Die deutsche Wirtschaft muss sich für die nächsten drei oder vier Quartale auf eine Schwächephase einstellen. Das ist nicht nur eine Folge der Finanz- und Bankenkrise, sondern auch ein ganz normaler Vorgang, auf den die Volkswirte weltweit mehr oder weniger gewartet haben. Nach zwölf bzw. 13 Quartalen mit Wachstum war eine Phase der wirtschaftlichen Verlangsamung eigentlich überfällig. Die Finanz- und Bankenkrise sorgt jetzt jedoch dafür, dass die Korrektur heftiger ausfällt.
Keine weltweite Rezession
Die Weltwirtschaft schwächelt, stürzt aber nicht in eine Rezession. Wegen der weltweit geringer werdenden Wirtschaftsleistung wird der Ölpreis auf einem moderaten Niveau bleiben und die Inflationsraten werden zurückgehen. Die USA stehen allerdings vor einer längeren Talsohle. Geringe Sparquote, Immobilienkrise, Kreditkartenkrise, Leistungsbilanzdefizit, Staatsverschuldung und eingeschränkte Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen sind Gründe dafür, dass die USA als Exportmarkt für deutsche Hersteller mittelfristig ausfallen.
In Asien haben die Tigerstaaten und Indien die gleichen Probleme wie wir. Auch Asien fällt für mittlere Frist als Exportregion für die deutsche Wirtschaft aus. China stellt sich auf ein geringeres Wachstum ein. Das wird zwar bei 9 % liegen, ist aber für die chinesische Volkswirtschaft zu wenig, wenn man mindestens 12% Wachstum benötigt, damit es in der Bevölkerung nicht zu Unzufriedenheiten und Verwerfungen kommen soll. Legt China aus diesen Gründen ein wirksames Konjunkturprogramm für die Binnenwirtschaft auf, steigt im Zuge dessen der Ölpreis schneller.
Abschwung bis ins 3. Quartal
Unsere europäischen Nachbarländer werden uns auch nicht helfen können und fallen als Exportempfänger aus. Irland, England, Spanien und Südfrankreich haben ebenfalls eine Immobilienkrise, die sich negativ auf die Wirtschaftsleistung dieser Nationen auswirkt. Besonders die Krise in England wird unterschätzt, denn immerhin liefert der Euroraum 18% seiner Exporte dorthin.
Deutschland selbst hatte bis in die zweite Jahreshälfte hinein einen hohen Ölpreis, eine hohe Inflationsrate und einen ungünstigen Wechselkurs zum US$. Die wichtigsten volkswirtschaftlichen Daten sind jedoch in Ordnung. Der Arbeitsmarkt kann als robust eingeschätzt werden, auch wenn es Ende 2009 ca. 350000 Arbeitslose mehr geben wird. Zudem gibt es in Deutschland weder eine Immobilien- noch eine Kreditkrise. Dies lässt also erwarten, dass der Abschwung in Deutschland nur bis zum 3. Quartal 2009 dauert und die deutsche Wirtschaft dann mit größerer Dynamik als die anderen Volkswirtschaften wieder auf Wachstumskurs geht.
Ausblick SHK-Geschäft 2009
Für die deutsche SHK-Branche ist anzunehmen, dass die Gewerke Heizung, Installation und Sanitär (Badprodukte) unterschiedlich gut mit der Schwächephase klarkommen werden. Das Sanitärgeschäft wird schon in diesem Jahr den Abschwung begleiten und sich frühestens im 3. Quartal 2009 erholen.
Im Gewerk Heizung wird das Geschäft mit Produkten und Systemen im Bereich Wärmeverteilung ein wenig schlechter als heute, aber insgesamt nicht schlecht laufen. Die Wärmeerzeugerbranche, sofern sie auf erneuerbaren Energien basieren, werden im nächsten Jahr gute Geschäfte machen. Denn die gesetzlichen Bestimmungen für Heizungen im Neubau (EEWärmeG), umfangreiche Subventionen, eine latente Angst vor dem steigenden Ölpreis und das Gefühl der Kunden „hier bekomme ich statt abstürzender Aktien was Reelles für mein Geld“, werden das Geschäft mit erneuerbaren Energiesystemen tragen. Ein Teil des jetzt gut laufenden Heizungsgeschäftes wird in das 1. Quartal 2009 übertragen, bevor es im 2. Quartal einen Durchhänger geben wird. Nach dem Sommer wird wieder an Fahrt aufgenommen.
