Mit der Vergrößerung belegen wir jetzt 15 von 16 Hallen“, so Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH, Pforzheim, die zusammen mit der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG die Intersolar Europe veranstaltet. Dennoch: Dieser Zuwachs spiegelt nicht die steigende Zuversicht der Marktteilnehmer in den Solarmarkt wider. Vielmehr ist es Unsicherheit, die sich breit macht angesichts der Entwicklung in den Kernmärkten der Photovoltaik. So bremsten in Frankreich ein Moratorium und ein Deckel von 500 MW an jährlichen Neuinstallationen den dortigen Markt aus. Und auch in Italien hat das lange Warten auf ein neues Fördergesetz für Bedenken und Zurückhaltung gesorgt. In Deutschland sorgen außerplanmäßige Einschnitte bei der finanziellen Förderung von Solarstrom vor dem Hintergrund einer ehedem starken Degression der Tarife ebenfalls für Zurückhaltung.
Der Markt tritt in eine neue Phase ein
„Die Neuinstallationen im Bereich Photovoltaik beliefen sich letztes Jahr auf 7,4 GW“, so Gerhard Stryi-Hipp, Leiter des Bereichs Solartechnik des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. Damit habe der deutsche Photovoltaikmarkt ein absolutes Rekordjahr erreicht, das so schnell nicht wiederkomme. Dabei seien sich alle Beteiligten einig, dass der Zuwachs zu groß war. „Über eine starke Reduzierung der Fördertarife verfolgt die deutsche Regierung das Ziel, die Kapazitäten der jährlichen Neuinstallationen auf 3,5 GW zu beschränken.“ Nach Einschätzung des Solarexperten des Fraunhofer Instituts werde die Regierung ihr Ziel erreichen. „Langfristig bedeutet das, dass sich 2020 die Kapazitäten der installierten Anlagen in Deutschland auf rund 52 GW belaufen.“
Alleine in den letzten zwei Jahren sei der Fördertarif um 33 % gesunken. Das setze die einheimische Industrie stark unter Druck. Sie sei gezwungen, immer billiger zu produzieren, während gleichzeitig die asiatische Konkurrenz mit günstigen Produkten in den Markt drängt. Dennoch bewertet Stryi-Hipp die Situation in Deutschland als positiv. Nicht nur, weil die Ziele der Regierung aus der Zeit vor dem Beschluss des Atomausstiegs stammen. „Der deutsche Markt tritt in eine neue Marktphase ein. 2010 betrug der Anteil der PV am gesamten Stromangebot des Landes 2 % und Ende 2011 werden es bereits 3 % sein.“ Das sei zwar eine vergleichbar geringe Zahl. Aber es bedeute, dass die PV ihr Mauerblümchen-Dasein beendet und zu einem festen und ernstzunehmenden Bestandteil des Strommarktes des Landes werde – mit dem Resultat, dass das Stromnetz erneuert und dezentraler angelegt werden müsse.
Außerdem werde vor diesem Hintergrund der Technik der Speicherung von Solarstrom immer mehr Bedeutung zukommen, so Stryi-Hipp. Dies sei eine gute Nachricht auch für die Installateure in Deutschland. Ebenfalls erfreulich sei die Tatsache, dass sich die Kapazitäten der Neuinstallation von PV-Anlagen nach Vorstellung der Regierung bei 3,5 GW einpendeln sollen. So sei ein langfristiger Markt garantiert. Außerdem könne der von privaten Haushalten produzierte Solarstrom bereits nächstes Jahr Netzparität erreichen, also den Punkt, an dem Strom aus einer Photovoltaikanlage zum gleichen Preis wie der Endverbraucherstrompreis angeboten werden kann. Dies könne den Absatz von PV-Anlagen noch einmal steigern. Vor kurzem sagte Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, gegenüber der Tageszeitung Financial Times Deutschland, dass es zum Juli dieses Jahres keine Kürzung der Förderung des Solarstroms geben werde. Eine weitere gute Nachricht für deutsche Installateure.
Während die Regierung bis 2020 die Installation von Anlagen mit einer Leistung von 52 GW vorsieht, gibt sich der Bundesverband für Solarwirtschaft (BSW-Solar) optimistischer. „Aus unser Sicht könnten in diesem Zeitraum rund 70 GW erreicht werden“, sagt Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW-Solar. Damit würde der Anteil des Solarstroms in 2020 nicht 9, sondern 12 % betragen. Betrachtet man die Prognosen für 2050 ist interessant, dass die Regierung für diese Zeit immer noch von einer installierten Kapazität von 52 GW ausgeht, während der Umweltrat der Regierung eine Kapazität von 110 GW für möglich hält. Noch weiter lehnt sich hier das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme aus dem Fenster, das eine Kapazität von 180 GW für machbar hält. „Damit würde der Anteil der Photovoltaik an der Stromproduktion bei 30 % liegen“, sagt Stryi-Hipp.
Solarthermie: Sanierungsstau bei vollen Töpfen
Im Gegensatz zum PV-Markt haben die Vertreter der Solarthermie Deutschlands harte Zeiten hinter sich. Nach dem Erfolgsjahr 2008 sind die Zahlen der Branche durchweg rückläufig. „So ist der Markt in 2009 und 2010 um 26 % eingebrochen“, so Mayer vom BSW-Solar. Schuld daran sei die unzureichende Förderung der Solarthermie. Während PV über eine Umlage bei den Kunden der Stromanbieter gefördert wird, ist für die finanzielle Unterstützung der Solarthermie ein staatlicher Fördertopf verantwortlich. Und dieser habe sich in der Vergangenheit als unverlässlich erwiesen, was natürlich die ganze Branche verunsichert hätte, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Im Mai des letzten Jahres hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages eine Haushaltssperre in Höhe von 115 Millionen Euro für das Marktanreizprogramm (MAP) verhängt. Nach Angaben von BSW-Solar brach allein im ersten Monat die Nachfrage durch das Einfrieren der Fördermittel um 33 % ein.
