Ohne Zweifel, seit vielen Jahrzehnten leben sowohl Heizungsbauerhandwerk als auch Heizungsindustrie sehr gut von technologisch hochwertigen Pumpenwarmwasser-Heizungssystemen. Sie sind ein existenzielles Standbein der Branche. Weshalb wir uns aber in diesem Bereich mittlerweile selbst ein Bein stellen, das leuchtet am wenigsten dem Handwerk ein. Denn eigentlich ist der Druck, auf diese „konventionelle“ Art zu heizen, dank Phänomenen wie „Innovationswahn“ und „Greenwashing“ schon groß genug. Befeuert wird dieser zusätzlich von thematisch getriebenen Politikern, auftragsgesteuerten Wissenschaftlern und aufklärungsresistenten Bürokraten.
Dabei geht es den genannten Kreisen häufig nur darum, sich ohne Hintergrundrecherche öffentlichkeitswirksam zu präsentieren und daraus eigene Vorteile zu generieren. Dabei braucht sich das Pumpenwarmwasser-Heizungssystemen jüngster Bauart hinsichtlich Effizienz sicher nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil. Würde die Branche doch nun endlich wieder den über viele Jahrzehnte gepflegten und erfolgreichen Pragmatismus an den Tag legen! Dieser ist ganz dringend erforderlich, um nicht die Bodenhaftung zu verlieren.
Von Opfern zweifelhafter Effizienzsteigerung
Sicherlich lässt man sich gerne für Effizienzsteigerungen feiern. Zum Beispiel dafür, dass Pumpen und andere elektrische Bauteile im Heizungssystem immer weniger Energie verbrauchen. Dass sich aber die Aufnahmeleistung einer Heizungspumpe langsam der einer Aquariumpumpe nähert, kann tatsächlich nur noch die oben erwähnten, fachfremden Kreise animieren.
Mit diesen Pumpen müssen nämlich noch immer Anlagensysteme dauerhaft betrieben werden, die zum Teil schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Die geringste Ablagerung und die kleinste Verunreinigung können hier bereits zur Störung führen. Diese Probleme schlagen dann nicht in erster Linie bei den mit Umweltpreisen überhäuften Herstellern auf, sondern vorrangig beim Betreiber der Anlage und beim Handwerk. In vielen vermeidbaren Fällen führen Störungen in Warmwasserheizungssystemen zu Ärger und damit zu wachsendem Unmut über das Gesamtsystem.
Aber selbst „saubere“ Systeme, wie beispielsweise Ölleitungen, werden beim einfachen Brennertausch zum Überraschungspaket, wenn plötzlich ganze Ölförderungssysteme als Ersatzbauteile erforderlich werden. Grund dafür ist, dass vormals geeignete und montierte Ölpumpen laut Hersteller „aufgrund ihrer deutlich reduzierten Leistungswerte leider nicht mehr lieferfähig sind“. Verstehen wir das als effiziente Lösung?
Die Abkehr vom wandhängenden Gerät
Dabei stellen Pumpen nur die eine Seite der Medaille dar: Immer anfälligere Ventile, Einbauteile jeglicher Art und Heizkörper belasten zunehmend den Bau von Warmwasserheizungen, insbesondere im Bestand. Das gilt vor allem auch für wandhängende Wärmeerzeuger, die häufig nicht mehr für den bestimmungsgemäßen Betrieb geeignet sind. Den Konstrukteuren scheint dies indes gleichgültig zu sein. Die irrigen Sprünge zu immer kompakteren Geräten sollten endlich abgeschlossen sein. Denn immer kleinere, komplexe und kaum noch zugängliche Wärmetauschersysteme führen verstärkt zu Problemen und erfordern aufgrund veränderter Volumenströme zusätzliche hydraulische Weichen, Pumpen, Zubehör und damit Zusatzkosten.
Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass immer mehr Heizungsbau-Unternehmen grundsätzlich Abstand von wandhängenden Geräten nehmen. Ein zweifelhafter Erfolg für Forschung und Entwicklung.