Das Installationsgeschäft wird einerseits vom Heizungsbereich getragen, anderseits vom Sanitärbereich geschwächt. In Summe wird es deshalb im Laufe der nächsten fünf Quartale um die Nullwachstumslinie tänzeln.
Handwerk ist zuversichtlich
Die von der Unternehmensberatung Querschiesser regelmäßig befragten SHK-Handwerker sehen die Entwicklung ähnlich. Die drei Bilder 1 (Sanitär), 2 (Heizung) und 3 (Installation) zeigen die Zuversicht der SHK-Handwerker für ihr Geschäft. Die linke Säule in den Grafiken zeigt jeweils die Prognose der Handwerker aus dem Oktober 2007 für das laufende Jahr 2008, die mittlere Säule zeigt die Prognose der Handwerker aus September 2008 für den Rest des Jahres und die rechte Säule zeigt die Prognose von Oktober 2008 für das Jahr 2009. Fazit: Bei Sanitär und Installation geht die Zuversicht der Handwerker erkennbar zurück, bei Heizung bleibt sie stabil. Deutlich besser als die allgemeinen Einschätzungen für Sanitär, Installation und Heizung sind die Prognosen der Handwerker für die erneuerbaren Energiesysteme. Bild 4 kann man entnehmen, dass die Handwerker für einige Produktgruppen sogar noch ein „deutlich besser“ für das nächste Jahr erwarten. Das sehen wir, mit dem Unterschied des beschriebenen Durchhängers im zweiten und dritten Quartal 2009, genau so.
Mittel- und langfristig steigende Umsätze
Im Handwerk auf erneuerbare Energiesysteme zu setzen war schon in den letzten zwei Jahren kein Fehler. Denn dort entwickeln sich für den Handwerksbetrieb sehr attraktive Umsatzpotenziale. So sind die Umsätze pro Monteur im Handwerk von ca. 14000 € Anfang 2007 um ca. ein Drittel auf ca. 19000€ im laufenden Quartal des Jahres 2008 gestiegen. Auch die Schwäche im letzten Quartal des Jahres 2007 konnte dem langfristigen Trend nichts anhaben, so dass wir dem Handwerk ein Engagement bei den erneuerbaren Energiessystemen nur empfehlen können (Bild 5).
Allerdings bedeutet Engagement auch, sich zu engagieren, also selbst aktiv zu werden. Wer darauf wartet, dass ein hoher Ölpreis die Kunden im nächsten Jahr wieder automatisch zum Handwerksbetrieb treibt, könnte eine unangenehme Überraschung erleben.
Auf eine breite Angebotspalette setzen
Weiterhin ist es empfehlenswert, als Handwerksbetrieb eine breite Angebotspalette an erneuerbaren Produkten und Systemen anbieten zu können. Sowohl das Klick-Verhalten der Endverbraucher auf den Energiesparrechnern von http://www.co2online.de als auch die Querschiesser-Berechnungen eines virtuellen Sortimentsmixes im SHK-Handwerk zeigen, dass sich mit jeder Technik ein ziemlich großer Teil der Endkunden erfolgreich ansprechen lässt (Bild 5). Darauf zu verzichten ist vor dem Hintergrund des zu erwartenden Konjunkturverlaufes nicht sinnvoll. Gleichzeitig zeigen die Grafiken, dass die verschiedenen Techniken im Kampf um das Budget des Endverbrauchs durchaus in Konkurrenz zueinander stehen.
