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Was mit 1,5 m Abstand machbar ist

SBZ: Wie können Messestände gestaltet werden, um Hygienevorgaben einzuhalten?

Martina List: Um die Hygienevorgaben einzuhalten, können Messestände nach klar vordefinierten Kriterien gestaltet werden: Beispielsweise sind Standplanungen großzügiger und mit geringerem Bebauungsgrad vorzusehen. Des Weiteren müssen die Zu- und Abgänge zum und vom Messestand klar definiert sein. Heißt: Einbahnverkehr mittels Bodenmarkierungen und Absperrbändern. Somit gibt es auch nur eine vorgegebene Laufrichtung auf dem gesamten Messestand. Laufwege sind klar anzugeben, sodass der Besucher auf dem Messestand einen geführten Weg abläuft. Auf diese Weise wird verhindert, dass Menschen aufeinander zulaufen und bei der Begegnung die Abstände nicht eingehalten werden. Zugänge zum Stand und Ausgänge vom Stand sollte der Aussteller des Weiteren jeweils mit einem Desinfektionsmittelspender versehen.

Martina List ist Head of Marketing bei Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH in München.

Bild: BRUNS Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH

Martina List ist Head of Marketing bei Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH in München.

SBZ: Wie sieht es mit der Abstandsregel aus?

List: Um die Abstände einzuhalten, sollten die Gänge auf dem Messestand mindestens eine Breite von 1,5 bis 2 m haben. Auf diesem Weg platzierte Exponate werden dem Besucher vom Aussteller erläutert. Wie viele Besucher gleichzeitig um das Exponat stehen dürfen, hängt dabei von der Größe der Exponat-Zone ab und ist deshalb individuell zu klären. Grundsätzlich gilt, dass die Abstände von 1,5 m einzuhalten sind. Exponate, Vitrinen, Theken, Displays und Bildschirme sind nach Möglichkeit außerdem 1,5 m in den Stand einzurücken, um den Abstand zum Hallengang zu wahren. Exponate sollten möglichst frei im Raum stehen. Die Freiflächen um die Exponate sind großzügig und mit Abstandsmarkierungen zu kennzeichnen, um den Besuchern eine klare Orientierung zu bieten.

SBZ: Und was ist bei Gesprächssituationen zu beachten?

List: Persönliche Kontakte wie im Besprechungsbereich mit Tischen und Stühlen sind natürlich auch jetzt auf einer Messe möglich, bei Unterschreitung des Mindestabstandes sind sie aber durch geeignete bauliche Maßnahmen (z. B. Acrylglasscheiben, Spuckschutz) und persönliche Schutzausrüstung (Mund-Nasen-Bedeckung) zu begleiten. Obergeschosse sollten über ausreichend breite Treppenanlagen für gegenläufige Besucherströme verfügen oder es sollte ein Einbahnverkehr eingerichtet werden. Aussteller sollten zudem Schutzmasken für ihre Besucher in Reserve anbieten. Stand-Partys sind leider unter den derzeitig gültigen Rahmenbedingungen nicht möglich.

SBZ: Wie sind die Mitarbeiter der Aussteller über die Dauer eines Messetags wirksam geschützt – Stichwort hohe Kontaktfrequenz?

List: Die Kontaktfrequenz wurde vonseiten der Messegesellschaften durch Online-Ticketing, kontaktlose Zugangskontrollen, elektronische Bezahlung und eine großzügigere Hallengestaltung bzw. Hallenbelegung bereits erheblich reduziert. Die Messegesellschaften haben auf dem gesamten Gelände des Weiteren mit der Anpassung von Reinigungsintervallen und der Intensivierung der Reinigung von höherfrequentierten Bereichen und Flächen reagiert. Ebenso gilt für die Messebesucher die Verpflichtung zum Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung. Hinzu kommt, dass die Messe Frankfurt 100 % Frischluftzufuhr in den Hallen über den gesamten Zeitraum der Messe gewährleistet. Die Messegesellschaft hat die Gangbreite von 3 m auf 5 m erhöht und ebenfalls in den Hallen eine Einbahnregelung eingeführt. Auf diese Weise ergibt sich auch hier kein direktes Aufeinandertreffen der Messebesucher, was die Kontaktfrequenz reduziert.

SBZ: Wie sieht es auf den Messeständen aus?

List: Der Zutritt zum Stand unter Beachtung der maximal gleichzeitig zulässigen Besucherzahl (hängt von der Standgröße ab) sollte vom Aussteller geregelt werden. Aussteller können hierfür auf Analysetools (z. B. Guest-Count) zurückgreifen und die Ein- und Ausgangsfrequenz kontrollieren. Ab einer vordefinierten Obergrenze an Besuchern am Messestand beschränkt das System den Zutritt temporär für weitere Interessenten automatisch. Erst nachdem ein Besucher den Stand verlassen hat, lässt das System neue Standbesucher zu.

