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Ein Obermeistermodell mit drei handelnden Personen

Einer für alle, alle für eine Innung

Bild: Innung Göppingen

Ein neues Führungsmodell hat sich in der Innung SHK Göppingen etabliert, Alexander Gonzalez (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, links) und die drei Obermeister (von rechts): Walter Wallitschek, Volker Breusch und Rainer Häfele.

Bild: Innung Göppingen

Ein neues Führungsmodell hat sich in der Innung SHK Göppingen etabliert, Alexander Gonzalez (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, links) und die drei Obermeister (von rechts): Walter Wallitschek, Volker Breusch und Rainer Häfele.

Die Mitgliedschaft in einer Innung ist freiwillig (im Gegensatz zur Mitgliedspflicht in der Handwerkskammer). Aber nur hier sind rund um die eigenen beruflichen Fach- und unternehmerischen Sachthemen viele Dinge konkret umsetzbar, und das vor Ort und regional verwurzelt. Eine Innung lebt vom Netzwerkgedanken und vom Engagement jedes Einzelnen. Vor allem aber lebt sie von den handelnden Personen – und die sind vornehmlich ehrenamtlich tätig. Je höhergestellt das Ehrenamt, desto mehr Aufwand verlangt es, wenn es anständig mit Leben gefüllt werden soll. So gesehen laufen alle Fäden einer SHK Innung in der Person des Obermeisters bzw. der Obermeisterin zusammen.

Ein attraktiver Managerposten?

Der Posten ist dem eines verantwortungsvollen, vielbeschäftigten Managers nicht unähnlich. Das kann sehr fordernd sein, außerdem kostet es die Betreffende oder den Betreffenden viel Zeit und Aufmerksamkeit (und bisweilen auch Nerven), die an anderer Stelle fehlen, vornehmlich im SHK-Betrieb oder im Privatleben. Das sind schwierige Bedingungen. Deshalb ist die Entscheidung, Obermeister einer Innung zu werden, nicht leicht getroffen. Das ist ein Grund, warum es bisweilen schwer ist, Kandidaten für diese Aufgabe zu begeistern.

Es geht aber auch anders. Ganz anders, um genau zu sein. Die SHK-Innung Göppingen hat nicht einen Obermeister, sie hat gleich drei an der Zahl. Oder besser ausgedrückt: Drei Personen teilen sich die Aufgaben rund um das Ehrenamt Obermeister in Göppingen. Das Trio Volker Breusch, Rainer Häfele und Walter Wallitschek führt die Innung an und steht ihr seit September 2020 vor. Gemeinsam und gleichberechtigt – diese zwei Eigenschaften sind wichtig. Denn das bedeutet, es gibt unter ihnen keinen „Chef-Chef“ und keine Stellvertreter. Diese Feststellung ist sehr wichtig! Jeder betreut einen eigenen Zuständigkeitsbereich, für den er als Obermeister auf- und eintritt. „Ressorts“ heißt das in der Managersprache.

Aufgaben eindeutig gleichberechtigt verteilt

Ein Beispiel: Um Kontakte und Verantwortlichkeiten bei anderen Verbänden und Institutionen kümmert sich Rainer Häfele. Er vertritt die Innung unter anderem beim Fachverband SHK Baden-Württemberg. So sind alle Aufgabenbereiche in Ressorts zusammengefasst, wie Ausbildung, Prüfung oder Technik, und auf die Obermeister Breusch, Häfele und Wallitschek verteilt. „Heutzutage als Einzelperson alle Anforderungen des Obermeisteramts abzudecken heißt, an anderen Stellen deutlich zurückzutreten. Sei es nun im eigenen Unternehmen, bei anderen Engagements oder in Familie und Freizeit“, sagt Rainer Häfele und nennt damit Gründe, warum die Bereitschaft und die Lust auf das Ehrenamt eher ab- denn zunimmt.

