Wohl dem, der dabei über repräsentative, neutrale und verlässliche Marktforschungsresultate verfügt. Genau darum kümmert sich die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) seit einigen Jahren intensiv. Das zeigt auch dieser Beitrag. Er porträtiert in Text und Grafik wichtige Studien und Analysen, die einen Bogen von der aktuellen Branchensituation bis zum europäischen Baugeschehen schlagen.
Eine generelle Bemerkung vorab: Mit einer Ausnahme (Grafik 1) wurden die Erhebungen vor dem derzeit fast alle und alles beherrschenden Thema „Auswirkungen der Finanzmarktkrise“ durchgeführt. Deshalb mag sich zwar im Prognosebereich die eine oder andere Veränderung ergeben; die Fakten bleiben davon indes unberührt. Sie bilden die stabilste Informations- und Planungsgrundlage für (betriebs-)wirtschaftliche Entscheidungen. Schon insofern vermitteln die in diesem Mafo-Report gezeigten und näher erläuterten 16 Grafiken einen aussagekräftigen Gesamtüberblick. Sie beruhen auf Berechnungen und Schätzungen des Münchener Ifo-Institutes bzw. des Forschungs- und Beratungsnetzwerkes Euroconstruct, das 19 Länder abdeckt. Vorhang auf für Tatsachen und Tendenzen.
Schnell Gewissheit
Das monatliche Ifo-Konjunkturbarometer für die SHK-Wirtschaft brachte im Oktober 2008 in der Sanitärsparte eine positive Überraschung. Statt der unter dem Eindruck der weltweiten „Erdbeben“ an den Finanzmärkten fast zu erwartenden Talfahrt erholte sich das Geschäftsklima sogar. Industrie, Großhandel und Handwerk schätzten die künftige Entwicklung etwas weniger skeptisch als im Vormonat ein und bewerteten die gegenwärtige Lage besser als im September. Hoffentlich mehr als nur ein Strohfeuer.
2007 erzielte die Sanitärbranche einen Gesamtumsatz von 15,2 Milliarden Euro und damit 1,3 % weniger als im Vorjahr. Zu „verdanken“ war dies der Inlandsschwäche (–3,2 %), während das Auslandsgeschäft abermals zulegte. Ob die im Frühjahr abgegebene Prognose eines moderaten Umsatzwachstums im Jahre 2008 zutrifft, wird man bereits in einigen Wochen wissen.
Branchenporträt
In der deutschen Haus- und Gebäudetechnik war das Inlandsgeschäft 2007 per saldo eine einzige Enttäuschung. Seinen Rückgang konnte die anhaltende Auslandsbelebung nicht ausgleichen. Für 2008 ruhen nun die Hoffnungen vor allem auf einer Trendwende im Heizungsbereich. Sie scheint nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen bzw. Zahlen auch einzutreten.
Die seit Jahren im Sektor „Handwerk/Installierende Betriebe“ moderat steigende Unternehmenszahl ist offenbar von Dauer. Da die Werte für Industrie und Großhandel weitgehend unverändert bleiben, führt das in der Gesamtbranche wohl auch 2008 zu einer leichten Erhöhung.
Der mehrjährige Personalabbau in der Haus- und Gebäudetechnik wurde 2007 erstmals gestoppt. Der Wirtschaftszweig mit seinen Teilbereichen Sanitär, Heizung, Klima und Lüftung konnte die Mitarbeiterzahl bei 405000 stabilisieren. Auch für das laufende Jahr gehen die Prognosen von dieser Größenordnung aus.
EU-Parallelen und Unterschiede
Gemessen an den jeweiligen Inlandsumsätzen blieb Deutschland auch 2007 der größte Haustechnikmarkt in Europa, dicht gefolgt von Großbritannien. Dahinter rangierten Frankreich und Italien. In einem Punkt machte die Marktentwicklung jedoch keine Unterschiede: Im Vergleich zu 2006 rutschte sie überall ins Minus.
In den letzten fünf Jahren wurde das europäische Bild beim Wohnungsbauvolumen einerseits von einem kräftigen Wachstum in Spanien und andererseits von einer nur leichten Erhöhung in Deutschland geprägt. Da es in weiteren wichtigen EU-Staaten ebenfalls schneller bergauf ging, rückte das Feld insgesamt enger zusammen.
Während das Neubauvolumen im Wohnungsbau bei den europäischen Nachbarn von 2003 bis 2007 nahezu kontinuierlich anstieg, sackte es in Deutschland per saldo ab. Schwacher Trost: Im Ranking blieben „wir“ bei diesem Vergleich nach Spanien die Nummer 2. Allerdings könnte der Einbruch in dem beliebten südeuropäischen Urlaubsland das Klassement 2008 trotz des bis dato großen Vorsprungs wieder verschieben. Dazu dürfte auch der starke Negativtrend in Großbritannien beitragen.
Der Vormarsch von Modernisierung und Renovierung ist kein deutsches Wohnungsbau-Phänomen. Das entsprechende Marktvolumen legte seit 2003 in allen europäischen Staaten zu oder blieb wie in Großbritannien zumindest stabil. In absoluten Zahlen machte Deutschland aber den mit Abstand größten Sprung nach oben.
Spitzenreiter und Schlusslichter
Beim Wohnungsbestand führt Deutschland die „Champions League“ (klar) an. Mit geschätzten 38 Millionen Wohnungen liegt es 2010 vor Frankreich, das es auf gut 32 Millionen bringen soll. Am Ende der „zweistelligen Gruppe“: Polen mit knapp 14 Millionen Wohnungen.
In Sachen „Wohneigentum“ hinkt Deutschland den meisten anderen europäischen Staaten weit hinterher. Und: An dieser „Schwäche“ wird sich laut Prognose auch bis 2010 nichts ändern. Die Quote bleibt danach mit 45 % zwar konstant, aber im Vergleich zu Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen sowie ganz besonders Spanien nach wie vor (viel) zu niedrig.
Für die heimische SHK-Branche spielt das Baugeschehen jenseits der nationalen Grenzen eine immer wichtigere Rolle. Damit wird der Blick über den eigenen „Tellerrand“ zur unverzichtbaren unternehmerischen Aufgabe. Seriöse Rahmendaten sind dafür die Basis – und sie sorgen häufig genug für einen konkreten Wissensvorsprung. Auch deshalb dürfte das Motto des gemeinsamen „Leserdienstes“ von SBZ und Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft ins Schwarze treffen: Nutzwert frei Haus.
Weitere Informationen
Jens J. Wischmann ist Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft in Bonn. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Branchen-Dachverbandes gehört eine systematische Marktforschung. E-Mail: jwischmann@sanitaerwirt schaft.de, Internet: https://www.sanitaerwirtschaft.de/