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Kritik am Vermarktungskonzept

Inhalt

Auf der eintägigen Mitgliederversammlung in Berlin haben sich der ZVSHK sowie die Vertreter aller Landesverbände mit dem neuen Vertriebsmodell des Heizungsherstellers Vaillant befasst. Die Aussprache zum neuen Vermarktungskonzept www.heizungonline.de mündete letztlich in eine Resolution, mit der sich das organisierte Handwerk deutlich gegen die kritikwürdigen Punkte des Vorhabens wendet, wie zum Beispiel die Rechnungsstellung an den Endkunden durch Vaillant selbst.

Vorausgegangen war der Mitgliederversammlung unter anderem eine Blitzumfrage unter bayerischen Innungsbetrieben, die dem Landesfachverband SHK Bayern einen bemerkenswert hohen Rücklauf von rund 1200 Antworten eingebracht hat. Dabei lag die Zahl der Betriebe, die das Vaillant-Konzept ablehnen, bei über 99 %. Andere Landesverbände ziehen dieses Vorgehen ebenfalls in Erwägung oder haben es bereits durchgeführt, um die Stimmung in weiteren Regionen zu diesem Thema einzuholen.

In der Mitgliederversammlung gab es über die einhellige Absage gegen das Konzept hinaus auch Stimmen, die dazu aufforderten, in der Handwerksorganisation selbst konzeptionell tätig zu werden mit Blick auf das Onlinegeschäft. Der Tenor: Wenn nicht Vaillant, dann werde in absehbarer Zeit ein anderer auf eigene Faust nach neuen Vermarktungskonzepten suchen.

Für Energiewende hohe Fördersumme eingeplant

Besprochen wurde in Berlin ebenfalls der Nationale Aktionsplan zur Steigerung der Energieeffizienz (Nape). Er hat seit dem vergangenen Jahr erheblich an Kontur gewonnen, doch hat das Organisatorische rund um Altanlagenlabel und Heizungs-Check mehr Zeit in Anspruch genommen als zunächst geplant. Etliche Punkte des Förderkonzeptes, für das bis zum Jahr 2020 insgesamt 17 Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen, sind aber inzwischen angelaufen.

Jüngstes Beispiel dafür ist die Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Hier ist der Zentralverband offizieller Kooperationspartner. „Mit dieser neuen Effizienzoffensive nimmt die Politik – wie von uns schon lange gefordert – das riesige Energieeinsparpotenzial im Wärmemarkt ins Visier“, sagte ZVSHK-Präsident Manfred Stather.

Auf der Webseite www.machts-effizient.de erfahren Heizungsbetriebe, wie sie mitmachen können und wo es unterstützendes Werbematerial gibt.

Ineffiziente Heizungspumpen im Visier

Zum Thema Förderprogramme für die Heizungstechnik sieht Andreas Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im ZVSHK, gute Chancen, dass die Förderung zum Austausch ineffizienter Heizungspumpen noch in diesem Jahr kommt. Er gab zur Mitgliederversammlung in Berlin einen Überblick zu allen bestehenden Förderprogrammen, die im Zusammenhang mit der Heizungsmodernisierung stehen (siehe Grafik). Für den in Aussicht gestellten Finanzbonus zum Heizungs-Check 2.0 zeichnet sich allerdings momentan noch keine Lösung ab, denn im Wirtschafts- sowie im Finanzministerium hat man dazu noch keine Übereinstimmung gefunden.

Elektrischer Strom gewinnt in der Gebäudetechnik an Bedeutung

Eine übergeordnete Vorstellung zur Energiewende gibt es dagegen schon. Zumindest interessant muten die Planungen an, die auf politischer Ebene für die kommenden Jahrzehnte angestrebt werden. Das Ziel ist, in Deutschland bis 2050 den Endenergieverbrauch pro Haushalt um die Hälfte zu senken. 50 % der Einsparung gegenüber dem heutigen Stand sollen Effizienzmaßnahmen realisieren, weitere 40 % sollen durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Nur noch einen Anteil von 10 % will die Politik anderen Energiequellen zubilligen. Erneuerbare Energien sollen in allen Sektoren (Strom, Wärme, Verkehr) forciert und die dafür nötige Infrastruktur (Stromnetze, Speicher, Smart Services) bereitgestellt werden. Das ganze Konzept trägt die Bezeichnung Sektorkopplung. Andreas Müller zitierte aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung: „In einem Strommarkt mit einem weiter zunehmenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien werden wir Strom, der sonst abgeregelt werden müsste, für weitere Anwendungen, etwa im Wärmebereich, nutzen.“

