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Sichere Montage für den Eigenverbrauch

Es geht aufwärts, die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) vermeldete für das erste Quartal 2017 ein Wachstum bei den Photovoltaik-Kleinanlagen (bis 10 kW) von 26 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und bei gewerblichen Anlagen sogar von 66 %. Auf das ganze Jahr bezogen hält der BSW-Solar deutschlandweit ein Marktwachstum von 30 % für möglich. Laut Bundesnetzagentur wurden 2016 rund 51 900 neue PV-Anlagen mit einer Bruttoleistung von 1520 MW gebaut – 60 MW mehr als bereits 2015 (in absoluten Zahlen 1000 Anlagen mehr). Für dieses Jahr sagt der BSW-Solar einen Zubau von 1600 bis 1900 MW voraus. Wenn der vom Verband prognostizierte Trend Realität wird, dann dürfte spätestens 2019 das Jahr sein, in dem die EEG-Vergütung für Solarstrom wieder sinkt. Sorge sollte das Installateuren aber nicht bereiten. Und dafür gibt es drei Gründe bzw. Entwicklungen.

Grund 1: Noch liegt der Leistungszubau bei der PV weit unter dem vom EEG festgezurrten Deckel. Nach § 49 EEG verringert sich die monatliche Absenkung der Vergütung auf null, wenn der auf ein Jahr hochgerechnete Bruttozubau von Solarstromanlagen den Wert von 2500 MW um mehr als 400 MW unterschreitet. Das EEG punktet also mit einer stabilen Vergütung, wahrscheinlich mehr als so manche andere Renditeanlage, da die Preise für Module weiter sinken.

Doch selbst wenn die Vergütung bald gesenkt würde, gibt es über das Thema Eigenstromversorgung längst ein Verbraucherinteresse an der Photovoltaik, sodass die Post-EEG-Ära bereits begonnen hat. Laut BSW-Solar wird heute schon fast jede zweite neu auf einem Dach installierte PV-Anlage mit einer Solarbatterie kombiniert. Ein klares Zeichen dafür, dass Hausbesitzer möglichst viel des eigenen Solarstroms selbst verbrauchen wollen, statt ihn ins Netz einzuspeisen. Ihnen ist wichtiger, dass jede Kilowattstunde ihres Stroms den Bezug von fremdem Strom ersetzt, dessen Preise immer weiter steigen. Damit nabeln sie sich vom EEG bereits ab.

Grund 2: Parallel werden PV-Eigenstromversorgungsmodelle inklusive Reststromabdeckung die Nachfrage nach PV fördern. Es ist die Rede von den „Communities“ und den „Clouds“: In den Communities werden PV-Anlagenbesitzer zu Netzwerken verknüpft, die sich virtuell untereinander mit selbst erzeugtem Solarstrom aushelfen. In die Cloud speist ein PV-Anlagenbesitzer, der Solarstrom zum einen gerade nicht nutzen und zum anderen nicht mehr in seiner Batterie parken kann, in einen virtuellen Speicher ein, aus dem er diesen zu einem späteren Zeitpunkt wieder hervorholt. Natürlich sind die Community und die Cloud nicht real, sondern virtuell: Der Stromaustausch bzw. das Parken „eigenen“ Stroms geschieht nur bilanziell. Aber es ist eine Entwicklung, die den Verkauf von PV-Anlagen in Verbindung mit Solarakkus jenseits des EEG vorantreiben wird.

Grund 3: Eine dritte Entwicklung ist die des Mieterstroms. Die Bundesregierung legte jüngst den Entwurf für ein Mieterstromgesetz vor, dass sicherlich noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird. Doch selbst wenn Mieterstrom nicht auf staatlich unterstützte Weise kommen sollte, wird er auf jeden Fall kommen, weil die Weichen längst darauf ausgerichtet sind. Beim Mieterstrom werden geeignete Geschäftsmodelle diskutiert und praktiziert. Beteiligt sind die unterschiedlichsten Initiatoren, z. B. Stadtwerke, private Stromanbieter oder Wohnungsbauunternehmen.