Der „Streich“ mit der Wasseraufbereitung
Dass mittlerweile viele Pumpenwarmwasser-Heizungssysteme, je nach Bauart, Leistung und Hersteller des Wärmeerzeugers, mit einer Wasseraufbereitung versehen werden müssen, ist der größte „Streich“, den sich die Branche je erlaubt hat. Da helfen auch keine nachträglich lancierten Richtlinien, die letztlich dem Anwender die Aufgabe zuschieben, Konstruktionsmängel auszugleichen, um erst damit den rechtssicheren Betrieb zu ermöglichen. Es grenzt schon an Frechheit, wenn ohne Not Systeme entwickelt werden, die unter dem fadenscheinigen Vorwand der Effizienzerhöhung und Platzeinsparung für Betrieb und Montage oft jedoch völlig ungeeignet sind.
Die innovativen Entwicklerteams der Kesselhersteller sollten doch in der Lage sein, Wärmeerzeuger zu planen, die auch über die erste Wartung hinaus ohne spezifische Wasseraufbereitung und ohne notwendigen Wärmetauscherwechsel auskommen. Oder welchen Ansatz verfolgt man mit dem Gedanken, Systeme mit vollentsalztem Wasser befüllen zu müssen, um überhaupt noch über die Gewährleistungszeit zu kommen? Ist diese Vorgehensweise herstellerspezifischen Kundenbindungsprogrammen geschuldet oder doch einfach nur die Angst vor dem nächsten möglichen Schaden des Systems? Anders ist es wohl auch kaum zu erklären, dass verstärkt bereits für die ersten Wartungsintervalle „Zwangsersatzteile“ vorzusehen sind, die dem Endkunden schon vor Erscheinen des Handwerkers die Stimmung verderben.
Was hat uns nur in diese unselige Sackgasse gebracht? Denn nötig haben wir dies tatsächlich nicht, liegen wir mit den Geräten doch schon lange am oberen Ende der Effizienz-Fahnenstange.
Warum ist die Branche nicht mutiger?
Es wird Zeit für die Industrie, überflüssigen Innovationswahn einzudämmen. Wenn Industrie, Handel und Handwerk bei Branchenveranstaltungen ganz selbstverständlich vom „verunsicherten Endkunden“ sprechen und wir uns zum wiederholten Male die Frage stellen, weshalb der Heizungsmarkt nicht auf die erwarteten Drehzahlen kommt, muss man endlich die zuvor genannten Defizite abstellen.
Neue Pumpenwarmwasser-Heizungssysteme haben Wirkungsgrade und Effizienzwerte erreicht, die nur noch in wenigen Bereichen zu optimieren sind. Insbesondere die vielen Millionen Altanlagen stellen ein Riesenpotenzial dar, das aber pragmatisch angegangen werden muss. Bei allen Flops, die das Heizungsbauerhandwerk in den letzten Jahren rund um Wärmepumpen, Pelletkessel, Mikro-KWK, Brennstoffzelle, elektronische Pumpen u. v. m. ertragen hat, muss es ein Ende haben, Bauteile und Komponenten so aufzurüsten, dass diese nur mit enormer Anstrengung des Handwerks zu langlebigen Systemen verbaut werden können.
Zeitgleich muss die Branche endlich den Mut aufbringen, sich viel stärker zu ihren bewährten und über Jahrzehnte hinweg optimierten Systemen zu bekennen. Entsprechend hat die Entwicklung neuer, tatsächlich funktionsfähiger Technologien wieder in den Branchenfokus zu rücken. Und schlussendlich sollten wir ein solches Selbstbewusstsein deutlich mutiger in Richtung Gesellschaft kommunizieren.
Denn was hilft es, wenn aufgrund politischer Tricksereien unsere hocheffizienten Gasbrennwertheizungen gegenüber Elektrosystemen als weniger effizient eingestuft werden und wir uns vorrangig darum kümmern, Pumpenleistungen von 15 auf 13 Watt zu senken? Ganz anders agiert da beispielsweise die Fernwärmelobby. Sie haben mit Greenwashing erreicht, dass es Regionalpolitikern und Bürokraten egal ist, ob ein schlecht gedämmtes System 365 Tage im Jahr mit 4000 oder 6000 Watt Pumpenleistung umgewälzt wird oder nicht.
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Autor
Hans-Peter Sproten ist Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Nordrhein-Westfalen. Die Geschäftsstelle sitzt in Düsseldorf. Telefon: (02 11) 6 90 65-0 E-Mail: info@shk-nrw.de