Mittlerweile gehört diese Episode jedoch der Vergangenheit an. Denn für 2011 schuf die Bundesregierung mit der Neuauflage des MAP attraktive Förderimpulse für die Solarwärme. „Im Fördertopf befinden sich dieses Jahr 312 Millionen Euro für erneuerbare Heizungstechnik. Die Fördersätze für Solarwärme haben sich dabei deutlich verbessert“, sagt Körnig. So hat sich in diesem Jahr die Förderung pro m2 Kollektorfläche von 90 Euro in 2010 auf 120 Euro erhöht. Außerdem stieg die Abwrackprämie für Heizkessel im Fall einer Heizungssanierung von 400 auf 600 Euro. „Und anders als im Vorjahr erwarten wir in 2011 keinen Engpass bei den Fördermitteln für EE-Wärme“, so Körnig. Dies müsse sich aber noch herumsprechen, denn aufgrund der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren sei die Verunsicherung innerhalb der Branche noch sehr groß. Dennoch sieht der Hauptgeschäftsführer BSW-Solar die Zukunft der Solarthermie in Deutschland positiv. „Bis 2020 soll der Anteil der Solarthermie an der Wärmeversorgung 14 % betragen. Heute liegt er gerade Mal bei 9 %, es gibt also noch einiges zu tun.“
Ebenfalls zu einer positiven Einschätzung der Situation kommt Zsolt Krémer, Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Technomar. „Der Sanierungsstau beim deutschen Heizungsbestand wird immer dramatischer“, so Krémer. So seien gerade Mal 12 % der deutschen Heizungen auf dem aktuellen Stand der Technik. Bei 18 % handle es sich um Anlagen, die 24 Jahre alt sind oder älter. „Und nach dem harten Winter denken nicht wenige Hausbesitzer über einen Erneuerung ihrer Heizungsanlagen nach.“ Ähnlich sieht es der BSW-Hauptgeschäftsführer Körnig: „In deutschen Heizungskellern gibt es einen gewaltigen Sanierungsstau.“ Und schließlich gebe es einen dritten Faktor, der die Installation von Solarthermieanlagen weiter vorantreiben kann. Dabei handelt es sich um den Preis von Heizöl. Dieser habe das Niveau der Zeit vor der Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht, womit er wieder ein richtiger Kostenfaktor ist, wenn es um Heizen geht. „Außerdem werden thermische Solaranlagen vor allem durch die ERP-Richtlinie in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.“ Diese positive Einschätzung spiegelt sich auch im BSW-Geschäftsklimaindex für Solarthermie wider. „Nachdem dieser seit dem zweiten Quartal 2008 kontinuierlich fiel, steigt er seit Anfang des Jahres wieder“, berichtet Körnig. Ein Selbstläufer sei die Installation von Solarthermie aber dennoch nicht, warnt Krémer. „Solche Anlagen sind keine iPads, für welche Kunden morgens um vier Uhr vor dem Laden stehen, um die Modelle der nächsten Generation zu kaufen, damit sie sie als erste haben.“ Der Schlüssel des Vertriebs liege bei den Handwerksbetrieben. Zu 47 % erhalten potenzielle Käufer ihre Informationen bei diesen Betrieben. „Nun haben Handwerker oft viel zu tun. Und so kommt es, dass ein Handwerker seinen Kunden schneller Mal den Kauf eines neuen Kessels rät als sich auf ein zeitintensives Aufklärungsgespräch über Solarthermie einzulassen“, so Krémer.
Kontinuierliche Entwicklung für PV und Thermie erstrebenswert
Nach einem Boomjahr wie in 2010 mit Neuinstallationen in Höhe von 7,4 GW müssen die Vertreter der PV-Branche mit einer Beruhigung des Marktes rechnen. Dabei sind sich Vertreter der Regierung und der Industrie einig, dass das Jahr 2010 mit seinen vielen Neuinstallationen ein einmaliges bleiben muss. Vielmehr sind kontinuierliche jährliche Neuinstallationen im Bereich von 3,5 bis 4GW erstrebenswert für die langfristige Entwicklung des Marktes in Deutschland.
Nach einer zweijährigen Durststrecke sehen die Vertreter der Solarthermie endlich Licht am Ende des Tunnels. Dennoch steckt die Verunsicherung der letzten Jahre noch tief, so dass es gilt, in Sachen thermische Wärme verstärkt Aufklärung zu betreiben.
zur Sache
Speicherkapazitäten
Beim Ausbau der Photovoltaik werden hier Zahlen von 52 bis 180 GW installierter Leistung genannt. Zur Veranschalichung dieser Größen ist ein Vergleich mit dem Stromverbrauch sinnvoll. Demnach liegt die Grundlast in Deutschland bei etwa 40 GW. Die maximale Leistung, die tagsüber abgerufen wird, liegt bei 80 GW. Dieser Vergleich zeigt, dass der Markt für Speichertechnik ebenfalls „Giga“ sein wird. Ein großer Teil davon ist im privaten Bereich, zu dem Sie als SHK-Handwerker den optimalen Zugang haben. Greifen Sie zu!
Autor
Markus Grunwald ist Redakteur beim EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44-75, m.grunwald@europressedienst.com , https://www.europressedienst.com/