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SBZ-Gespräch mit der Verbandsspitze

Wir sind doch keine Tankstellenpächter!

SBZ: Die Situation scheint verfahren. Die E.ON Hanse Vertriebsgesellschaft hat gegen den erklärten Willen des SHK-Handwerks im Alleingang eine neue Gasgemeinschaft gegründet. Wie konnte es so weit kommen?

Richter: Bereits seit zehn Jahren gibt es die Gasgemeinschaft Schleswig-Holstein, deren Vorsitzender ich bis zur Auflösung am Jahresende war. Aus haftungsrechtlichen Gründen sollte eigentlich nur die Gesellschaftsform der bisher bestehenden Gruppierung in einen e.V., also eingetragenen Verein geändert werden.

SBZ: Hört sich doch harmlos an!

Richter: Ist es eigentlich auch, aber die E.ON Hanse wollte offensichtlich die Gelegenheit nutzen und auch gleich die Inhalte der Satzung nach eigenem Gusto ändern. So sollte beispielsweise der Geschäftsführer nun Stimmrecht bekommen und auch die Schornsteinfeger sollten Einzelmitglied werden können.

„Die Gründung der Gas­gemeinschaft hat E.ON Hanse hinter unserem Rücken durchgeführt.“ Rolf Richter

SBZ: Angst vorm Schwarzen Mann?

Dencker: Nein keineswegs. In Schleswig-Holstein arbeiten wir mit den Schornstein­fegern traditionell gut zusammen. Aber Grundvoraussetzung für die Aufnahme eines einzelnen Handwerksbetriebs in die Gasgemeinschaft war bisher, dass er für den Bereich Gasinstallation im Installateurverzeichnis eingetragen ist. Und die gleiche Grundvoraussetzung muss auch für Schornsteinfeger gelten, wollen sie mit ihrem Betrieb in die Gasgemeinschaft aufgenommen werden. Die E.ON aber wollte Schornsteinfeger ohne diese Eintragung aufnehmen. Das hätte eine einseitige, nicht akzeptable Bevorzugung des Schornsteinhandfegerhandwerks bedeutet.

SBZ: Die Argumente des Fachverbandes klingen eigentlich ganz vernünftig. Warum ist E.ON dem nicht gefolgt?

De Vries: Herr Wendel, der Geschäftsführer der E.ON Hanse Vertrieb, konnte uns keine nachvollziehbaren Gründe für sein Drängen nennen, die Schornsteinfeger zu inakzep­tablen Bedingungen aufzunehmen. Insgesamt können wir sein Vorgehen nicht verstehen, den eigentlich formalen Vorgang der Überarbeitung einer Satzung dazu zu benutzen, das bisherige Gleichgewicht in der Gasgemeinschaft aus den Angeln zu ­heben.

SBZ: Wie kam es dann zur Gründung der neuen Gasgemeinschaft, wenn die bisherigen Hauptplayer, der Fachverband und die E.ON Hanse sich nicht einig waren.

Richter: Ganz einfach, weil die E.ON Hanse eine neue Gasgemeinschaft ohne das organisierte SHK Handwerk gegründet hat. Herr Wendel sieht uns wohl lediglich als seine verlängerte Werkbank und nicht als Partner auf Augenhöhe. Wir sind doch keine Tankwarte! Auch Herr Wendel wird lernen müssen, dass wir keine willfährigen Erfüllungsgehilfen sind, die auf Weisung des Energielieferanten zu funktionieren haben. Als selbstständiger Handwerksunternehmer lasse ich mir das nicht gefallen.

SBZ: Der E.ON Gasgemeinschaft sollen jedoch schon Handwerksbetriebe beigetreten und auch in den Vorstand gewählt worden sein.

Richter: Dies hat E.ON Hanse hinter unserem Rücken durchgeführt. Ich frage mich, mit welcher Legitima­tion diese Handwerkskollegen für das SHK-Handwerk sprechen wollen. Mittlerweile haben wir die Kollegen aufgeklärt und wir wissen nicht, ob sie sich weiterhin auch gegen den Willen des organisierten SHK-Fachhandwerks weiter engagieren werden.

SBZ: Wie soll es nun weitergehen. Ein Schlichtungsgespräch hat schon mehr oder weniger ergebnislos stattgefunden.