Installateure werden in Zukunft also nicht nur vermehrt Anfragen von Eigenheimbesitzern zum Kauf und zur Installation von PV-Anlagen erhalten, die im Hintergrund mit Eigenstrom-/Reststrom-Versorgungskonzepten bzw. Paketlösungen kombiniert sind. Sondern auch von Immobilienbesitzern/-gesellschaften, die an Mieterstrom interessiert sind und zu diesem Zweck nach Rat und Angebot fragen.

Montage als Nebensache

Vor diesem Hintergrund scheint es fast altbacken, den Blick auf Montagesysteme zu richten. Gibt es sie doch schon lange, ihr Aufbau ist klar und damit auch die Installation und sie verschwinden überdies dann als nicht sichtbarer Träger für 20 Jahre im Hintergrund und leisten im Sinne von elektrischer Leistung und Batterieleistung eigentlich nichts.

Es könnte ihnen passieren, dass sie als Kostenpunkt in der Wertschätzung des Kunden jetzt noch weiter nach hinten rücken als bisher und der Preisdruck sich noch verschärft, auch was das verwendete Material betrifft.

Aufseiten der Solarteure wird der Zubau zwar entstresst, da der Termindruck sinkt, den das EEG mit den immer kürzeren Abständen seiner Novellierung zumindest im Wohnungsbau in den vergangenen Jahren massiv mit sich brachte, weil es an Bedeutung verliert. Es bietet sich die Chance, sorgfältiger zu arbeiten und nicht mehr die Fehler zu machen, die bei der Montage von PV-Anlagen bei der Unterkonstruktion gemacht wurden. Allerdings lauert bei dem Hype um Solarakkus die Gefahr, dass Montagesysteme an Aufmerksamkeit und Wertschätzung verlieren. Was dazu führen könnte, dass trotz geringeren Termindrucks weiter schlecht montiert und möglicherweise in Zukunft sogar von manchem noch schlechteres Montagesystemmaterial als bisher verbaut wird.

Klassische Montagefehler

Welche Fehler bei der Montage und der Elektrifizierung von PV-Anlagen gibt es? Wir haben dazu Sebastian Geier, Leiter Produktmanagement und Entwicklung bei IBC Solar, und Marko Balen, Produktmanager bei Renusol, zu den Themenfeldern Haltekonstruktion und Installation der Elektrik befragt.

Die Antworten von Sebastian Geier: Ein typischer Fehler ist, dass der Dachhaken nicht so montiert wird, dass die Lasteinleitung zentrisch erfolgt. Beispielsweise ist das der Fall, wenn der Haken nicht mittig, sondern am Rand vom Sparren befestigt wird. Wir geben daher immer vor, dass eine zentrische Dacheinleitung erfolgen muss; die Abstände zum Rand der Sparren müssen dabei unbedingt eingehalten werden.

Ein weiterer Fehler besteht darin, dass Dachhaken verwendet werden, die nicht die richtige Tragfähigkeit für die entsprechende Anlage und die jeweiligen Lasten aufweisen. Wichtig ist immer, die Montageanleitung zu beachten. Dort gibt es beispielsweise genaue Vorgaben über Anzugsmomente der Schrauben und notwendige Abstände der Dachhaken zu den Ziegeln. Werden diese nicht eingehalten (i. d. R. 5 mm), kann es zum Ziegelbruch kommen.

Dächer sind im Laufe der Jahre hohen Beanspruchungen (Wind, Schnee, Temperaturschwankungen etc.) ausgesetzt und verformen sich im Laufe der Zeit. Ältere Dächer sind daher nicht mehr so eben wie neue. Solche Unebenheiten müssen vor der Installation einer PV-Anlage ausgeglichen werden, um Spannungen, das Lösen von Schraubverbindungen, Risse und letztlich das Eindringen von Wasser zu vermeiden. Ein Höhenausausgleich kann z. B. über Dachhaken mit Langlöchern erfolgen.

