Der SHK-Markt boomt. Die Handwerksbetriebe haben alle Hände voll zu tun – da bleibt keine Zeit für Zukunftsstrategien. Wirklich nicht? Das wäre zu kurz gedacht. Denn gerade die Digitalisierung wird im SHK-Handwerk an Fahrt aufnehmen. Viele Handwerksbetriebe werden digital zulegen müssen, um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben – diese Botschaft war unmissverständlich auf der Mitgliederversammlung des ZVSHK, zu der sich Vertreter aller 17 Landesverbände mit der Spitze der SHK-Handwerksorganisation am 6. Juni 2018 in Berlin getroffen hatten.
Doch was sollen sich Handwerksunternehmer in SHK-Innungsbetrieben unter dem Schlagwort Digitalisierung genau vorstellen? Hier gilt es, zunächst zwischen Außen- und Innenwirkung zu differenzieren.
Virtuelles Schaufenster
Zur Außenwirkung: „Die nächste Generation, die jetzt entscheidet, sucht und beurteilt den Fachbetrieb über den Webauftritt“, sagte ZVSHK-Präsident Friedrich Budde in seiner Eröffnungsrede zur Frühjahrstagung. Diese Gewohnheit, sich von der realen Welt zunächst virtuell einen Eindruck zu verschaffen, habe sich inzwischen auf viele Lebensbereiche ausgeweitet und tangiere damit auch die Themen rund um Sanitär und Heizung. Mancher SHK-Betrieb ist in dieser Hinsicht gut aufgestellt und aktualisiert zumindest wöchentlich seine Webseiten, um sich interessant zu machen und es zu bleiben.
Dazu gehört es, Kriterien und Schlagworte zu prüfen, um über eine Handwerkersuche auch tatsächlich gefunden zu werden. Mehr noch: Selbst die Darstellung als attraktiver Arbeitgeber oder das Angebot für einen Praktikumsplatz, um Jugendlichen den Einstieg in einen interessanten Beruf zu ebnen, gehören mit zu diesem zeitgemäßen Webauftritt.
Homepage mit Budgetrechner
Mit automatisierten Onlineangeboten kann der SHK-Unternehmer sogar einen digitalen Verkaufsdialog bei seinen Kunden realisieren. Ein wichtiges Kriterium ist dabei ein Budgetrechner, der sich in den Webauftritt des Fachbetriebes integrieren lässt.
Der erste Entwicklungsschritt dieser Dienstleistung zielt auf den Bereich Bad. Die SHK-Berufsorganisation hat im April mit dem Softwareunternehmen „Lokalleads“ einen Rahmenvertrag abgeschlossen. Durch diese Kooperation erhalten Innungsbetriebe Sonderkonditionen auf die Angebote für Dienstleistungen rund um Kundengewinnung und Angebotsstellung im Internet.
Das Ziel: Der Bauherr bzw. Kunde am heimischen PC soll die Möglichkeit bekommen, zum Beispiel eine erste Kostenkalkulation für die neue Sanitärausstattung vorzunehmen. Mittelfristig wird sich diese Dienstleistung auch auf den Bereich Heizung ausdehnen.
Doch zurück zur Ist-Situation: Ein hoher Anteil der SHK-Betriebe nutzt die Chancen, online Botschaften zu senden, noch zu wenig. Manche Betriebe haben sogar nur ihre Adresse online gestellt. Diese begrenzte Auffindbarkeit im Zeitalter der Suchmaschinen könnte sich als großer Mangel von morgen herausstellen. Dann nämlich, wenn Konsumenten mehrheitlich über virtuelle Wege Vertrauen zu einem Fachhandwerker aufbauen wollen.
Open Datapool wächst weiter
Zur Innenwirkung der Digitalisierung: Vor einem halben Jahr hat der ZVSHK unter dem Begriff „Open Datapool“ den Startschuss gegeben für qualitätsgeprüfte Herstellerdaten im zwei- und dreistufigen Vertriebsweg. Waren es zunächst rund 100 Lieferanten mit Badplandaten und VDI-3805-Daten, so zeigt der Zustrom weiterer Hersteller deutliche Tendenz nach oben. Inzwischen sind nahezu eine Million Stammdaten von rund 140 Herstellern präsent.
Die Website www.open-datapool.de schafft eine offene Datenwelt sowohl für den SHK-Handwerker als auch für Architekten und Planer. Neben den Artikelstammdaten und Badplandaten werden folgende Datenarten verfügbar sein bzw. an Umfang zunehmen: Ausschreibungsdaten, Bilder, Montage- und Pflegeanleitungen sowie Maßzeichnungen.
Damit ist Open Datapool bereits einer der größten Anbieter von Badplandaten. Die Plattform fügt sich zudem als Datenbasis in den BIM-Prozess (Building Information Modeling) ein, von dem Planer und bauausführende Unternehmen immer stärker profitieren sollen. Mithilfe der Internet-Zugangsdaten der SHK-Verbandsorganisation kann sich jeder Innungsbetrieb über die Website anmelden.
