verletzungsgefahr im fahrenden Wagen – nur elektrisch rasieren, muss also auf Rasierschaum und -messer verzichten.