Pro
Unser Investment in ein süddeutsches Handwerksunternehmen ist alles andere als ein Widerspruch zur seit mehr als 100 Jahren bestehenden Marktpartnerschaft. Sie ist deren Weiterentwicklung im Hinblick auf sich ändernde Markt- und Rahmenbedingungen. Durch die politisch gewollte Transformation von fossilen zu erneuerbaren Klimalösungen ist die Wärmepumpentechnologie zum Schlüssel für den Erfolg der Gebäudewende und damit der Klimawende geworden. Das hat gravierende Folgen für Hersteller und das verarbeitende Handwerk. Planung, Installation und insbesondere der Service von Wärmepumpen sind zeitaufwendiger als bei herkömmlichen Systemen. Als Hersteller werden wir in der Folge mit einer deutlich zunehmenden Zahl an Serviceaufträgen konfrontiert. Um diese im Sinne des Fachhandwerks in guter Qualität zeitnah abschließen zu können, müssen und wollen wir dringlich Kapazität im Kundendienst schaffen. Genau an diesem Punkt setzen wir mit der Investition in das Handwerksunternehmen an. Es wird ausschließlich zur Stärkung des Kundendienstes eingesetzt. Neue Aufträge zur Installation werden an das lokale Fachpartnernetzwerk vermittelt und auch zukünftig nicht angenommen. Mit anderen Worten: Die Themen Planung und Installation bleiben in der Hand unserer Marktpartner! Diese profitieren davon, dass innerhalb einer Region mit besonders hoher Servicenachfrage zeitnah zusätzliche Kundendienst-Kapazitäten zur Verfügung stehen. Natürlich unterstützen wir unsere Partner weiterhin und mehr denn je bei der Gewinnung von Fachkräften über unser Partnerprogramm VPlus. Darüber hinaus schulen wir Jahr für Jahr Tausende Menschen am Stammsitz in Allendorf und in unseren Niederlassungen weltweit. Damit machen wir sie fit für die aktuellen Herausforderungen. Es handelt sich also keinesfalls um einen Strategiewechsel. Viessmann Climate Solutions war, ist und bleibt DER Partner für das Handwerk.
Kontra
Nein, dieser Weg führt in die Irre. Erfolgreiche und bewährte Marktstrukturen zu untergraben, wird das Gegenteil erreichen. Es geht dabei ja auch nicht allein um Viessmann. Die Übernahme kleinerer Handwerksbetriebe durch Konzerne, Stadtwerke oder kapitalstarke Start-ups beobachten wir seit geraumer Zeit. Hierdurch erfolgen schon heute erhebliche Eingriffe in die Struktur und die Geschäftspraktiken dieser Betriebe. Aus dem gelebten vielfältigen, freien Unternehmertum, das Fachhandwerksbetriebe heute auszeichnet, einem breiten Lieferantenspektrum und diverser Entwicklungs- und Praxisvielfalt wird dann zumeist ein Monoanbieter, allein fokussiert auf die Produktpalette und Geschäftsfelder des neuen handwerksfremden Eigentümers. Die Folge: Solche Betriebe sind am Ende nicht mehr in der Lage, das breite Leistungsspektrum eines SHK-Fachhandwerksbetriebes abzubilden und – was für die zukünftige Marktbearbeitung noch wichtiger ist – entsprechend auszubilden! Denn im beruflichen Alltag praktizieren Arbeitnehmer in solchen Betrieben eher nur noch arbeitsteilig einen bestimmten Teil ihres mal gelernten Tätigkeitsspektrums. Ob das langfristig Spaß macht, bezweifle ich. Deshalb schmerzt es mich besonders, dass jetzt ein langjähriger und zuverlässiger Marktpartner wie Viessmann unser Handwerk dermaßen herausfordert. Marktpartnerschaft auf Augenhöhe sieht anders aus. Dafür haben Handwerksunternehmer ein gutes Gespür. Das wird Viessmann bald merken. Als Verbandsorganisation sind wir gefordert, unser Handwerk in seiner Vielfalt vor einem solchen Geschäftsgebaren zu schützen und seine Unabhängigkeit zu sichern. Das reicht von einem verstärkten Beratungsangebot für Nachfolgeregelungen bis zur Entwicklung von Weiterbildungen, die eine breite Palette von Fähigkeiten vermitteln und die Anpassungsfähigkeit unserer Fachkräfte fördern. Monobetriebe mit einem einzigen konzernabhängigen Geschäftszweck werden in dem komplexen, eng verzahnten Markt für eine zukunftssichernde Gebäudetechnik scheitern. Daran besteht für mich kein Zweifel.