Es tut sich was im Wärmemarkt: „Das liegt vor allem daran, dass die Politik aufgehört hat, die Energiewende allein als Stromwende zu betrachten“, sagte ZVSHK-Präsident Manfred Stather zur Eröffnung des 7. Öl-Symposiums in Hamburg. Alle zwei Jahre richten das IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik) sowie ZVSHK diese Veranstaltung gemeinsam aus.
In den vergangenen Monaten hatte sich immer deutlicher abgezeichnet, dass die politischen Entscheider in Berlin dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape) mit enormen Fördermitteln zum Erfolg verhelfen wollen. Das schließt Heizungs-Check, Pumpentausch, den hydraulischen Abgleich sowie verschiedene Label für alte Wärmeerzeuger und neue Heizungskomponenten mit ein. Dadurch ist die SHK-Branche in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen gekommen – in gute Schlagzeilen. Viel spricht dafür, dass sich die Heizungsbranche in den kommenden fünf Jahren als Problemlöser für eine überaus wichtige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung positionieren kann: für die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich.
Fachhandwerk ist als Problemlöser gefragt
Im Wirtschaftsministerium sieht man das SHK-Fachhandwerk an vorderer Stelle, um endlich den Modernisierungsstau im Heizungskeller aufzulösen. Zur Förderung wird eine entsprechende Finanzierung bereitgestellt (die SBZ berichtete in den vergangenen Ausgaben). Schlanke Abrechnungsverfahren sollen den Verwaltungsaufwand möglichst gering halten, damit der registrierte Fachunternehmer einen guten Job machen und durch Sammelabrechnungen kurzfristig an das Fördergeld kommen kann.
Doch wie steht es um die Start- und Rahmenbedingungen, damit die Maßnahmen ab Januar 2016 Erfolg zeigen? Werden die Weichen für die Zukunft richtig gestellt? Das Öl-Symposium ging diesen und etlichen weiteren Fragen in Hamburg nach. Gleich zu Beginn fand Manfred Stather klare Worte. „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass es gerade der Ölheizung im Markt nicht einfach gemacht wird“, sagte der Präsident des ZVSHK. Es komme nicht darauf an, fossile Energieträger zu verbannen, sondern die vorhandenen Effizienzpotenziale zu heben.
Aktionsplan auf den Wärmemarkt ausgerichtet
Genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Vor dem Installieren neuer Technik muss zunächst Überzeugungsarbeit beim Kunden oder potenziellen Auftraggebern geleistet werden. Nicht erst seit dem letzten Öl-Symposium im Jahr 2013 ist bekannt, dass es bei 70 Prozent der Heizungsanlagen deutlich an Effizienz mangelt. Ein schlechter Wirkungsgrad lässt dennoch die meisten Betreiber kalt – das Thema weckt kaum Interesse, solange das Heizsystem funktioniert.
In den Bundesministerien, die sich mit der Energiewende beschäftigen, besteht inzwischen ein gesteigertes Interesse, den Aktionsplan Energieeffizienz darauf auszurichten und zum Erfolg zu verhelfen. Das bestätigte während des Symposiums Ulrich Benterbusch aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Er leitet dort die Abteilung: Wärme und Effizienz in Industrie und Haushalten sowie nachhaltige Mobilität. „Seit 15 Jahren beschäftigen wir uns mit der Energiewende, bislang jedoch vorwiegend mit Strom und erneuerbaren Energien.“ Inzwischen zeige sich deutlich, dass auch im Wärmemarkt Handlungsbedarf besteht. Denn 40 % der verbrauchten Energie im Gebäude wird für Wärme aufgewendet. Seine Botschaft aus dem Ministerium: „Seitdem ist klar, dass wir aus den Konzepten endlich in die Praxis kommen müssen.“
Umsetzung mit Hochdruck angegangen
Um die ehrgeizigen nationalen Ziele für Energieeffizienz und Klimaschutz zu erreichen, ist der 1. Januar 2016 ein wichtiger Stichtag. Denn mit dem neuen Jahr sollen das Altanlagenlabel zur Verfügung stehen und Schulungskonzepte für den Heizungs-Check 2.0 genutzt werden können. Vieles dafür wurde bereits auf den Weg gebracht, ohne dass der nötige Verordnungstext durch den Gesetzgeber schon verabschiedet ist – dafür fehlte die Zeit.
Was die Anlagenmodernisierung an sich betrifft, sahen sich die Vertreter der Heizungsindustrie bereits gut aufgestellt. Bei der verfügbaren Technik müsse man nicht erst Neues erfinden, um den Modernisierungsstau abbauen zu können, lautete der Tenor zur Veranstaltung.
Werbekonzept für wichtige Botschaften erstellen
Wie aber sollen wichtige Botschaften den Endverwender erreichen? Darauf antwortete Benterbusch: „Wir arbeiten an einem umfassenden Werbekonzept, in dem wir Handwerk und Industrie mit ins Boot nehmen.“ Für Andreas Müller (ZVSHK) ist dies eine unverzichtbare Voraussetzung: „Das SHK-Handwerk ist Teil der Energiewende – diese Botschaft können unsere Mitgliedsbetriebe nicht allein kommunizieren. Da brauchen wir die Unterstützung durch die Politik.“
Auf dem Öl-Symposium gab zudem der Buchautor Marc Elsberg ein paar Abschnitte aus seinem Bestseller Blackout zum Besten. Der Abstecher in die fiktionale Literatur verdeutlichte die Folgen eines anhaltenden Stromausfalls und den Zerfall der allgemeinen Ordnung. Der Autor skizzierte ein beklemmendes Szenario, in dem die Politik machtlos ist und das öffentliche Leben zum Erliegen kommt. Doch zum Glück lassen sich die 800 Seiten jederzeit zuklappen – wenn man die Energie dafür aufbringt.
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