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Interview

Gegen Vorurteile verteidigen

SBZ: Nach den jüngsten Erfahrungen: Mit welcher Einstellung lesen Sie künftig die Testberichte in der Stiftung Warentest?

Alfred Jansenberger: Die Testberichte der Stiftung Warentest werden von vielen Menschen als sehr hilfreich eingeschätzt. Ich persönlich kann diese Meinung teilen, wenn es um das reine Testen von Produkten geht. In meinen persönlichen Gesprächen mit der Stiftung Warentest ist klar geworden, dass Produkttests zur Kernkompetenz des Hauses gehören und nicht etwa die Beantwortung komplexer, vertrieblicher Fragestellungen. Ich werde als Verbraucher also auch künftig sehr vorsichtig damit umgehen müssen, wenn die Stiftung Warentest Empfehlungen über ein Testprodukt hinaus, etwa Urteile über gewachsene Handels- und Vertriebsstrukturen einer ganzen Branche, gibt, wie es bei dem Heizpumpentest der Fall war.

SBZ: Zum Heizungspumpentest haben Sie sich mit einem viel beachteten offenen Brief an die Stiftung Warentest gewendet. Wie hat die Organisation anfänglich auf die berechtigte Kritik aus der SHK-Branche reagiert?

Jansenberger: In der ersten Antwort war kein Interesse an einer ausgewogenen Darstellung der Situation zu spüren. Den Inhalt unseres Schreibens betrachtete man eher als Anliegen einer Randgruppe, mit dem man sich nicht weiter auseinandersetzen müsse.

SBZ: Trotzdem haben Sie Ihren Standpunkt weiter hartnäckig vertreten. Mit Erfolg, wie jetzt bekannt wurde. Was ist geschehen?

Jansenberger: Als wir den Wunsch äußerten, diese Antwort zu veröffentlichen, erhielten wir eine weitaus angemessenere Reaktion. Wir wurden eingeladen, unsere Position in einem klärenden Gespräch darzustellen, was wir gerne genutzt haben. Im Anschluss ist die Stiftung Warentest auf unsere Argumentation zumindest teilweise eingegangen: Die differenzierte Gewährleistung, die sich bezüglich Material und handwerklicher Dienstleistung ergibt, war zuvor nicht bekannt und ist erstmals in der Onlinefassung des Tests überhaupt aufgenommen worden. Unterstützend war der BDH, der seine Kritik ebenfalls deutlich kundtat.

SBZ: Was glauben Sie: Finden die besonderen Gegebenheiten des Vertriebs über das SHK-Handwerk bei künftigen Tests jetzt mehr Berücksichtigung?

Jansenberger: Ich würde mir das wünschen. Für Endkunden wäre es sehr hilfreich, wenn von neutraler Seite die unterschiedlichen Leistungen einzelner Vertriebskanäle mit allen Vor- und Nachteilen angemessen dargestellt würden. Wie ich aber bereits erwähnte, liegt die Kernkompetenz der Stiftung Warentest zurzeit darin, Produkte zu testen, und nicht darin, umfangreiche Aussagen über die Handelsstrukturen ganzer Branchen zu treffen. Für die Beantwortung komplexer vertrieblicher Fragen fehlen ihr die Hintergründe. Den Preis als vermeintlich geeignetes Kriterium zum Vergleich verschiedener Vertriebswege zu benutzen ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Aus meiner Sicht sollte sich die Stiftung Warentest entscheiden: Entweder sie verschafft sich die notwendige Kompetenz für vertriebliche Aussagen oder sie hält sich damit zurück. Wir hoffen, dass unsere Aktion zu einem geänderten Bewusstsein für solche Sachverhalte führt.

SBZ: Wie wichtig ist es für die SHK-Branche, sich bei einer solchermaßen unscharfen Darstellung wie beim vergangenen Pumpentest gemeinsam ins Zeug zu legen und Angaben und Aussagen ins rechte Licht zu rücken?

Jansenberger: Ich halte das für ausgesprochen wichtig und freue mich über das Wort „gemeinsam“. Wir brauchen sowohl die Kommunikation in die breite Öffentlichkeit als auch in Richtung Betriebe. Die engagierte Berichterstattung durch Fachmagazine hilft mit, dass die richtigen Argumente bei den Betrieben ankommen. Diese Argumente werden im tagtäglichen Kundenkontakt dringend benötigt. Das bestätigen zahlreiche Rückmeldungen, die uns dazu erreichten. Wichtig ist, dass wir das mit Blick nach vorne tun, es gibt kein Zurück. Ein Festhalten an vergangenen Strukturen hilft nicht weiter. Ich sehe es als unsere Aufgabe, den gewaltigen Umbruch, in dem das Handwerk aktuell steckt, unterstützend zu begleiten.

Es gilt, das Handwerk gegen Falschdarstellungen und Vorurteile zu verteidigen und die Dinge, wie Sie es nennen, ins rechte Licht zu rücken. Ich gehe davon aus, dass sich auch Kalkulation und Abrechnung in den nächsten Jahren massiv verändern werden. Das müssen wir in alle Richtungen kommunizieren. Aus meiner Sicht hat das Handwerk mit seiner bisherigen Praxis im Grundsatz alles richtig gemacht hat. Allerdings machen die starken Marktveränderungen nun eine Anpassung unabdingbar und daran müssen wir gemeinsam arbeiten.

Info

Der Pumpentest

Die Stiftung Warentest hat einen Heizungspumpentest in der Ausgabe 5/2018 veröffentlicht. Der Text lässt kein gutes Haar an den betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten im SHK-Handwerk. Die Empfehlungen der Warentester lassen zudem haftungsrelevante Punkte für den Verbraucher ungenannt und empfehlen den Kauf im Baumarkt. Das hat das organisierte SHK-Handwerk nicht auf sich sitzen lassen. In einem offenen Brief des Fachverbands SHK NRW an die Adresse der Stiftung wurden die Dinge richtiggestellt. Die SBZ hatte den Text in der Ausgabe 13-2018 veröffentlicht.