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VDS-Badforum gibt Impulse

Bad und Gesundheit — mit Emotionen zum Erfolg

Inhalt

Mit der Konzentration auf das zentrale Thema „Bad und Gesundheit“ setzte der Dachverband die konzeptionelle Basis der Veranstaltungsreihe erneut in die Informations- und Diskussionspraxis um. Dabei sorgten Referenten aus unterschiedlichen Bereichen für das nötige Meinungsspektrum.

Premiere hatten auch die Ergebnisse einer aktuellen, repräsentativen Forsa-Studie. Ein durchaus überraschendes Kernresultat: Bereits heute können sich fast 40% der Deutschen vorstellen, ihr eigenes Badezimmer zur Gesundheitsvorsorge und für Fitnessübungen zu nutzen. Grund genug für VDS-Geschäftsführer und Moderator Jens J. Wischmann, der Branche zu attestieren, dass sie über ein „weiteres Marktsegment mit erheblichem Entwicklungspotenzial“ verfügt.

Gesundheitsaspekt für ­Badgestaltung immer wichtiger

Diese Auffassung vertrat auch Andreas Dornbracht in seinem Begrüßungsstatement. Bad und Gesundheit stehe keineswegs für einen kurzlebigen Modetrend. Selbstbestimmtes Leben im Alter und eine damit eng verknüpfte gezielte Gesundheitsprävention seien für Politik und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Das werde sich mit Blick auf den demografischen Wandel noch verstärken und könne so einen „Megatrend im besten Sinne“ auslösen. Das Bad habe gute Chancen, für die Menschen zu einem privaten Gesundheitszentrum zu avancieren. Das bestätige u.a. die neue Forsa-Untersuchung. Der Sanitärbranche verschaffe das einmal mehr eine günstige Ausgangsposition. Damit dürfe sie sich aber nicht begnügen. Sie müsse sich stattdessen ebenso intensiv wie dauerhaft mit konkreten Angeboten und ihrer Realisierung beschäftigen. Es komme darauf an, die Verbraucher „nicht allein zu lassen“. Deshalb lautete die abschließende Dornbracht-Empfehlung: „Helfen wir ihnen aktiv bei der Erkenntnis, dass das individuelle Bad vom Profi immer auch Gesundheits-Mehrwert bringt.“

Positive Effekte bei ­ Erkrankungen und Stress

Argumentativen Rückenwind erhielt die Branche von Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann. Der Leiter des Institutes für Sport- und Bewegungsmedizin an der Uni Hamburg hob hervor, dass das moderne Bad als Folge des demografischen Wandels und des ständig größeren Anteils älterer Menschen auch unter gesundheitlichen Aspekten eine „ganz neue Bedeutung“ bekomme. So ließen sich etliche Erkrankungen durch eine regelmäßige Badnutzung positiv beeinflussen. Dafür nannte der Referent einige Beispiele. Erstens lindere die Wärme des Bades häufige ­Gelenk- und Rückenprobleme oft erheblich. Zweitens bewirke der Wasseraufenthalt bei der permanent wachsenden Zahl von Menschen mit beginnender Herzinsuffizienz eine stärkere Wasserausscheidung und entlaste damit das Herz-Kreislauf-System. Vom physiologischen Mechanismus der zunehmenden Wasserausscheidung profitierten drittens auch Menschen mit venösen Beinleiden.

Außerdem erweist sich das Bad bei der Stressregulation als „sehr hilfreich“, betonte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Warmes Wasser löse eine vegetative Umstimmung aus und diene damit der Entstressung. Für Braumann sind die Vorteile dieses Effektes offensichtlich. Das gelte gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen stressbedingt an psychischen Problemen bis hin zum Burnout-Syndrom bzw. Depressionen litten.

Spiegelbild des ­gesellschaftlichen Wandels

Dem Komplex „Gesundheit und Future Fitness“ widmete sich Jeanette Huber als Mitglied der Geschäftsleitung des Frankfurter Zukunftsinstitutes. Dabei bildete (natürlich) das Bad von morgen einen Schwerpunkt ihrer Denkanstöße. Generell sei zu konstatieren, dass das Bad bei den Bundesbürgern kräftig an Attraktivität gewinne. Als Beleg dafür zitierte sie eine von den Trendforschern 2013 realisierte Umfrage. Danach ist für 51% der Bevölkerung ein „tolles Bad“ wichtiger als ein „tolles Auto“ (38%) und eine „tolle Hi-Fi/Videoanlage“ (11%).

