Wolfgang Müller, Energieeffizienzexperte aus dem Bundesumweltministerium, berichtete zum umweltpolitischen Hintergrund und den politischen Facetten der Energieeffizienz auf europäischer und nationaler Ebene. „Wir werden die Zukunft haben, die wir verdient haben“, zitierte er Albert Einstein, und ging unter anderem auf Fragen ein wie
- Warum steht die Energieeffizienz im Zentrum des energie- und klimaschutzpolitischen Handelns?
- Welche politischen Ziele werden in der EU und Deutschland gesetzt?
- Warum ist es schwer, das Thema Energieeffizienz zu adressieren?
Verdoppelung der Energieproduktivität angestrebt
Das Klimaschutzprogramm vom Juli 2005 legt die nationalen CO2-Emissionsziele fest, die über den Ausstieg aus der Kernenergie, die Steigerung der erneuerbaren Energien auf mindestens 20 % und die verstärkte Nutzung fossiler Energieträger zur Stromerzeugung erreicht werden sollen. Müller betonte, dass auf EU- und nationaler Ebene zahlreiche Aktivitäten (legislativ, aktionsorientiert etc.) laufen, die Impulse geben sollen, um in den nächsten 13 Jahren eine Energieeinsparung von bis zu 20 % zu realisieren. Bis Ende 2007 plant Berlin ein integriertes energiepolitisches Gesamtkonzept, in dem Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ein wichtiges Element sein werden. Hohe Priorität wird dabei das energiepolitische Ziel „Verdoppelung der Energieproduktivität“ haben. Begleitend wird Brüssel – nicht zuletzt im Zuge der deutschen Ratspräsidentschaft – weitere Rahmenbedingungen formulieren. „Maßnahmen zur Energieeinsparung sind wirtschaftlich, trotzdem werden sie nicht umfassend durchgeführt. Gründe hierfür sind unzureichende Informationen in allen investitions- und verbrauchsrelevanten Kreisen“, so Müller.
14 % des Stroms für Ventilatoren und Kältekompressoren
Dr. Peter Radgen vom Fraunhofer-Institut, erläuterte im Vortrag „Europäische Programme zur Energieeffizienz“ und an praktischen Beispielen die Umsetzung. Radgen stellte fest: „620 Tera-Wattstunden (TWh) – dies sind 69 % des industriellen Stromverbrauchs der EU-15 Länder – entfallen auf motorgetriebene Anwendungen. Jeweils 14 % (86,8 TWh) davon entfallen alleine auf Ventilatoren und Kältekompressoren. Das wirtschaftlich erzielbare Einsparpotenzial ist erheblich, insbesondere dann, wenn man der Systemverbesserung den Vorzug gibt. Während sich beim Einsatz hocheffizienter Motoren lediglich Einsparungen von 3 % ergeben, erweisen sich drehzahlvariable Antriebe mit 11 % als deutlich wirksamer. Richtig Energie sparen lässt sich jedoch durch die Optimierung des Gesamtsystems. Hier sind Einsparungen von hochgerechnet 18 % bei Kälteanlagen und von bis zu 25 % bei Lüftungsanlagen nicht unrealistisch.“ „Setzt man die eingangs genannten 620 TWh in Relation zu der in einem großen Kernkraftwerk produzierten Jahresenergie von 12 TWh, so zeigt sich, dass – zumindest rechnerisch – durch den Einsatz hocheffizienter Motoren 21,7 % (2,6 TWh) und durch die Verwendung drehzahlvariabler Antriebe sogar 79,2 % (9,5 TWh) der in diesem Kernkraftwerk erzeugten Energie verzichtbar wären“, unterstreicht Thomas Damm, im Fachverband Allgemeine Lufttechnik des VDMA zuständig für die Klima- und Lüftungstechnik. „Ferner ließen sich durch die Verbesserung der Anlagensysteme in der Kältetechnik mit 15,6 TWh das 1,3-fache und in der Lüftungstechnik mit 21,7 TWh sogar das 1,8-fache der jährlichen Erzeugungskapazität eines großen Kernkraftwerkes einsparen.“ Die Vertreter aus der Industrie bestätigten grundsätzlich das Vorhandensein erheblicher, wirtschaftlich erschließbarer Einsparpotenziale. Gleichzeitig warnten sie aber vor einem übertriebenem Optimismus hinsichtlich der praktischen Umsetzbarkeit unter Verweis auf eine Vielzahl im Markt wirkender Hemmnisse: z.B. geringe Energiekosten, inakzeptabel lange Amortisationszeit und das kurzsichtige Verhalten vieler Investoren. Diese treffen Kaufentscheidungen vielfach auf Basis geringer Anschaffungskosten und lassen die Lebenszykluskosten außer Acht. Letzteres ist bedauerlicherweise häufig im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung anzutreffen, da hier Bauherr/Investor und späterer Nutzer oft nicht identisch sind. Hier bedarf es weiterer Anstrengungen aller im Baugeschehen beteiligter Kreise einschließlich Gesetzgeber.
Die Diskussionen während und im Anschluss an die Fachsitzung haben gezeigt, dass das gewählte Thema die Unternehmen ausgesprochen bewegt“, so Dr. Karin Jahn, im Fachverband Allgemeine Lufttechnik des VDMA zuständig für die Kälte- und Wärmepumpentechnik. „Wir begrüßen deshalb die zwischen dem Bundesumweltministerium und den beiden Fachabteilungen getroffene Vereinbarung, die Zusammenarbeit zu forcieren“, betonte Vorstandsmitglied Dr. Hugo Blaum seitens der Industrie.
Lufttechnik macht über zehn Milliarden Euro Umsatz
Mit einem Produktionsvolumen von knapp zehn Milliarden Euro befindet sich die Allgemeine Lufttechnik unter den Top Ten im Maschinenbau. Innerhalb des Fachverbandes bilden die Klima- und Lüftungstechnik mit 41 % bzw. knapp über vier Milliarden Euro sowie die Kälte- und Wärmepumpentechnik mit 26 % bzw. 2,5 Milliarden Euro die größten Bereiche. Der Fachverband Allgemeine Lufttechnik betreut insgesamt fünf Fachabteilungen mit 243 Unternehmen.
Vorstand des Fachverbandes Allgemeine Lufttechnik
Die Mitgliederversammlung des Fachverbandes hat den Vorstand am 2. März neu gewählt. Beide Fachabteilungen – die Klima- und Lüftungstechnik sowie die Kälte- und Wärmepumpentechnik – werden durch Vertreter namhafter Branchenfirmen vertreten. Für die Klima- und Lüftungstechnik sind dies Dr. Hugo Blaum (GEA Happel), Ralf Dörner (Ventilatorenfabrik Oelde), Dr. Helmut Franzen (Trox), Michael Nagl (Berliner Luft Technik), Dr. Gerd E. Schaal (LTG) und Dieter Wittmann (Wiessner).
Die Kälte- und Wärmepumpentechnik vertreten Thies Hachfeld (Küba), Norbert Schmelzle (Kaefer), Fritz Spielauer (Güntner) und Monika Witt (Witt Kältemaschinen). Den Vorstandsvorsitz führt Norbert Schmelzle.