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Sollten Betriebs- und Regenwasser­nutzung zur Verpflichtung in allen Neubauten werden?

Pro

Unbedingt! Schon jetzt ist eine der Klimafolgen die zunehmende Trockenheit und die damit auftretenden Wasserengpässe in immer wärmer werdenden Jahren. Daraus resultiert nicht zuletzt ein Verteilungskampf um die Ressource Wasser, wobei der Daseinsfürsorge „Wasserversorgung“ eine besondere Bedeutung zukommt. Es braucht also „neue Quellen“, die das Wasserdargebot ergänzen. Hier besteht auf der Gebäude­ebene ein erhebliches Potenzial durch die Nutzung von Regenwasser und/oder das Grauwasserrecycling. Gerade die Nutzung von Regenwasser bietet mehrere Vorteile. Zum einen wird durch die Speicherung bei Starkregenereignissen die Kanalisation entlastet, zum anderen steht das gespeicherte Wasser dann zur Verfügung, wenn es gebraucht wird. Ganz nebenbei stellt sich sowieso die Frage, warum wir es uns leisten, mit teuer aufbereitetem Trinkwasser, dem Lebensmittel Nr. 1, die Toilette zu spülen. Ebenso kann mit Wasserrecycling das im Tagesverlauf anfallende Grauwasser in Gebäuden gesammelt und zu hochwertigem Betriebswasser aufbereitet werden. Mit der Betriebswassernutzung lassen sich dadurch ganzjährig 40 bis 50 % (Trink-)Wasser einsparen. Und nein, es ist nicht unökonomisch, vergleicht man die Investitionen mit den Entstehungskosten pro Quadratmeter eines Gebäudes. Daher sollte bei jedem Neubau bzw. jeder Komplettsanierung ein Betriebswassersystem (Regenwasser- und/oder Grauwassernutzung) verpflichtend eingebaut werden. Neubauten, die ohne Wassersparsysteme errichtet werden, sind für die nächsten 50 bis 100 Jahre dafür „verloren“, und das können wir uns angesichts eines steigenden Wasserbedarfs nicht leisten.


Dennis Jäger SBZ Chefredakteur

Bild: SBZ

Dennis Jäger SBZ Chefredakteur

Kontra

Noch nicht! Die Energiewende im Gebäudebereich bindet alle Kapazitäten. Und zwar auf Jahre hinaus. Egal, wo der Blick hinfällt, Fachhandwerk und Planer haben alle Hände voll zu tun, die Köpfe rauchen. Die umwälzenden Veränderungen sind in der Branche noch lange nicht verdaut. Bis mal halbwegs Ruhe und Routine einkehren, vergehen noch unzählige stressige Monate. Da hat ein neues Betätigungsfeld wie die Betriebs- und Regenwassernutzung kaum Chancen, Fuß zu fassen. Eine Verpflichtung in Neubauten würde zu einem ähnlichen Chaos führen, wie es bereits das Geschehen rund um die Wärmepumpe im vergangenen Jahr ausgelöst hat. Und dessen Auswirkungen bis heute noch spürbar sind. Denn, um es in aller Deutlichkeit mal zu schreiben: Die SHK-Branche ist noch nicht bereit, dass Thema flächendeckend anzupacken und umzusetzen. Es fehlt an Know-how und Spezialisten. Der Ansatz an sich ist ja vollkommen richtig, Trinkwasser nicht mehr literweise den Abfluss runterzujagen für niedere Aufgaben wie die WC-Spülung. Aber ein Zwang alleine führt noch kein Umdenken herbei. Wichtiger wäre, erst mal die möglichen Kunden/Investoren auf eine positive Art abzuholen. Motivation könnte zum Beispiel ein Förderprogramm entfalten. Damit fiele es auch dem Handwerk leichter, in größerem Stil auf diesen Zug aufzuspringen.

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