Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Die Baubranche allgemein und im Spezielleren unsere leistungsstarke deutsche Sanitärbranche ist bislang relativ stabil durch die Corona-Zeit hindurch gekommen. Dabei zeichnet sich ein unterschiedliches Bild in den einzelnen Ländern und Regionen ab, was auch dem Pandemie Verlauf geschuldet ist. Die Auswirkungen waren in China zeitlich früher als beispielsweise in den USA zu spüren, es gibt eine Pandemie-Wanderung von Ost nach West.
Die politischen Maßnahmen und die Konsequenz der Umsetzung, die sicherlich auch von den wirtschaftlichen Möglichkeiten der einzelnen Länder abhängt, hat die Auswirkungen auf wirtschaftliche Entwicklung bestimmt. In Deutschland wurden viele gute Entscheidungen getroffen, die Finanzierung der beschlossenen Maßnahmen werden die nachfolgenden Generationen stemmen müssen und hoffentlich können.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Am wichtigsten ist es zunächst, dass die Gesundheit der Bürger in den jeweiligen Ländern und Regionen gewahrt ist und COVID-19 kontrolliert werden kann. Für die Wirtschaft, für das gesellschaftliche Zusammenwirken und für die Ausübung von Freizeitaktivitäten ist es unerlässlich, dass sich jeder Einzelne umsichtig verhält und die nun bekannten Gefahren von COVID-19 durch sein eigenes Verantwortungsbewusstsein soweit wie möglich reduziert. Für viele Unternehmen im Einzelhandel und der Gastronomie ist es für das wirtschaftliche Überleben zwingend notwendig, dass es keinen zweiten Lockdown, geben wird.
Ich selbst bin überrascht, dass durch Deutschland nicht ein stärkerer Ruck geht, Wiederaufbauarbeit zu leisten und gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln. In meiner Wahrnehmung verlassen wir uns in Summe zu stark darauf, dass der Staat den Umsatz bringen wird.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Als Unternehmen haben wir erfahren, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit sind, auf besondere Situationen sehr flexibel zu reagieren. Dabei haben wir gelernt, dass Homeoffice vielleicht nicht ganz so romantisch ist, wie angenommen, aber eine gute Möglichkeit bietet, Familien/Gesundheitsbelange und Beruf zu verbinden. Wichtig ist dabei, dass in den eigenen vier Wänden eine Möglichkeit besteht, Privat und Beruf zu trennen.
Positiv bewerten wir außerdem, dass uns der persönliche Kontakt zu unseren Kunden und Lieferanten fehlt, auch wenn die vielen Videokonferenzen auf effiziente Weise viel kompensieren können, Emotionen, Haptik und Gestik lassen sich nur im persönlichen Kontakt unmittelbar austauschen.
Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Der Sanitärmarkt bleibt trotz der Corona-Krise weitgehend unverändert. Wir beobachten jedoch, dass Fachkunden und Privatkunden ihr Informationsverhalten der Situation anpassen: Es gibt eine klare Tendenz in Richtung digitaler Informationskanäle. Bei Geberit sind das unter anderen die Webseite mit erweitertem Servicebereich, neue digitale Messeformate oder auch Webinare. Die meisten Marktbeteiligten haben erkannt, dass viele Informationen auf passenden Informationskanälen effizient und anschaulich für sie bereitgestellt werden.
Auch das „Social Distancing“ erfordert Anpassungen: Der persönliche Kontakt bleibt nach wie vor wichtig, jedoch werden sich Hersteller und Kunden zum Beispiel in Bezug auf Messen, Veranstaltungen oder Schulungen auf veränderte und wechselnde Bedingungen einstellen müssen. Darüber hinaus glauben wir, dass sich in der Krise eine neue Wertschätzung für bestimmte Berufsgruppen herausgebildet hat, zu denen auch der Installateur gehört. Wir würden uns wünschen, dass dieses Bewusstsein nachhaltig ist.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Die von der Bundesregierung in vielen Bereichen zugesagte umfangreiche Unterstützung setzt wichtige Impulse. Doch erst die nächsten Monate werden zeigen, ob die Sanitärbranche mit einer „Delle“ in der wirtschaftlichen Entwicklung davonkommt oder ob wir in eine Rezession rutschen. Das ist nach unseren heutigen Erkenntnissen noch nicht abzusehen.