Solarthermie
Die Solarthermie ist aktuell der Favorit der Handwerker. Das Geschäft boomt extrem, Produktionskapazitäten und Lieferzeiten waren (oder sind noch?) die Probleme im Tagesgeschäft. Die Umsätze pro Monteur und pro Betrieb sind steigend. Gleichzeitig hat sich in den letzen 12 Monaten das Nachfrageprofil der Handwerker bei Solarthermie geändert. Es werden mit leicht steigender Tendenz wieder die Produkte der großen Heizkesselmarken bevorzugt, was mit den veränderten Erwartungen der Handwerker hinsichtlich Service und Kundendienst durch den Hersteller zu tun hat.
Pelletskessel
Das Geschäft mit Pelletskessel konnte sich ebenfalls mehr als erholen. Den schlimmen Absturz im Jahr 2007 wird man zwar nicht ganz kompensieren können, jedoch zeigt die Tendenz deutlich aufwärts. Dass die Umsätze pro Monteur konstant sind und gleichzeitig pro Betrieb leicht steigen, zeigen zwei Tendenzen: Handwerker, die Pelletskessel „nur nebenbei“ verkauft haben, bieten die Technik nicht mehr an, während die anderen Betriebe das Geschäft intensiviert haben. Auch bei Pelletskessel werden mit leichter Tendenz wieder die Produkte der großen Kesselmarken bevorzugt, was ebenfalls mit den veränderten Erwartungen der Handwerker hinsichtlich Service und Kundendienst durch den Hersteller zusammenhängt.
Wärmepumpe
Die Wärmepumpe wird mittlerweile von jedem zweiten Handwerker aktiv angeboten. Sie ist bei den erneuerbaren Energiesystemen nach der Solarthermie die zweithäufigste Technik im Sortimentsmix der Handwerker. Die Umsätze pro Monteur und pro Betrieb sind relativ konstant. Der Markt wächst jedoch, weil immer mehr Handwerker die Wärmepumpe als Geschäftschance nutzen und einsteigen. Vermutlich durch einige spektakuläre Werbemaßnahmen großer Anbieter hat sich das Nachfrageprofil der Handwerker für Wärmepumpen verändert. Nutznießer dieser Veränderung sind tendenziell die Marken, die über den Großhandel vertreiben.
Photovoltaik
Photovotaik ist im SHK-Handwerk noch nicht richtig angekommen. Nur ca. ein Sechstel aller befragten Betriebe bietet die Technik überhaupt dem Kunden an. Unserer Meinung nach ist das eine ungünstige Angebotslücke. Mittelfristig zeichnet sich jedoch keine Änderung ab; die Umsätze pro Monteur und Betrieb sind konstant.
Mini-BHKW, Wohnraumlüftung, Klimatechnik
Die Geschäftschancen mit Mini-BHKWs, kontrollierter Wohnraumlüftung und Klimageräten sind im Handwerk noch nicht richtig entdeckt worden. Fast könnte man sie als „Branchen-Yetis“ bezeichnen: Alle reden drüber, aber einen wirklich aktiven Handwerker zu finden ist schwierig. Es scheint so, dass die Techniken von Handwerkern und den etablierten Herstellern unterschätzt werden. Die Handwerksbetriebe, die diese Techniken beherrschen und vermarkten haben stabile Umsätze pro Monteur und Betrieb. Die Fabrikate, die sie bevorzugen, sind eindeutig die von Technikspezialisten.
Trotz der sich abzeichnenden Schwächephase für die deutsche Wirtschaft ist ein intensives Engagement der Handwerker bei erneuerbaren Energiesystemen sinnvoll. Wir können annehmen, dass die Endverbraucher, wenn sie Geld in neue Haustechnik investieren, eben jene Energiespartechniken bevorzugen und nicht so sehr eine Badmodernisierung anstreben.
Unser Autor Hans-Arno Kloep ist Inhaber und Geschäftsführer der Querschiesser Unternehmensberatung. Nach Ausbildung und Studium folgten mehrere berufliche Stationen in Industrie- und Handelsunternehmen des deutschen SHK-Marktes ( www.querschiesser.de )