Grundsätzlich spiegele der intime Ort Bad den gesellschaftlichen Wandel wider. Der damit verbundene Veränderungsprozess schlage sich in unterschiedlichen neuen Positionierungen nieder. Konkret nannte die Referentin vier spezielle Funktionen.

Nummer 1: Das Bad ist Vernetzung – wenn Menschen dort Musik hören, telefonieren, spielen und surfen.

Nummer 2: Das Bad ist „Female Shift“ – wenn durch Technologie und Pflegeleichtigkeit das Rollenbild „Hausfrau“ bröckelt.

Nummer 3: Das Bad ist Downaging – wenn sich der Badumbau im sechsten Lebensjahrzehnt nicht auf die barrierefreie Dusche beschränkt, sondern in ein Diagnosecenter mit Wellness-Touch mündet.

Nummer 4: Das Bad ist Wertewandel – wenn Luxus mehr nach innen als nach außen wirkt.

Ideale Gesundheitsstation

Wie sich professionelle Bäderbauer auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen, schilderten Martina Brüßel (Geschäftsführerin Aqua Cultura, Bonn) und Maritta Goldmann (Goldmann Badmanufaktur, Berlin). Sie gaben ihrem gemeinsamen Referat den Titel „Wasser wirkt. Gesundheit in der Badarchitektur“. Am Beispiel realer Projekte in privaten Wohnhäusern dokumentierten sie individuelle Gesundheitsbäder. Dies ohne Krankenhaus-Atmosphäre, sondern in Form von Wohlfühlbädern mit Designanspruch.

Dabei schaffe Wasser die Basis für verschiedene hydrotherapeutische Anwendungen nach Sebastian Kneipp u.a. zur Stärkung der Abwehrkräfte und Anregung des Kreislaufs. Sauna und Dampfbad seien prädestiniert für die Reinigung von Körper und Geist. Dusch- und Whirlwannenbäder sorgten für Entspannung, während Bidet und Dusch-WC dem wichtigen Gesundheitsfaktor Hygiene dienten. Ruhezonen mit Relax-Liegen und Sportgeräte wiederum förderten Entspannung bzw. Revitalisierung.

Ein Paradigmenwechsel und viele Aufgaben

Welche Konsequenzen das Produktdesign aus dem Gesundheitstrend ziehen soll bzw. muss, untersuchte Michael Schmidt. Auch für den Geschäftsführer des Stuttgarter Studios code2design spielen dabei Wasser und demografischer Wandel entscheidende Rollen. Es komme darauf an, auf die Kernfragen „Wie verändert die älter werdende Gesellschaft unser Leben?“ und „Wie leben und wohnen wir im Alter?“ überzeugende Antworten zu finden. Schließlich gehe es um nicht weniger als einen „Paradigmenwechsel in der Badgestaltung“. Deshalb sei es zwingend nötig, eine gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen und im Sinne des Universal Designs „lebensphasengerechte“ Bäder zu planen und zu bauen.

Badverkauf emotional aufladen

Bleibt die Frage, wie die Sanitärbranche die (offenbar großen) Chancen der stärkeren Gesundheitsorientierung der Menschen in reales Geschäft ummünzen kann. Für Prof. Dr. Martin Fassnacht bedarf es dazu der emotionalen Aufladung des Badverkaufs. Nach der Analyse des Inhabers des Lehrstuhls für Marketing und Handel an der WHU in Vallendar genügt es daher nicht, die Funktionalität des Bades in den Fokus zu rücken. Wer wolle, dass man ihm eine höhere Wertigkeit zubillige, müsse es mit positiven Assoziationen“ausstatten. Der Appell an die „Gefühle der Kunden“ sei dazu unverzichtbar. Mit dieser Strategie gelinge es zudem, sich von preisorientierten Konkurrenten abzuheben und die eigenen Margen stabil zu halten. Soweit zum 5. VDS-Badforum, das eigentlich weit mehr als die 100 angereisten Teilnehmer verdient gehabt hätte. Aber wie heißt es ein wenig abewandelt doch so schön: Wer nicht da war, ist selber schuld.

Zur Forsa Studie: Demnach können sich bereits heute fast 40% der Deutschen vorstellen, ihr eigenes Bad zur Gesundheitsvorsorge und für Fitnessübungen zu nutzen. Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie auf der nächsten Seite.