Was den Privatkunden angeht, so hat ihn die intensive Zeit des Corona-Shutdowns in den eigenen vier Wänden dafür sensibilisiert, sein Umfeld angenehm zu gestalten. Das wird sich auch im Bereich des Bads positiv auswirken. Der temporär abgesenkte Mehrwertsteuer-Satz kann die Investitionsentscheidung dabei unterstützen. Auch von der Krise losgelöste Programme wie etwa die KfW-Förderung „Altersgerecht umbauen“, die einen Aus- und Umbau des Bads zur barrierefreien Nutzung bezuschusst, können jetzt die Wirtschaft stützen.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Zwar kam die Corona-Krise für uns alle überraschend, doch sie beschleunigt jetzt Veränderungen, die ansonsten viel mehr Zeit in Anspruch genommen hätten. Latent vorhandene Themen, die bisher keine Priorität hatten, rücken ins Bewusstsein der Menschen, beispielsweise Umweltfragen und Hygieneaspekte. Schon allein aus diesen beiden Themenbereichen ergeben sich große Chancen für die Branche, die wir gemeinsam mit allen Marktteilnehmern ergreifen wollen.
Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Der Markt selbst ist im Kern der Gleiche geblieben. Es gibt nach wie vor einen großen Bedarf an nachhaltigen, effizienten technischen Lösungen und Produkten. Was sich ein Stück weit verändert hat, sind die Geschäftsprozesse. Durch die Einschränkungen der Pandemie mussten wir alle im Alltag neue Wege suchen, geschäftlich wie auch privat. Home-Office und Videokonferenzen sind verbreitet wie nie zuvor. Die Pandemie hat bewirkt, dass die Akzeptanz digitaler Möglichkeiten enorm gewachsen ist. Das gilt auch für die zahlreichen digitalen Tools, die wir als Hersteller rund um unsere Produkte und Geschäftsprozesse anbieten. Digitale Prozesse werden normal und halten Einzug in den Arbeitsalltag.
Die Pandemie ist auch in unserer Branche ein Katalysator für die Digitalisierung, und das hilft uns allen.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Wir brauchen vor allem Kontinuität. Die Auslastung des Handwerks in der SHK-Branche ist trotz Corona-Krise derzeit gut. Baumaßnahmen und energetische Modernisierungen sind weiterhin gefragt, und es läuft nach wie vor das Förderprogramm Heizung. Solange das Handwerk weitgehend ausgelastet ist und zusätzliche ‚schraubende Hände‘ fehlen, machen kurzfristige künstliche Anreize wenig Sinn. Mittelfristig muss sich zeigen, wie sich Kaufkraft und Investitionsbereitschaft von Endverbrauchern, Investoren und Industrie entwickeln. Hier kann der Staat sinnvoll unterstützen.
Mit dem Klimaschutzpaket waren einige Weichen bereits vor der Pandemie gestellt. Ich bin zuversichtlich, dass auch bei den kommenden Konjunkturmaßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft der Klimaschutz und energetische Modernisierungen eine wichtige Rolle spielen und unserer Branche helfen werden.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Die Pandemie hat uns alle in gewisser Weise ‚geerdet‘. Wir haben gesehen, was alles nicht selbstverständlich ist, und haben über vieles noch einmal neu nachgedacht. Allein das ist eine positive Erfahrung. Konkret auf Grundfos bezogen hat die Corona-Krise gezeigt, dass wir in den letzten Jahren in puncto Digitalisierung eine sehr gute Pionierarbeit geleistet haben, die uns und unseren Kunden jetzt zu Gute kommt. Das reicht von einer sehr flexiblen IT-Infrastruktur bis hin zu digitalen Angeboten wie MyGrundfos, dem Grundfos Product Center, der Ecademy und einem Online-Seminarprogramm, das wir in den letzten Monaten noch einmal erheblich erweitert haben. In der Krise hat sich gezeigt, dass diese Tools enorm hilfreich für unsere Kunden sind, um schnell und einfach auf unser Know-how zuzugreifen und einen Mehrwert für ihr Geschäft zu generieren. Das ist eine erfreuliche Bestätigung unserer Arbeit.
Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Die durch die Pandemie entstandenen Einschränkungen haben sehr schnell Erfindergeist und Flexibilität ausgelöst. Die Blockade der persönlichen Kontakte hat das Informationsverhalten verändert und der Digitalisierung einen enormen Anschub gegeben. Plötzlich sind digitale Plattformen mit Content gefüllt worden, etwa für virtuelle Messen, da „Live-Messen“ ausgefallen sind und Videokonferenzen sowie Webinare ersetzten Geschäftsreisen und Schulungen.
Wir unterstützen unsere Kunden zudem mit unserer Service-App RIA und unserer Hotline. Das Bedürfnis nach persönlichen Begegnungen ist groß und zum Teil können sie aktuell wieder stattfinden, aber man prüft in manchen Fällen auch, inwieweit persönlicher Kontakt notwendig ist oder ein digitaler Austausch ausreicht. Das führt zu effektiveren Arbeitsläufen.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Die wirtschaftliche Entwicklung hängt vom Pandemieverlauf ab. Wenn der Lockerungskurs durch eine geringe Anzahl an Neuinfektionen fortgesetzt werden kann, sinkt die Unsicherheit für die Wirtschaft und die Verbraucher. Je kürzer also die Pandemie-Situation anhält, desto besser und schneller kann sich die Wirtschaft erholen. Für uns als exportierendes Unternehmen ist dabei auch wichtig, wie sich das Ausland erholt. Die Pandemie hat sich global stärker ausgebreitet, als zunächst angenommen. Während der deutsche SHK-Markt bisher relativ stabil ist, insbesondere der Energiesektor, verzeichnen wir starke Rückgänge im Ausland.
Für die Erholung der Wirtschaft ist wichtig, dass die Menschen konsumieren und investieren können. Wir begrüßen daher Initiativen der Politik, die Konjunktur mit Fördermaßnahmen anzukurbeln.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Treue Partnerschaften zahlen sich in Krisenzeiten aus: Es ist schön zu sehen, dass unsere Branche auch wenn es schwierig wird, zusammensteht und bestmögliche Kundenlösungen entwickelt. Wir danken unseren Partnern im Fachhandwerk und im Fachgroßhandel für die Professionalität im täglichen Geschäft.
Ein weiterer positiver Aspekt einer Krise ist, dass alte Denkstrukturen aufgebrochen werden und eine Dynamik entsteht, die wirklichen Wandel in einer vorher undenkbaren Geschwindigkeit herbeiführt, so wie es jetzt bei der Digitalisierung der Fall ist. Kaum jemand hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice, Videokonferenzen und Online-Schulungen zum Alltag werden.
Positiv ist zudem, die hohe Bedeutung von persönlichen Kontakten zu erkennen. Bei aller Digitalisierung – Unternehmenskultur und Werte lassen sich mit persönlicher Note einfach besser transportieren.
Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Die Pandemie hat den SHK-Markt insofern verändert, als die seit Jahren boomende Sonderkonjunktur auf dem Bau wahrscheinlich etwas eingebremst wird. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe lag zum Beispiel schon im April 5,3 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. Gleichzeitig erreichte der Bauüberhang – also die Differenz zwischen genehmigten, aber nicht fertiggestellten Wohnungen – laut Statistischem Bundesamt mit fast 800.000 einen neuen Rekordwert. Die Bauherren und Investoren zögern also die Umsetzung hinaus.
Positiv ist, dass durch die Pandemie viele, teilweise seit Jahren eingeschliffene Prozesse in der Zusammenarbeit zwischen uns als Hersteller und dem Fachgroßhandel bzw. dem Fachhandwerk zwangsläufig auf den Prüfstand kamen. Dabei haben auch wir gelernt: Vieles lässt sich beispielsweise deutlich stärker digitalisieren, als es bisher der Fall war. Hier haben wir einen großen Schritt nach vorn getan und werden davon künftig durch insgesamt effizientere Prozesse profitieren. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, wie wichtig trotz der digitalen Möglichkeiten der direkte Kontakt, das persönliche Beratungsgespräch oder der Besuch vor Ort sind.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Ein wichtiger Punkt ist zweifellos die Senkung der Mehrwertsteuer. Viele Hauseigentümer, die bislang noch die Sanierung ihres Badezimmers oder den Heizungstausch aus Kostengründen aufgeschoben haben, werden bei Investitionssummen von oft 20.000 Euro und mehr auf jeden Fall entlastet.