Dencker: Auf der letzten Delegiertenversammlung haben wir unsere Innungsvertreter über das Dilemma umfassend informiert. Die Empörung war groß. Rückendeckung erhalten wir zudem von unserem Zentralverband in St. Augustin und von den anderen SHK-Landesfachverbänden. Stellen Sie sich mal vor, das Beispiel E.ON Hanse macht Schule.

Der Vorstand unseres Fachverbandes hat auf der letzten Mitgliederversammlung den Auftrag erhalten, nach Alternativen Ausschau zu halten. Der Vorteil der Liberalisierung ist ja, dass es nicht nur noch einen Monopolisten gibt.

SBZ: Ist für die E.ON Hanse die Tür zu?

Dencker: Wenn Herr Wendel endlich kapiert, dass er uns nicht ohne Konsequenzen den Stuhl vor die Tür stellen kann, sondern sich die E.ON Hanse sich auf Augenhöhe wirklich partnerschaftlich zeigt, werden wir trotz seiner bisherigen Aktivitäten die Tür für E.ON Hanse nicht zuschlagen. Schließlich sind wir nicht nachtragend.

SBZ: Danke fürs Gespräch. Die SBZ wünscht Ihnen und den Betrieben in Schleswig-Holstein viel Erfolg.

STANDPUNKT

Die SBZ hat E.ON Hanse-Geschäftsführer Matthias Wendel aus Gründen der Fairness die Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben und ihm folgende Fragen gestellt:

  • E.ON Hanse hat gegen den erklärten Willen des SHK-Handwerks im Alleingang eine neue Gasgemeinschaft gegründet. Warum ignorieren Sie den Willen des SHK-Handwerks in Schleswig-Holstein?
  • Der Vorstand des Fachverbandes hat auf der letzten Delegiertenversammlung ein eindeutiges Votum von seinen Mitgliedern bekommen, sich der E.ON-Hanse-Gasgemeinschaft nicht anzuschließen und nach Alternativen zu suchen. Wie geht es nun mit der von Ihnen gegründeten Gasgemeinschaft weiter?
  • Sehen Sie, Herr Wendel, dass Sie doch noch auf die Forderungen des Fachverbandes, u.a. die Gleichberechtigung bei der Eintragungspraxis von Schornsteinfeger und Installateuren eingehen?

Statt einer Stellungnahme des E.ON-Geschäftsführers erhielten wir folgende Ausführungen der E.ON Hanse-Pressesprecherin Iris Franco Fratini:

Sehr geehrter Herr Schlattmann,

vielen Dank für Ihre Anfrage und das Angebot, eine Stellungnahme abzugeben, die wir selbstverständlich gern nutzen.

E.ON Hanse bedauert es sehr, dass sich der Fachverband SHK Schleswig-Holstein bei Gründung nicht im Stande sah, ein verantwortliches Mitglied der neuen Gas Gemeinschaft Schleswig-Holstein zu werden. In vielen Gesprächen mit dem SHK-Handwerk war aber die Notwendigkeit einer für alle Seiten vorteilhaften Kooperation in Form einer Gasgemeinschaft deutlich geworden. E.ON Hanse hat sich daher entschieden, als eines von 14 Gründungsmitgliedern der neuen Gasgemeinschaft Schleswig-Holstein beizutreten, weil wir an eine gleichberechtigte und ehrliche Partnerschaft mit allen Mitgliedern glauben. Selbstverständlich auch mit dem SHK-Handwerk, das ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern gehört.

Der Zuspruch und die Mitgliederzahl der neuen Gemeinschaft sprechen für sich. Wie in anderen Bundesländern auch, erheben wir im Übrigen nicht den Anspruch der Ausschließlichkeit im Land. Auch in anderen Bundesländern existieren mehrere Kooperationen in unterschiedlicher Art und Weise gleichermaßen und in aller Regel auch mit Schornsteinfegern als Einzelmitgliedern.

Nach wie vor hoffen wir, dass der Fachverband SHK Schleswig-Holstein eine tragende Rolle in der neuen Gasgemeinschaft Schleswig-Holstein spielen wird, und haben dem Verband daher unsere Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Iris Franco Fratini
Pressesprecherin