SBZ: Wie schützen sich Messebesucher optimal während des Messebesuchs – Stichwort Hygienekodex/Messe-Hygiene-FAQs?

List: Grundsätzlich gelten zum Schutz vor Covid-19 während des Messebesuchs die allgemein gültigen Abstandsregeln von 1,5 m sowie das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung. Besucher sollten sich ebenfalls beim Betreten und Verlassen der Messe und der Stände die Hände desinfizieren. Alles Maßnahmen, die jeder aus seinem Alltag kennt.

SBZ: Wie wird eine Produktvorstellung im Detail gestaltet? Also, wie erklärt ein Mitarbeiter am Stand Neuheiten?

List: Die Produktvorstellung kann grundsätzlich auch Corona-konform alle gewohnten Facetten eines Beratungsgespräches umfassen. Die Standmitarbeiter wie auch die Messebesucher haben während der Präsentation eine Mund-Nasen-Abdeckung zu tragen. Mitarbeiter können den Besuchern verbal das Exponat erklären. Damit kleine Exponate und Muster nicht nach jedem Besucher desinfiziert werden müssen, können sie hinter Glas (etwa in Vitrinen) präsentiert werden. Möchte der Besucher selbst das Exponat berühren, ist dies mittels eines Einweghandschuhs ebenso jederzeit möglich. Produktbroschüren können nach der Beratung papierlos z. B. über das Scannen eines QR-Codes vom Unternehmen an die Interessenten zugeschickt werden, um auch hier die Kontaktpunkte zu reduzieren, aber gleichzeitig weitere Informationen rauszugeben.

SBZ: Welche alternativen Kommunikationsmöglichkeiten gibt es am Stand?

List: In der Kommunikation bei Monitoren und interaktiven Angeboten ist zu berücksichtigen, dass es sich gerade aktuell nicht um Touch-Monitore handeln sollte, an denen Besucher selber Inhalte spielerisch durch Berührung des Monitors erfahren. Besser wären digitale Angebote, die mit einem Annäherungssensor ausgestattet sind. Filme/Präsentationen starten automatisch, sobald sich ein Besucher dem Display nähert. Auch Gestensteuerung wäre denkbar, um das Berühren der Oberflächen zu umgehen. Empfehlenswert ist zudem ein digitales Infopaket, das direkt an den Besucher gesendet wird und per Smartphone abgerufen werden kann. Unpassend wären momentan natürlich die in den letzten Jahren im Einsatz gewesenen VR-Brillen. Auf diese Anpassungen in der Kommunikation am Messestand sollte man selbstverständlich schon bei den Messeplanungen achten.

SBZ: Wie lassen sich kleine Veranstaltungen/Vorträge am Stand selbst umsetzen?

List: Vorträge und Präsentationen am Stand können unter Wahrung der aktuell gültigen Schutz- und Hygieneregeln durchgeführt werden. Das heißt, dass Sitzmöglichkeiten mit Abstand oder Bodenmarkierungen für das Publikum angebracht werden, um den Abstand von 1,5 m für die Besucher klar erkennbar zu machen. Auch hier muss der Zu- und Abgang zum Vortrag klar in Einbahnrichtung am Boden gekennzeichnet werden.

SBZ: Wie funktionieren Besprechungen im Hinterzimmer?

List: Besprechungsbereiche mit Tischen und Stühlen sind ebenfalls möglichst so zu gestalten, dass die Abstandsregeln (also 1,5 m) eingehalten werden können. Das heißt: großzügiger Raum für weniger Teilnehmer und Reduzierung der Bestuhlung. Besprechungsräume sollten nicht komplett geschlossen gestaltet werden, sodass ein Frischluftaustausch möglich ist. Zum Beispiel könnte eine Wand offen oder mit Unterbrechungen gehalten sein. Außerdem muss die Decke im Besprechungsraum offen gestaltet werden. Bei Unterschreitung des Mindestabstandes sind auch hier bauliche Maßnahmen (z. B. Acryl­glas­scheiben in der Mitte des Tischs) und eine persönliche Schutzausrüstung (Mund-Nasen-Bedeckung) während der Besprechung notwendig.

SBZ: Frau List, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.

Info

Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH

Räume erzählen Geschichten. Denn erst im Raum wird eine Idee oder eine Marke fühl- und erlebbar. Diese dreidimensionale Markenkommunikation gestaltet Bruns aus ­München, angefangen bei der ersten Idee über den Content bis hin zur konkreten Form und Realisation vor Ort. Das Unternehmen arbeitet an Raumkonzepten in den Bereichen Messe, Innenarchitektur, Ausstellung und Gestaltung. Im Zusammenspiel von Corporate Identity, Szenografie und Design entstehen faszinierende, begehbare Marken- und Themenwelten. Diese inszenierten Räume haben für den Besucher eines gemeinsam: Er erlebt im Raum und durch dessen Inszenierung die Inhalte und Markenbotschaften, die es zu vermitteln gilt.