Pro
Ich würde den Klimawandel gerne aufhalten, schaffe es aber nicht allein. Und genau deshalb braucht es eine Ordnungsmacht von oben, die klare Strukturen vorgibt, übergeordnete Ziele verfolgt und die Wärmewende nicht dem Zufall oder individuellen Einzelentscheidungen überlässt. Die kommunale Wärmeplanung ist ein Instrument, das erstmals systematisch und großflächig denkt: Wie können Städte, Gemeinden und Regionen so mit Wärme versorgt werden, dass wir CO₂-Emissionen nachhaltig senken, Versorgungssicherheit schaffen und soziale Gerechtigkeit wahren? Diese Aufgabe kann nicht jeder für sich alleine lösen. Sie verlangt nach einem Gesamtplan, in dem lokale Besonderheiten ebenso berücksichtigt werden wie nationale Klimaziele. Natürlich sind dabei auch berechtigte Interessen des SHK-Handwerks zu beachten, denn ohne das Handwerk gelingt kein Umbau. Dessen Expertise, Innovationskraft und Nähe zum Kunden sind unverzichtbar. Doch auch das Handwerk muss sich ein Stück weit mitverändern – genauso wie wir alle. Wenn jeder nur seinen Vorteil verteidigt, bleibt das große Ganze auf der Strecke. Die kommunale Wärmeplanung ist kein Allheilmittel, aber sie ist ein dringend nötiger Anfang. Denn nur wenn wir jetzt koordiniert handeln, kann die Transformation gelingen. Ohne Führung, ohne Planung und ohne klare Verantwortung bleibt die Wärmewende Stückwerk. Und das können wir uns beim Klimaschutz schlicht nicht mehr leisten.
Kontra
Die kommunale Wärmeplanung hat bisher vor allem eines gebracht: Verbraucher und Fachleute weiter in der Unsicherheit zu halten. Während auf politischer Ebene von Technologieoffenheit gesprochen wird, zeichnet sich in der Praxis eine klare Präferenz für zentrale Fernwärmenetze ab. Für das SHK-Handwerk ist das eine bedenkliche Entwicklung, denn wo Fernwärme geplant ist, wird der Einsatz dezentraler Heizsysteme wie Wärmepumpen, Biomasseanlagen oder Hybridlösungen faktisch verdrängt. Damit
verlieren zahlreiche Handwerksbetriebe nicht nur wichtige Aufträge im Neubau- und Sanierungsbereich, sondern langfristig auch ihr Wartungsgeschäft – eine essenzielle Säule der Betriebswirtschaft im Handwerk. Gleichzeitig verschärft sich für Verbraucher die Unsicherheit: Niemand weiß genau, welche Heizsysteme in bestimmten Gebieten künftig erlaubt, geduldet oder sogar vorgeschrieben werden. Die Angst vor einem Anschlusszwang an Fernwärme ist real – und sie steht im klaren Widerspruch zur versprochenen Technologieoffenheit. Obendrein stellt sich die Frage, wie Hunderte Kilometer Fernwärmenetz in wenigen Jahren realisiert werden sollen, wenn es heute schon an Fachkräften für den Tiefbau und kommunaler Finanzierung fehlt. Planung allein heizt keine Häuser – und Vertrauen schafft sie so erst recht nicht.

Bild: SBZ
Chefredakteur SBZ Monteur