„Wir wollen in Open Datapool auch Nebenprodukte für unsere Gewerke einbeziehen“, sagte Friedrich Budde auf der Mitgliederversammlung. „So können wir auch im digitalen Verkaufsgeschäft unsere Mitgliedsbetriebe mit einem Mehrwert ausstatten.“
Ansprechpartner für Wartung
Erheblicher Diskussionsbedarf zeigte sich zur Mitgliederversammlung beim Thema Wartungsgeschäft. Ein Großteil der Heizungsbetriebe sieht es als originäre Aufgabe an, dem Kunden nicht nur die Installation der Heizung, sondern auch die nötigen Wartungsaufgaben anzubieten. Die daraus entstehende Kundenbindung sowie das gut kalkulierbare Auftragspotenzial sind eine wichtige Säule für den SHK-Unternehmer. Doch können nicht alle Betriebe ein großes Wartungspotenzial aufbauen. Sie nehmen deshalb mit dem Werkskundendienst Kontakt auf, um Engpässe zu überbrücken.
Mancher Hersteller kommt dem mit gebotener Zurückhaltung nach. Doch kann es auch anders zugehen: In einigen Regionen wird nämlich offenbar, dass Werkskundendienste den Kunden aus dem Handwerk Konkurrenz machen. Wegen des daraus resultierenden Konfliktpotenzials sucht der ZVSHK das Gespräch mit den Heizungsherstellern.
Das SHK-Handwerk hat dabei das Selbstverständnis, dass das Wartungsgeschäft grundsätzlich in die Hände des Fachhandwerks gehört. Und auch dieses Thema nahm Bezug zu den Nutzungsmöglichkeiten durch Digitalisierung im Bereich Wartung. Friedrich Budde skizzierte ein Dienstleistungsangebot, das es noch nicht gibt, für einen Onlinekonsumenten allerdings völlig naheliegend ist. Es müsse in Zukunft möglich sein, setzte er als Zielmarke, dass der Endkunde für die Wartung eines bestimmten Gerätetyps via Datenbank einen Mitgliedsbetrieb in seiner Nähe findet.
Neuer Hauptgeschäftsführer und Auszeichnungen
Die Mitgliederversammlung bestätigte die Personalentscheidung des ZVSHK-Vorstands: Wie bereits im April berichtet, tritt Helmut Bramann zum 1. Juli 2018 als neuer Hauptgeschäftsführer der SHK-Berufsorganisation an.
Fünf SHK-Unternehmer bzw. Landesinnungsmeister (LIM), die sich über viele Jahre im Ehrenamt für die Berufsorganisation verdient gemacht haben, wurden von Präsident Friedrich Budde ausgezeichnet:
- Günther Beer war viele Jahre im Ehrenamt und vertrat ab 2015 bis in die jüngste Zeit als LIM die Interessen der sächsischen SHK-Betriebe in der Gesamtorganisation – für ihn gab es die Ehrennadel in Gold.
- Eckhart Denker (Fachverband Schleswig-Holstein) hat sich für die aktuelle Nachwuchskampagne „Zeit zu starten“ im Besonderen verdient gemacht. Nachdem er bereits die Goldene Ehrennadel verliehen bekam, dankte ihm die Mitgliederversammlung für den zusätzlichen Einsatz durch großen Applaus.
- Hans Joachim Hering engagierte sich viele Jahre in der Bufa SHK und repräsentierte den Fachverband SHK Nordrhein-Westfalen von 2009 bis 2017 als LIM. Für seine Verdienste bekam auch er die Goldene Ehrennadel.
- Jürgen Jakob brachte von 2005 bis 2017 seine Fachkompetenz als LIM Hessen in die Verbandsorganisation ein, unter anderem mehrfach als Rechnungsprüfer – auch für ihn die Goldene Ehrennadel.
- Fritz Koch war von 2005 bis 2017 LIM im Fachverband Pfalz und während dieser Zeit unter anderem als Botschafter der Handwerkermarke aktiv. Er erhielt ebenfalls die Goldene Ehrennadel der SHK-Organisation.
- Manfred Stather, von 2009 bis 2016 Präsident des ZVSHK, wurde durch die Mitgliederversammlung unter großem Applaus zum Ehrenpräsidenten ernannt und ist jetzt Träger des Handwerkszeichens in Gold.
Info
Auf einen Blick
Handwerksbetriebe werden digital zulegen müssen, um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben. Ansätze hat der ZVSHK aufgezeigt. Etwa die Kooperation mit dem Onlineunternehmen Localleads. Diskussionsbedarf gab es bei der Hoheit über das Wartungsgeschäft, denn es wird deutlich, dass Werkskundendienste der Hersteller in Konkurrenz zum SHK-Fachbetrieb treten können.