Angesichts solcher Überlegungen werde die Sektorkopplung von Strom, Wärme und Verkehr nachhaltige Auswirkungen auf den bislang vertrauten Wärmemarkt haben, machte Müller deutlich. Deshalb müsse das SHK-Fachhandwerk frühzeitig Gespräche mit politischen Entscheidern führen, um trotz solcher Entwicklungen weiter zu den Akteuren im Markt zu zählen.

Aktuelles in Kürze

  • Die Nachwuchs-Initiative „Zeit zu starten“ wird im Laufe dieses Jahres von allen Landesverbänden bundesweit einheitlich eingeführt. Derzeit bemüht sich die Berufsorganisation um Sponsorengelder, die beispielsweise dazu genutzt werden sollen, um in Jugendzeitschriften sowie auf Onlineplattformen und in anderen Internet-Angeboten zu werben.
  • Als Mitglied des Bundestages (MdB) und Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU/CSU äußerte sich Ingbert Liebing in einem Gast-Vortrag u. a. zu den kommunalen Anschlusszwängen an Fernwärmenetze. Er sehe darin grundsätzlich eine berechtigte Methode für die Kommunen, aus wirtschaftlichen Gründen an die nötigen Abnehmer für die bereitgestellte Wärme zu kommen. Doch müsse man genau anschauen, ob die Entscheidung vor Ort Sinn mache, auf welche Art sowohl Strom als auch Wärme Abnehmer finde. Eine befriedigende Lösung sieht der Politiker nur in einem einvernehmlichen Weg: „Ich werbe dafür, dass die Energiekonzepte nicht von oben herab durchgesetzt werden, sondern dass dazu Gespräche vor Ort unter Beteiligung aller relevanten Kreise geführt werden.“
  • Wie können die Komponenten im Bad für Generationen bestmöglich Funktion und Design miteinander verbinden? Antworten darauf bringt der Produkt-Award, den der ZVSHK in Neuauflage ins Leben ruft und auf der kommenden ISH im März 2017 vergeben wird. Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks hat dazu erneut ihre Schirmherrschaft bekräftigt.
  • Die Lohnausgleichskasse der Dachdecker hat in der Vergangenheit Klempnerbetriebe angeschrieben und sie zum Ausfüllen eines Fragebogens aufgefordert. Angaben sollten dabei unter anderem aus dem Geschäftsverlauf der letzten zehn Jahre gemacht werden. Rechtliche Schritte wurden demjenigen angedroht, der dem Ausfüllen nicht nachkommen würde. Weil es dazu keine rechtliche Grundlage gebe, können die Landesverbände ihren Mitgliedsbetrieben per Musterschreiben Unterstützung anbieten. Inzwischen hat die Lohnausgleichskasse signalisiert, dass sie ihr Prüfverfahren überarbeiten will.
  • Der ZVSHK erhielt von seinen Mitgliedsverbänden den Auftrag zu prüfen, ob und in welcher Art eine Repräsentanz des Zentralverbands in Berlin in der Nähe zum Regierungsviertel machbar ist.

Info

Resolution im Wortlaut

Der Zentralverband SHK hat eine Resolution zum Konzept HeizungOnline von Vaillant verabschiedet. Sie lautet:

„Das von Vaillant unter dem Label ‚HeizungOnline‘ eingeführte Angebot zur Heizungsmodernisierung und Heizungsinstallation beinhaltet entgegen aller bisherigen gültigen Vertriebsprozesse den Direktverkauf an den Endkunden. Damit hat Vaillant seine bewährte Marktpartnerschaft mit dem Fachhandwerk einseitig aufgekündigt.

