Als Folge der immer stärker spürbaren realen Auswirkungen der globalen Finanzkrise wachse die Sorge von Industrie, Großhandel und Handwerk vor einem „drastischen Nachfrageeinbruch“, resümiert die Dachorganisation der Sanitärbranche den Diskussionsverlauf während ihres Jahrestreffens.
Zu Beginn kamen von dem nach sechsjähriger Tätigkeit satzungsbedingt ausscheidenden und von den Teilnehmern mit anhaltendem Applaus gewürdigten Vorsitzenden Fritz-Wilhelm Pahl nachdenklich stimmende Worte. Die aktuelle Entwicklung im Banken- und Finanzsektor liefere ein warnendes Beispiel. Wie schon beim Platzen der Internetblase bestätige sich auch diesmal, dass Wirtschaft „von Menschen für Menschen“ gemacht werde und „nicht durch Bilanztricks von Buchhaltern, Anonymität von Eigentümern und die Gier bezahlter Manager“ wachse. In der „Perversion der Werte“ sehe er aber auch die Chance einer Renaissance „klassischer Unternehmertugenden“, die die Augen für notwendige Gemeinsamkeiten öffneten. Das gelte nicht zuletzt für die Sanitärwirtschaft, die wie nur wenige andere Branchen nach wie vor den persönlichen Kontakt pflege. Industrie, Großhandel und Handwerk seien aufeinander angewiesen. Zu wünschen seien manchmal mehr Mut, Unterstützung und die Bereitschaft zu unkonventionellen Wegen, ohne dabei das Prinzip der Dreistufigkeit zu verlassen.
Hohes Korrekturrisiko
2008 dürfte der mittelständische Wirtschaftszweig laut VDS-Geschäftsführer Jens Wischmann noch relativ gut abschneiden. Auf Basis einer neuen Ifo-Schätzung rechne man gegenüber 2007 mit einem leichten nominalen Umsatzplus von 1,5 % bis 2 % auf rund 15,5 Milliarden Euro (nach 15,2 Mrd. Euro). Es beruhe indes wieder im Wesentlichen auf dem wachsenden Auslandsgeschäft (3,4 nach 3,1 Mrd. Euro), während die Inlandsverkäufe bei 12,1 Milliarden Euro praktisch stagnierten. Während sich in Deutschland die Umsätze stabil verhielten, charakterisierten Industrievertreter die Entwicklung im Ausland seit September mit einem Spektrum von „stetiger Sinkflug“ bis „dramatische Einbrüche“. Einig waren sich alle Vertriebsstufen darin, dass die momentan herrschende Unsicherheit eine fundierte Vorhersage für die Erlöse im Jahr 2009 ausschließe. In dieser Phase komme es auf eine Stimulierung der privaten Binnennachfrage an. Auf Anregung von ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach verabschiedete die Mitgliederversammlung eine so genannte „Berliner Erklärung“. Ihr Kernelement: die Forderung an die Bundesregierung zur „Einführung eines ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Bauinvestitionen und/oder einer steuerlichen Förderung entsprechend des früheren § 82a EStDVO“. Ziel sei es, dadurch kurzfristig Anreize für „qualitativ hochwertig ausgerichtete Investitionen in gesundheitsfördernde Bäder und energieeffiziente Heizungen“ zu schaffen (siehe Blitzmeldung in SBZ 24/08).
Tag des Bades 2009 steht
Zur Geschäftsbelebung soll auch wieder der Tag des Bades beitragen. Wischmann und Werner Hirschler, Vorsitzender des PR- und Marketing-Ausschusses, informierten über die Erfahrungen der diesjährigen Veranstaltung. Mit rund 730 registrierten Ausstellungen gegenüber dem Vorjahr hat sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt. Der durch die Finanzierung der Mitglieder des Industrieforum Sanitär 2008 erstmals ermöglichte überregionale TV-Spot habe die Endverbraucher mobilisiert. Fast 18 Millionen Bundesbürger sahen die an fünf Tagen unmittelbar vor der ARD-Tagesschau ausgestrahlte Werbung. Parallel dazu gab es rund um den Sendezeitraum über 170000 Zugriffe auf https://www.gutesbad.de/ . Spitzenwerte steuerte außerdem die PR-Flankierung bei. Erfasst wurden laut Wischmann weit über 700 projektbezogene Einzelveröffentlichungen mit einer Gesamtauflage von gut 20 Millionen Exemplaren, zahlreiche Artikel in Online-Diensten von Zeitungen und Zeitschriften sowie diverse Radiobeiträge. Die Vermarktung des Aktionstages habe das Thema Bad zumindest temporär in den Fokus der Bevölkerung zu gerückt. Zufrieden sei man schließlich auch mit den Abrufen der für den lokalen Einsatz entwickelten Aktionsmittel. So verständigte sich die Mitgliederversammlung darauf, dass der nächste Tag des Bades am 19. September 2009 stattfinden soll.
Einiges bewegt
In seinem Rückblick auf die Verbandsaktivitäten 2008 hob der Geschäftsführer die intensive Öffentlichkeitsarbeit hervor. Das vielfältige Instrumentarium bewirke 2008 rund 3600 Abdrucke mit einer verbreiteten Gesamtauflage von ca. 85 Millionen Exemplaren. 2008 könne die VDS durchschnittlich zehn VDS-Veröffentlichungen pro Tag registrieren. Aber auch auf den übrigen Aktivitätenfeldern habe der Verband „einiges bewegt“. Dazu gehörten erweiterte Angebote und Services bei den VDS-Internet-Plattformen sowie neue Marketinghilfen für Fachbetriebe.
Nach Erledigung diverser Regularien war von der Mitgliederversammlung der neue VDS-Vorstand zu wählen. Nach jeweils einstimmigen Voten gehören der Verbandsspitze nun bis 2011 Andreas Dornbracht als Vorsitzender, Handwerksvertreter Manfred Stather als stellvertretender Vorsitzender, Dr. Rolf-Eugen König (Großhandel) sowie Hartmut Dalheimer (Industrie) an. Außerdem bestätigte das Plenum ebenfalls einstimmig den PR- und Marketing-Ausschuss unter Leitung von Werner Hirschler. Dornbracht würdigte in seiner neuen Funktion seinen Vorgänger Fritz-Wilhelm Pahl: „Sie haben sich nicht nur in den letzten sechs Jahren außerordentliche Verdienste um die VDS und die gesamte Branche erworben.“ Recht hat er.DS