AGSI-Vorsitzender Andreas Dornbracht betonte, dass die Arbeitsgemeinschaft trotz einer rückläufigen Mitgliederzahl nach wie vor das „Sprachrohr der Branche“ bleibe. Nach der Kündigung von Grohe, die auf die Austritte von Hansgrohe und Hansa im Jahre 2006 folgte, fehlen nun die drei größten deutschen Unternehmen aus dem Armaturenbereich. Damit hat die AGSI seit 2000 von den seinerzeit 32 Mitgliedern 13 verloren, so dass der Arbeitsgemeinschaft ab 2008 nur noch 19 Hersteller angehören. Fakt sei, so Dornbracht, dass diese unerfreuliche Entwicklung nur in den drei jüngsten Fällen auf Kündigungen beruhe. Für die restlichen Abgänge waren Konzentrationsprozesse bzw. ein Konkurs verantwortlich. Dennoch halte die AGSI an ihrem bisherigen Selbstverständnis fest. Dabei spiele nicht zuletzt die Tatsache eine Rolle, dass das Ausscheiden von Grohe, Hansgrohe und Hansa weder mit einer Kritik an der Arbeit noch an dem Leistungskatalog der Industrieformation verbunden worden sei. Über die Kündigungsgründe wollte der Vorsitzende „aus rechtlichen Gründen“ jedoch keine Angaben machen. Insider vermuten, dass es mit befürchteten kartellrechtlichen Sanktionen zusammenhängt. Zumal derzeit in Brüssel noch ein Verfahren anhängig ist, mit dem auch die drei Großen der Branche in Verbindung gebracht werden.
Ihren Vertretungsanspruch leitet die AGSI nun nicht mehr aus der Marktabdeckung ihrer Mitgliedsunternehmen, sondern aus der Zahl der ihr verbundenen Firmen ab. Der Verband agiere dabei – gewollt oder ungewollt – auch im Sinne der ihm nicht mehr verbundenen Unternehmen, so Dornbracht.
Offensive für das Original
Auch in diesem Jahr auf der Pressekonferenz-Agenda: das wachsende Problem der Produktpiraterie. Nachdem der Kampf gegen das Plagiat-Unwesen bis dato vor allem mit rechtlichen Mitteln geführt werde, gehe es künftig zusätzlich verstärkt um präventive Maßnahmen wie den technologischen Kopierschutz. Aber auch bei den Käufern müsse man ein schärferes Bewusstsein für den Wert von Originalprodukten schaffen. Dazu dient, hob Dornbracht hervor, die neue VDMA-Kampagne „Pro Original“. Die Initiative fasst unter den Stichworten Qualität, Innovation, Effizienz, Erfahrung und Sicherheit Argumente für das Original zusammen. Ein eigenes Logo mit drei ineinander verwobenen Cs, die Copyright und Fingerabdruck gleichermaßen symbolisieren sollen, mache die Kampagne durchgängig und wieder erkennbar. Gleiches treffe auf das Motto „Choose the Original – Choose Success“ zu.
XXL-Duschköpfe und Regenhimmel kontra Wasser sparen
Einem in der Öffentlichkeit viel stärker diskutierten globalen Thema widmete sich Dirk Gellisch. Aus Anlass des von den Vereinten Nationen zum „International Year of Sanitation“ proklamierten Jahres 2008 untersuchte das Mitglied des AGSI-Lenkungsausschusses Rahmenbedingungen und Konsequenzen eines weltweit verantwortungsvollen Umgangs mit dem Rohstoff Wasser. Dabei handele es sich um eine globale Herausforderung mit hoher Priorität. Rasantes Bevölkerungswachstum, steigender Lebensstandard und zunehmende Verschmutzung machten Wasser zu einem immer knapperen Gut. So habe sich seit 1950 die Weltbevölkerung verdoppelt. Deshalb sei es kein Wunder, dass die internationale Staatengemeinschaft in den letzten Jahren den umsichtigen Umgang mit der Ressource „Wasser“ in den Mittelpunkt zahlreicher Weltkonferenzen und Aufklärungskampagnen gerückt habe.