Ein zweiter, noch stärkerer Impuls wird über das Konjunkturpaket des Bundes für die Kommunen kommen. Rund 25 Milliarden Euro sind hier eingestellt, von denen etliche beispielsweise direkt in die dringend notwendige Sanierung von Schulgebäuden oder anderen öffentlichen Einrichtungen fließen werden.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Eine sehr positive Erkenntnis ist für mich zum einen der enge Zusammenhalt, den unsere Branche über den gesamten dreistufigen Vertriebsweg hinweg in den vergangenen Monaten bewiesen hat! Hier wurde die viel beschworene Partnerschaft tatsächlich gelebt, um trotz aller Einschränkungen die Arbeiten auf den Baustellen im Lande möglichst unterbrechungsfrei fortsetzen zu können.
Zum anderen hat die Pandemie sehr schön gezeigt, wie flexibel wir als Hersteller und unsere Marktpartner aus Fachgroßhandel und Fachhandwerk auf derart ungewöhnliche Herausforderungen wie diese Pandemie reagieren können. Das gibt mir die Zuversicht, dass wir auch die kommenden Monate gemeinsam erfolgreich meistern werden, bis die Wirtschaft insgesamt in den „Normalzustand wie vor Corona“ zurückgekehrt ist.
Wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Als Vertriebsmensch fehlt mir der persönliche Kontakt zum Kunden sehr. Die Absage von Messen, Reisebeschränkungen und das vernunftbedingte Verringern von Meetings und Kundenbesuchen kann nur schwerlich kompensiert werden. Ich glaube deshalb auch nicht, dass diese Veränderung in der Branche nach der Pandemie von Dauer sein wird. Selbstverständlich hat auch unser Markt wie nahezu alle Märkte an Volumen verloren, das spüren auch wir. Aber auch hier bin ich nicht zuletzt auf Grundlage unserer Vertriebszahlen optimistisch, dass es sich um eine Art „Schockwelle“ handelt, die von der Branche kompensiert werden kann.
Andere Wirtschaftszweige, auch im Maschinen- und Anlagenbau, hat es da deutlich härter getroffen. Uns bei Wilo kommt in diesem Zusammenhang zu Gute, dass wir ein global aufgestelltes Unternehmen sind, dass etwaige Umsatzdellen, wie sie beispielsweise in Italien oder Asien aufgetreten sind, in anderen Regionen kompensiert werden konnte. Zudem konnten wir in nahezu allen Produktionsstätten einen kompletten Shut-Down verhindern oder diesen zeitlich stark begrenzen.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Einen großen Anteil zum Ankurbeln der Wirtschaft können öffentliche Investitionen leisten. In Deutschland rangiert das Investitionsvolumen für Infrastrukturbaumaßnahmen für dieses Jahr auf dem Rekordniveau von 43 Milliarden Euro. Wichtig wäre es, ein vergleichbares Niveau auch in den kommenden Jahren fortzuschreiben, um so eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Zudem muss es bei der Umsetzung zu einer deutlichen Beschleunigung kommen. Heute dauert es teilweise Jahre, bis beispielsweise dringend notwendige Sanierungs- oder Ausbaumaßnahmen auch und speziell im Bereich der Wasserwirtschaft in die Gänge kommen. Hier muss von Seiten der Politik und der Verwaltung unbedingt kräftig auf die Tube gedrückt werden.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der Krise mit?
Persönlich hat mich die hohe Solidarität der Menschen untereinander beeindruckt. Beruflich ist eine positive Erkenntnis, dass die Akzeptanz für digitale Lösungen aufgrund der Umstände deutlich gestiegen ist. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben zahlreiche Serviceeinsätze beispielsweise mit unserem neuen Wilo-Live Assistant durchgeführt. Mit dessen Hilfe können sich unsere Fachberater nach erfolgter Genehmigung auf das Handy des Kunden aufschalten und über die Kamera bei Serviceeinsätzen mit Rat und Tat in Echtzeit zur Seite stehen. Sie haben den Servicetechniker also quasi immer in der Tasche dabei.
Ich denke, dass digitale Lösungen derzeit hoch im Kurs stehen und sich durchsetzen werden, wenn sie sich im Alltag bewähren. Den persönlichen Kontakt ersetzen können sie allerdings nicht!