Mathematisch ausgedrückt entfällt ungefähr ein Drittel des Obermeisteramts auf jeden Einzelnen. Damit das so funktioniert, handeln alle drei auf Augenhöhe miteinander. Zwischen den Zeilen steckt in dem vorhergehenden Satz schon eine ganz wichtige Voraussetzung, die das Göppingener Modell seit zwei Jahren trägt: Die Chemie zwischen den Typen stimmt. Ein „Platzhirsch mit Starallüren“ würde solch ein Konzept sprengen. Eine weitere Bedingung ist die Bereitschaft, sich intensiv miteinander und mit dem Innungsvorstand auszutauschen und abzustimmen. Das bringt zwangsläufig einen höheren Kommunikationsaufwand mit, es zahlt sich aber aus. Denn ein Blick auf den Zeitbedarf jedes Einzelnen zeigt, dass das Ehrenamt für jeden mit deutlich weniger Aufwand verknüpft ist. Also, Ziel erreicht.

Was will die nächste Generation?

Und noch mehr, denn gleichzeitig – und da liegt der eigentliche Charme – bringen sich die drei Obermeister mehr ein in alle Themen, als es eine Person allein könnte (unter vertretbaren Bedingungen). Das sieht ­Alexander Gonzalez ebenso. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Göppingen sieht in diesem bisher einmaligen Vorgang eine durchweg positive Entwicklung, die die Innung mit drei Obermeistern nimmt. Er geht bei seiner Betrachtung sogar noch einige Schritte weiter: „Das Thema Obermeisteramt und Attraktivität wird uns über kurz oder lang in allen Innungen beschäftigen, in denen ein Generationswechsel ansteht. Nicht nur im SHK-Handwerk.“

Aber dass es in Göppingen jetzt so läuft, war rein von den Vorgaben her für die Berufsorganisation so gar nicht vorgesehen. Dieses in der Verbandslandschaft einmalige Obermeistermodell bilden die Regularien gar nicht ab. Aber in dem Fall ging es nicht um die Erfüllung von Satzungen, sondern darum, ein Obermeisteramt mit engagierten Personen zu besetzen. So war schon zur Obermeisterwahl die Marschrichtung klar: Alle drei hatten sich mit dem beschriebenen Konzept der Aufgabenteilung zur Wahl gestellt. „Wir waren nicht einer, der es machen wollte, wir waren drei. Aber eben zu unseren Bedingungen: gemeinsam. Alleine wäre keiner von uns angetreten“, beschreibt Volker Breusch die Anfänge des außergewöhnlichen Vorgangs. Nur unter diesen Vorzeichen waren sie angetreten, um das Ehrenamt aus ihrer Sicht zeitgemäß zu besetzen und mit Leben zu füllen. Die Innung zog mit.

Bei den höher angesiedelten Institutionen wie Handwerkskammer oder Fachverband vermissen die drei Obermeister allerdings noch die Offenheit fürs Göppinger Modell und eine formale Anerkennung, Rainer Häfele fragt zum Beispiel: „Wann kommt die Änderung in der Handwerksordnung?“ Denn gerade da müsse sich etwas ändern. Nicht zuletzt, um auch Nachahmern mehr rechtliche Sicherheit zu geben.

Das neue Führungstrio hatte viele gute Argumente auf seiner Seite. Walter Wallitschek: „Wenn ich das mache, dann will ich es richtig gut machen. So kann mich auf meine Ressorts konzentrieren und dort als Obermeister bestmöglich tätig sein.“ Damit einher geht zudem eine deutlich höhere Flexibilität, bei gleichzeitiger Entlastung. Es konzentriert sich nicht mehr alles auf eine Person.(DJ)

„Drei Personen teilen sich die Aufgaben rund um das Ehrenamt Obermeister in Göppingen.“

Info

Ehrenamtliches Engagement bringt jeden weiter

So vielseitig wie das SHK-Handwerk selbst, so vielseitig sind auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten im Handwerk. Wer sich in einem Ehrenamt einbringt, hat die Möglichkeit, die Zukunft des Handwerks in seiner Region aktiv mitzugestalten, nicht nur als Obermeister:

  • Junge Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung fördern
  • Den eigenen Beruf und Berufsstand vertreten und fördern
  • Fachliche, politische und soziale Vorhaben gestalten und verwirklichen
  • Die eigenen Kompetenzen vertiefen und den eigenen Horizont erweitern
  • Wertvolle persönliche und berufliche Kontakte knüpfen
  • Mehr Infos dazu geben die jeweiligen Innungen und Landesfachverbände vor Ort sowie die Handwerkskammern.

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