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Sind investorengestützte Startups wie Aira oder 1Komma5° eine Bereicherung für die SHK-Branche?

Inhalt

Pro

Ja, sind sie, und das nicht erst seit gestern. Der Aufschrei innerhalb des SHK-Branchengefüges war groß, als im Jahr 2012 mit Thermondo ein Konzept an den Start ging, dass den onlinegestützten Verkauf von Heizungssystemen forcierte. Der bundesweit aktive Handwerksbetrieb – Thermondo ist Innungsmitglied – holte seine Aufträge überwiegend übers Internet, mit einnehmenden Instrumenten wie etwa einem simpel zu bedienenden Heizungskonfigurator. Darüber hinaus war der Umgang mit poten­ziellen Käufern marketingtechnisch durchgestylt. Vom ersten Interessenten über Angebot und Installation bis hin zur Nachbearbeitung des Kunden wurde jeder Kontaktpunkt durchgeplant. Das Vorgehen war damals neu und wurde in der Ausführlichkeit und Tiefe so nur von ganz wenigen SHK-Handwerksbetrieben auf diese Art auch schon praktiziert. Zudem eher noch im Komplettbad-Geschäft, weniger bei der Heizung. Das hat 2012 letztlich eine Entwicklung in Gang gesetzt, die die Branche dringend nötig hatte: Nämlich mehr Digitalisierung bei Angebot und Verkauf zu wagen! Heizungs- und auch Badkonfiguratoren zählen heute zum guten Ton, die digitale Kundenansprache erhält zunehmend mehr Raum im Marketingmix der Handwerksbetriebe. Dass die Energiewende jetzt noch weitere Thermondo-ähnliche Unternehmen wie ­Aira, 1Komma5° oder Octopus-Energy auf den Plan ruft, ist kein Nachteil. Trotz aller Konkurrenz: Das Auftauchen dieser investorengestützten „Start­ups“ bringt noch mehr Bewegung ins Handwerk. Die „kleinen“ SHK-Betriebe werden von den vermeintlich „Großen“ lernen, sich weiter anpassen, effizienter aufstellen und dadurch auch künftig erfolgreich im Sinne ihrer Kunden wirtschaften!


Kontra

Nein, das sind bloß Konzepte zur Geldverbrennung. Keine dieser Unternehmungen trägt sich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten selbst. Da begeistern bloß ein paar fachfremde Leute mit netten Ideen potente Geldgeber, um ein schablonenhaftes Geschäftsmodell in einem ihnen wenig bekannten Markt durchzudrücken. Mit der Hoffnung, in einigen Jahren mal satte Gewinne abschöpfen zu können. Diese Wette wird nicht aufgehen. Klar ist, diese „Energiewende-Retter“ erlangen zumindest am Anfang eine hohe Aufmerksamkeit, Publikumsmedien greifen die Konzepte der „Macher“ gerne auf. Das ist Bestandteil des Konzeptes, nicht zuletzt, um den Investoren zu zeigen: Hier bewegt sich was, euer Geld ist gut angelegt. Ich möchte sogar glauben, dass da mit Blick auf den Klimawandel gute Absichten auch dazu­gehören. Nur, es wird die Illusion aufrechterhalten, der Heizungstausch oder Neubau sei so leicht wie online ein Buch zu bestellen oder den neuen Pkw zu konfigurieren. So einfach ist es aber nicht. Jede Heizungs­anlage ist ein Unikat, genau wie die Kunden, die beim Handwerk kaufen. Technisch und menschlich gesehen braucht es deshalb mehr, als bloß ein paar überschlägige Berechnungsbeispiele und eine Terminerinnerung per E-Mail. Die persönliche Nähe zum Kunden lebt jeder SHK-Betrieb täglich, das schlägt einen anonymen Online­anbieter mit seiner Hochglanz-Werbung und durchgetakteten Customer-Journey um Längen. Einzig die Unruhe, die die anfänglichen Aktivitäten von Aira, 1Komma5° oder Octopus-Energy jetzt erzeugt, die muss letztlich auch das SHK-Handwerk abfedern. Zusätzlich zur eigentlichen Kernaufgabe, effiziente Heizungssysteme zu installieren. Und nicht bloß für Wirbel zu sorgen, um Investoren zu gefallen.

Bild: SBZ

Dennis Jäger
SBZ Chefredakteur

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