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Ist für das Fehlen der Badhersteller auf den Messen Verständnis angebracht?

Pro

Messen müssen sich nicht nur ständig neu erfinden, sie sind auch von Branchenkonjunkturen und vom richtigen Zeitpunkt
abhängig.
Natürlich gibt es so etwas wie das perfekte Timing für Messen nicht. Nun müssen die beiden Frühjahrsmessen dieses Jahr aber leider mit einer deutlich eingetrübten Stimmung im Sanitärmarkt klarkommen. Die Ursachen für die stockende Konjunktur liegen vor allem in der starken Verunsicherung und der Inflation im Marktumfeld der deutschen Bauwirtschaft. Auch steigende Zinsen wirken sich negativ auf das Neubausegment aus und führen zu einer rückläufigen Nachfrage, insbesondere im Wohngebäudeneubau. Die Hersteller erwarten daher für das erste Halbjahr 2024 keine wesentliche Erholung der Auftragslage. Für die Zurückhaltung einiger Unternehmen unter diesen Vorzeichen kann man daher Verständnis haben, auch wenn dies die Branche insgesamt sicherlich nicht weiterbringt. Doch die Regionalmessen sind nun mal keine Solidarveranstaltung – mit einer Messebeteiligung wollen Unternehmen vor allem Order-Impulse setzen. Nun haben die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und die Verunsicherung vieler Eigenheimbesitzer bzw. Auftraggeber auch dazu geführt, dass anstehende Sanierungsprojekte aufgeschoben werden. Dabei müssen in Deutschland rund 10 Mio. Bäder saniert werden – zweifelsohne ein Wachstumsmarkt. Fehlender Wille, hier Geschäfte zu generieren, kann der Branche bestimmt nicht unterstellt werden. Der dreistufige Vertriebsweg steht bereit, die großen Aufgaben zur nachhaltigen, Ressourcen und Energie schonenden Modernisierung zu meistern. Immerhin: Laut Prognose wird sich der Sanierungsbereich 2024 etwas erholen, und auch die Ankündigung des Bundesbauministeriums, knapp eine Milliarde Euro zusätzlich für den Wohnungsneubau investieren zu wollen, stimmt optimistisch. Ich bin ehrlich gesagt ein Fan der SHK-Frühjahrsmessen und halte sie für sehr wichtige Bestandteile im Marketingmix der Sanitärunternehmen. Die teilnehmenden Bad-Marken werden bestimmt eine hohe Aufmerksamkeit erfahren. Ich hoffe, das Timing in Sachen Bad wird für Essen und Nürnberg in zwei Jahren besser sein.

Kontra

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer Fachverband SHK Bayern

Bild: FV SHK Bayern

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer Fachverband SHK Bayern

Verständnis zu haben ist in der heutigen Zeit sozial erwünscht und daher salonfähig. Dennoch muss man manchmal klare Kante zeigen – das kennt man aus der Kindererziehung. Jeder Hersteller hat wohl individuelle Gründe, nicht an einer Messe teilzunehmen. Leider gibt es auch welche, die ungeniert die Absagen der anderen nutzen, um ihre eigene Absage zu begründen. Dafür habe ich am wenigsten Verständnis. Denn anstatt das Fernbleiben von Wettbewerbern als Chance zu begreifen, verweigern sie sich und ruhen sich auf einer vermeintlich bequemen Position aus. Leider vergessen sie dabei, dass ihre markentreuen Handwerkskunden nur das Material gerne verkaufen, das sie selber vorher gesehen und in die Hand genommen haben. Letzteres war übrigens einer der Hauptgründe, warum Online-Messeformate während und nach Corona nicht funktionierten – vom Fehlen persönlicher Kontakte und dem Austausch untereinander abgesehen. Bleibt man der Messe fern, unterbleibt auch der persönliche Kontakt. In unserer Branche menschelt es – wie man immer wieder hört. Gemeinsamkeiten, Informationsaustausch und die informelle Tonspur schaffen Nähe, Vertrauen und folglich ein gutes Geschäftsklima. Es ist unverständlich, warum die Verantwortlichen im Bad/Sanitär-Segment dieses gedeihliche Miteinander einseitig aufkündigen und denjenigen, die das Handwerk weiter bedienen möchten, auch wenn es Geld und somit einseitige Vorleistung erfordert, kampflos das Feld überlassen. Insbesondere in den letzten drei Coronajahren hat das Handwerk den meisten Herstellern goldene Zeiten beschert. Geld ausgeben kann jeder. Sinnvolle Investments sind offensichtlich nicht jedermanns Sache. Jede Investition lässt sich totrechnen. Belohnt wird aber dennoch letztlich derjenige, der, auch wenn es mal im Getriebe knirscht, Flagge zeigt. Handwerker sind nicht nachtragend – aber sie vergessen nichts.

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