Stromleitungen sind unbedingt so anzubringen, dass sie keine Schlaufen bilden, sonst kann es zu einem Kabelbrand kommen. Entsprechend wichtig ist es, sie korrekt zu verlegen. Immer wieder sehen auch wir die folgenden Fehler:

  • Leitungsbündel mit einer Vielzahl an Leitungen,
  • wild und quer über das Dach verlegte Leitungen, die der Witterung komplett ausgesetzt sind,
  • Leitungen, die in der Regenrinne verlegt wurden,
  • falsche Biegeradien,
  • eingeklemmte Stellen bzw. Leitungen, die über scharfe Kanten führen,
  • Befestigung mit Kabelbindern.

Geier resümiert: „PV-Leitungen verbinden Solarmodule und Wechselrichter und leiten den Strom bis zum Netzeinspeisepunkt. Somit stellen sie die Funktionalität von ganzen Anlagen sicher. Auch wenn es durch die oben genannten Fehler nicht zu einem Totalausfall der Anlage kommt, senken schleichende Leitungsverluste den Ertrag der Anlage. Die Folge – neben den Ertragsausfällen – sind langwierige und aufwendige Reparaturen, da nicht jede Leitung ohne Weiteres ausgetauscht werden kann oder sie nur schwer zugänglich ist.“

Die zusammengefassten Ergebnisse von Marko Balen zielen in die gleiche Richtung: Zu wenig Abstand zu Dachpfannen, zu wenige Dachhaken, falsche Geometrie der eingesetzten Dachhaken, falsche Schrauben werden verwendet, Nichtbeachtung von Rand- und Achsabständen bei der Verschraubung, fehlender Höhenausgleich, falsche Bearbeitung der Dachziegel, keine ordnungsgemäße Kabelführung (Hochbinden der Kabel, witterungsfeste und langlebige Materialien, UV-Beständigkeit), Stecker liegen im Wasser, fehlende Beschriftung etc.

Balen resümiert: „Es hapert meistens an den Anbindungen/Verbindungen. Falsche oder fehlende statische Auslegungen, mangelnde Kenntnis bezüglich Bauhandwerk (Dachhaken, bei denen Randabstände nicht eingehalten sind), zu schwach ausgelegte Dachhaken.“

Solide Grundlage

Die klassischen Unterkonstruktionsfehler bei PV-Anlagen brachte der EEG-Boom in erster Linie zeitlich nur gehäuft hervor, also dramatisiert. Es gab sie sowieso. Die Montage einer PV-Anlage vereinigt nach wie vor die Gewerke Solartechnik, Dachdeckerei/Bautischlerei und Elektrotechnik und damit auch Expertise handwerklichen Geschicks. Leider sind Fehler bei der Unterkonstruktion immer auch Ausdruck mangelnden handwerklichen Geschicks. Schlechten Betrieben bzw. Handwerkern würden vermutlich auch dann Fehler unterlaufen, wenn sie nicht so stark unter Zeitdruck stünden. Wer gut ist, wird sich auch über gute Montagearbeit von anderen nun abgrenzen können. Zum Gewinn des Kunden und zum Vorteil des eigenen Unternehmens gegenüber anderen Mitbewerbern im Zeichen eines neuen Booms von Batterien, Communities und Clouds oder kWp. Das ist gar nicht altbacken. Denn es gilt mehr denn je, beim neuen Boom Eigenstromversorgung einen rostigen Gestellunterbau zu vermeiden.

Nun kommt, dass der Fokus noch mehr auf die aktiven Komponenten gelegt wird. Wenn als zusätzlicher Kostenpunkt im neuen Gesamtsystem noch die Batterie und ggf. Reststromverträge zur 100-%-Absicherung der Eigenstromversorgung hinzukommen, dann könnte bei knappem Budget noch weniger Wert auf die Materialqualität der Gestelle und auf die Zeit für eine gute Montage gelegt werden. Das könnte sich aber nach ein paar Jahren nicht nur in Form von verrosteten Schrauben oder Dachhaken rächen.

Beispielhaft zehn klassische Fehler bei der Montage von PV-Anlagen:

Autor

Dittmar Koop ist Dipl.-Ing. der Raum- und Stadtplanung (TU). Seit 2004 arbeitet er als freiberuflicher Fachjournalist für erneuerbare Energien. Seine Schwerpunkte sind Bioenergie, Photovoltaik und die Solarthermie. E-Mail: info@dittmar-koop.de