Vaillant rechtfertigt sein Vorgehen mit der Behauptung, SHK-Fachhandwerker könnten in einer zunehmend digitalisierten Welt als eigenständige Unternehmer nicht mehr bestehen. Mit der Übernahme ‚aufwendiger Prozessschritte‘ wie Kundenwerbung, der Erfassung von Kundendaten und Kundenwünschen, Angebotserstellung und Vertragsabschluss inklusive Rechnungsabwicklung würde Vaillant das Fachhandwerk entsprechend entlasten.

Mit einer solchen Argumentation reduziert Vaillant die Marktpartnerrolle des Fachhandwerks auf die reine Installationsarbeit. Wohl nicht zufällig erinnert die Ausgestaltung an das System der Kfz-Vertragswerkstätten mit ihrer weitgehenden Bindung an die großen Automobilhersteller.

Damit reiht sich die Firma Vaillant ein in eine Gruppe von Unternehmen, die in den letzten Jahren Maßnahmen zur Belebung des Heizungsmarktes konzipierten, ohne dabei in ausreichendem Maße die unternehmerischen Freiheiten des Fachhandwerks zu beachten.

Die Erfahrung zeigt, wie sensibel die 25 000 Mitgliedsbetriebe der SHK-Organisation reagieren, wenn von dritter Seite in ihre Geschäftsbeziehung zum Kunden eingegriffen wird. Schließlich geht es um nichts weniger als um den Versuch, sie in ihren unternehmerischen Freiheiten bewusst einzuschränken.

Die Innungsbetriebe erkennen hierin die Absicht, sie mittelfristig vom Unternehmer zum ‚Lohnschrauber‘ eines Herstellers zu machen. Die von der ZVSHK-Mitgliederversammlung in der Vergangenheit gegenüber vergleichbaren Eingriffen wiederholt unmissverständlich vorgebrachten Bedenken sind der Branche hinlänglich bekannt.

Die SHK-Verbandsorganisation stellt fest: Grundlegende Voraussetzung für eine Belebung des Heizungsmarktes ist das gemeinsame Verständnis für eine Marktpartnerschaft auf Augenhöhe. Diese Marktpartnerschaft verbindet eigenständige und unabhängige SHK-Fachunternehmer mit den einzelnen Herstellern der Heizungsindustrie. Nur auf dieser Basis wird es möglich sein, neue und erfolgreiche Maßnahmen zur Online-Akquise im Markt zu platzieren. Hierzu erklärt die SHK-Organisation erneut ihre Bereitschaft.

Die Innungsbetriebe erwarten von der Firma Vaillant die Rückkehr zur bisher gelebten und bewährten Marktpartnerschaft.“

Die Resolution gegen das Vermarktungskonzept steht unter www.zvshk.de zum Download bereit.

Referenten

ZVSHK-Präsident Manfred Stather : „Das Thema Energiewende im Wärmemarkt haben wir ganz maßgeblich hier in Berlin vorangetrieben. Die Liste der Förderprogramme ist beeindruckend lang.“

 

 

 

 

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser : „Die Kolonnenklausel in Tarifverträgen der Dachdecker darf bei Klempnerbetrieben nicht in die Tarifzuständigkeit der SHK-Organisation eingreifen.“

 

 

 

 

Andreas Müller (stellvertretender ZV-Hauptgeschäftsführer): „Das KfW-Programm ‚Altersgerecht umbauen‘ lässt sich mit den Programmen zur energetischen Gebäudesanierung kombinieren.“

 

 

 

 

Eckhart Denker (Vorsitzender des Arbeitskreises Nachwuchswerbung): „Die Wirkung von ‚Zeit zu starten’ müssen wir bei Schülern der achten bis zehnten Klasse erzielen und sie zu einem Praktikum motivieren.“

 

 

 

 

Birgit Jünger (ZVSHK-Marketing): „Was die Online-Präsenz angeht, wird es höchste Zeit für uns. Mitbewerber des SHK-Handwerks drängen mit hohen Investitionen auf den Markt.“