Dass auch die Bäume der Photovoltaik-Branche nicht in den Himmel wachsen, hat in den letzten Wochen wohl jeder mitbekommen. Konsolidierung ist angesagt: Von der einen Seite drückt der Wettbewerb aus Fernost und auf der anderen Seite zeichnet sich ein Ende der bislang überaus üppigen Subventionen durch das EEG ab. Hinzu kommen lästige Diskussionen um die Stabilität der Elektrizitätsnetze durch die Einspeisung von Wind- und Solarstrom. Wenig überraschte auch der Rückgang der Besucherzahlen um 14%. Dennoch war die Stimmung im Mittel nicht schlecht. Vielmehr war auf der Messe etwas von Neuausrichtung zu spüren. Oder anders ausgedrückt: Die Branche überlegt sich jetzt, wie sie das Ende der EEG-Subventionen überleben wird. Entsprechend waren die zentralen Themen Stromspeicherung, Eigenverbrauch und Netzintegration. Aber auch Themen wie Photovoltaik-Großanlagen oder solare Prozesswärme waren stark vertreten. Abgedeckt wurden die Themen auch auf der Intersolar Europe Conference mit rund 400 Vorträgen. Wie gewohnt lag der Schwerpunkt der Messe eindeutig auf der Photovoltaik. Dennoch konnten sich die Besucher auch über den Stand bei der Solarthermie informieren.
Die aktuellen Zahlen
Rund 66000 Besucher aus 160 Ländern strömten in den drei Messetagen auf das Gelände der Messe München. Insgesamt präsentierten 1909 Aussteller aus 49 Ländern ihre Technologien und Dienstleistungen aus den Bereichen Photovoltaik, PV-Produktionstechnik und Solarthermie in 15 Messehallen und einem Freigelände auf 170000 m2 brutto Ausstellungsfläche. Mit 871 Ausstellern war Deutschland am stärksten vertreten. Danach folgen China mit 388, Italien mit 78, Spanien mit 48 sowie Taiwan und Österreich mit je 46 Unternehmen.
Besonderen Anklang fanden in diesem Jahr die Fokusthemen Stromspeicherung und Netzintegration. Allein zum Thema Stromspeicherung präsentierten mehr als 140 internationale Aussteller die neuesten Lösungen von kleinen Batteriespeichern über die Kombination verschiedener Speicher mit Brennstoffzellen bis hin zu großen Speicherlösungen für Industrie und Gewerbe.
Die gesamte Technologiebreite zeigte in diesem Jahr auch die Sonderschau PV Energy World, die sich auf die Themenfelder Stromspeicherung und Netzintegration konzentrierte. Neben der Ausstellung waren vor allem die Expertenvorträge und Podiumsdiskussionen auf dem Forum der Sonderschau gut besucht und regten zu Diskussionen über die Zukunft der Technologien an.
Solarthermie in ihrer ganzen Bandbreite
Auch im Bereich Solarthermie zeigte die Intersolar in diesem Jahr die neuesten Entwicklungen: Von der solaren Prozesswärme für industrielle Fertigungsprozesse, über innovative Heizkonzepte bis hin zu solarthermischen Großanlagen. Auch das neue Thema Heizen mit Solarstrom im Vergleich zur Solarthermie wurde auf der Messe intensiv diskutiert und im Rahmen des Konferenz- und Rahmenprogramms beleuchtet.
Über die Entwicklung des Marktes im Bereich Solarthermie informierte der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW Solar), Exklusiv-Partner der Intersolar Europe. Der Verband präsentierte auf der Messe die neue Studie Fahrplan Solarwärme und zeichnete ein positives Bild: Der Solarwärme-Markt in Deutschland kann sich nach den Ergebnissen der Studie bis zum Jahr 2030 versiebenfachen, während die Beschäftigten in diesem Bereich schon bis 2020 um 100 % zunehmen könnten.
Preisträger des fünften Intersolar Award
Bereits zum fünften Mal wurde der Intersolar Award verliehen. Der internationale Preis der Solarwirtschaft würdigt Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Photovoltaik und Solarthermie sowie der Kategorie Produktionstechnik. Im Rahmen eines Festaktes wurde der Technologiepreis an neun Unternehmen verliehen – jeweils drei Unternehmen je Kategorie.
Für den Bereich Photovoltaik hat die MBJ Services in Hamburg das „Mobile PV Testcenter“ zur Prüfung der Leistungsfähigkeit von PV-Modulen eingereicht. Die Lösung kombiniert verschiedene Messmethoden. Überzeugt hatte die Jury die hohe Testgeschwindigkeit des Geräts und seine flexible Anwendbarkeit vor Ort. Die Firma Solaredge Technologies in Grasbrunn hat ihren Leistungsoptimierer für Solarmodule weiterentwickelt. Der „3rd Generation Power Optimizer“ maximiert den Energieertrag des einzelnen Moduls, indem er das Verhältnis von Spannung und Leistung auf das aktuelle Optimum regelt. Dabei sind die Geräte mit allen marktgängigen Wechselrichtern kompatibel. Von der Solon Corporation aus Tucson/USA wurde das Flachdach-Montagesystem „Solon Solquick für rahmenlose Module prämiert. Das materialsparende Verfahren ermöglicht es, die Module gut geschützt zu transportieren und zu installieren.
Ebenso gab es drei Gewinner im Bereich Solarthermie: Die Firma Soltigua – Laterizi Gambettola, Gambettola/Italien, ist mit der Entwicklung des Parabolrinnenkollektors PTMx erstmals der Einsatz eines kostengünstigen und hocheffektiven Dünnglasspiegels gelungen. Die Tigi Ltd., Petah Tikva/Israel, hat mit dem Honeycomb Collector ein System für einen passiven Überhitzungsschutz auf Kollektorebene entwickelt. Mit dem neuen System lassen sich eine maximale Absorber-Temperatur und zugleich eine langfristige Sicherung der Kollektorstabilität erreichen.
Prämiert wurde auch der Flachkollektor MT-Power von TVP Solar, Genf/Schweiz, für eine besonders hohe thermische Leistung. Die Technologie basiert auf der Kombination aus einer Hochvakuum-Isolation mit ebener Geometrie. Dadurch wird der Fluss der Wärmeaustauschflüssigkeit vollständig unter Vakuum gehalten. Dies führt zu einer Steigerung der Effizienz und Langlebigkeit sowie zu einer höheren Wirtschaftlichkeit, da jegliche Wartung entfällt. Die Jury überzeugte auch das gute Preis-Leistungsverhältnis des Flachkollektors und die mögliche Erschließung neuer Anwendungsbereiche für die Solarthermie.
Experten trafen sich auf der Intersolar Europe Conference
Begleitend zur Messe fand die Intersolar Europe Conference im ICM – Internationales Congress Center München – statt. In diesem Jahr kamen rund 400 Referenten und 2000 Teilnehmer zu diesem internationalen Expertentreffen der Industrie. Die Highlights der diesjährigen Konferenz waren die Themen Stabilität der Stromnetze und neueste Speichertechnologien, aber auch Photovoltaik-Großkraftwerke. Im Fokus des Bereichs Solarthermie standen die Themen Prozesswärme, Solar Cooling und solare Heizkonzepte. Ein weiteres Fokusthema waren in diesem Jahr die internationalen Märkte und ihre zukünftige Entwicklung. Neben Konferenzen, Workshops und Seminaren luden Networking-Veranstaltungen dazu ein, sich mit internationalen Experten auszutauschen.