Obwohl die Sicherung der Wasserversorgung eine globale Aufgabe darstelle, seien die spezifischen Wasserprobleme von regionalen Strukturen abhängig. Die eigentliche Schwierigkeit liege in der ungleichen Verteilung der Wasserressourcen. Beispiel Asien: Hier sei der Wasservorrat pro Kopf der Bevölkerung weniger als halb so groß wie im Weltdurchschnitt. Im deutsprachigen Raum sei das Thema aus ökologischer Sicht unproblematisch, da ausreichende Ressourcen vorhanden seien. Hier stelle sich das Gebot des Wassersparens eher aus wirtschaftlicher Sicht. Für die Gruppe privater Haushalte lasse sich per Saldo feststellen, dass der Wasserkonsum in den meisten Industriestaaten stagniere bzw. sogar wie in Deutschland sinke. Hier plädierten mittlerweile selbst Umweltschutzorganisationen für ein Einfrieren der Sparbemühungen, da sonst der notwendige Durchfluss des öffentlichen Leitungsnetzes nicht mehr funktioniere. Gleichwohl gebe es sinnvolle Ansätze zur effizienteren Wassernutzung. Gellisch wies dabei exemplarisch auf die Möglichkeiten zur Grauwassernutzung hin. In Anbetracht dieser Zusammenhänge sieht die AGSI den Einbau von Regenhimmeln, Duschpaneelen und XXL-Duschköpfen in Ländern mit großzügigen Wasserangebot nicht im Widerspruch zu den Umweltinteressen. Zumal das Bad zunehmend vom Funktions- zum Lebensraum avanciere.
Optimismus weitgehend verflogen
Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung erläuterte AGSI-Geschäftsführer Wolfgang Burchard. Zwar stiegen die Umsätze im Heimatmarkt laut Wolfgang Burchard in den ersten sieben Monaten um nominal 8 % gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode. Preisbereinigt und damit real lief das aber nur auf eine „schwarze Null“ hinaus. Die große Diskrepanz beruhe auf den unverändert hohen Kupfer- und Messingpreisen, deren Weitergabe an den Markt lediglich zum Teil möglich sei. Da die Kompensation der Mehrkosten über höhere Verkaufserlöse nur „unzureichend“ gelinge, belaste dies die Ertragsentwicklung der Unternehmen erheblich. Keinen Rückschlag erlitt dagegen das seit Jahren gute Auslandsgeschäft der AGSI-Mitglieder. Hier kletterten die Umsätze von Januar bis Juli 2007 um nominal 12 %. Im weiteren Jahresverlauf rechnet die AGSI in Deutschland mit einer erneuten Abschwächung. Mit der Prognose eines nominalen Umsatzwachstums von 2 % für 2007 sei man schon „recht optimistisch“. Real entspreche dies aber einem Minus von etwa 6 %.
Bei der endgültigen Bilanz für 2006 konnte Burchard eine Punktlandung verbuchen. Der tatsächliche Umsatzanstieg der AGSI-Mitglieder von nominal 14 % stimmte mit der zur Jahresmitte veröffentlichten Vorhersage exakt überein. Dabei kamen die kräftigsten Geschäftsimpulse erneut aus dem Ausland (plus 18 %), während es im Inland um 7 % aufwärts ging. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes produzierte die ganze deutsche Sanitärarmaturenindustrie 2006 Produkte im Wert von 2,0 Milliarden Euro (ohne Stand- und Auslaufarmaturen). Damit wurde das Vorjahresniveau um 13 % übertroffen. Der gleichen Quelle zufolge erhöhten sich die Exporte im letzten Jahr um 20 % auf den Rekordwert von 875 Millionen Euro. Die Ausfuhrquote erreichte damit 43 %.
Zum Abschluss seines Statements verwies Burchard auf die abermals sprunghaft, um 73 % auf 88 Millionen Euro gekletterten Importe aus China ein. Dahinter verberge sich oft „qualitativ bedenkliche und zudem kopierte Ware“. Nicht zuletzt deshalb hat sich die Armaturenindustrie der VDMA-Kampagne „Pro Original“ angeschlossen und wird ihre Kommunikation mit den bereitstehenden Modulen bedarfsgerecht ergänzen. Andreas Dornbracht hierzu abschließend: „Wir werden damit Produktpiraterie zwar nicht völlig stoppen, aber eine Sensibilisierung potenzieller Kunden erreichen. Und das ist die Voraussetzung für einen Bewusstseinswandel bei der Produktauswahl.“