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Viessmann richtet sich neu aus

Strukturwandel als Chance nutzen

Produktseitig sieht sich Viessmann mit seinem Komplettprogramm (für alle Energieträger und alle Leistungsbereiche) bestens auf den Strukturwandel vorbereitet. Auch produktionsseitig hat man entsprechende Schritte eingeleitet.

Neue Kompetenzcenter-Struktur

So wurden die Produktions-Standorte zu Kompetenzcentern weiterentwickelt: Das Werk Allendorf ist Kompetenzcenter für bodenstehende Kleinkessel und Wandgeräte, für Wärmepumpen und für elektronische Regelungen. Das Werk Faulquemont nimmt diese Funktion für Solar-Systeme und Warmwasserbereiter wahr, die Werke Berlin und Mittenwalde für Mittel- und Großkessel. Die österreichischen Gruppenfirmen Mawera und Köb, die Heizkessel für die unterschiedlichsten Holzarten herstellen, werden im nächsten Jahr zum Kompetenzcenter Bio­energie zusammengefasst.

Laut Unternehmensangaben hätte man mit dem auf 60 % gestiegenen Auslandsanteil die schwache Inlandsnachfrage kompensieren können, sodass 2007 der Vorjahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro erreicht bzw. leicht übertroffen werde. Den Umsatzrückgang in Deutschland bezifferte Dr. Martin Viessmann übrigens mit 10 % bis 15 %. Für 2007 erwartet er eine einstellige Rendite.

Veränderungen im Management

Zur Sicherstellung eines angemessenen Wachstums in der Zukunft soll die Internationalisierung weiter vorangetrieben werden. Auch vor dem Hintergrund des sich vollziehenden Strukturwandels in nahezu allen Ländermärkten erfolgt deshalb eine weitere Arrondierung des Produktangebots. Dies soll in Zukunft nicht nur durch organisches Wachstum, sondern vermehrt auch durch Akquisition erfolgen.

Diese Internationalisierungsstrategie ist auch der Grund für die kürzlich vorgenommene Verstärkung des Managements. Hierbei wurde die Geschäftsführung durch einen Verwaltungsrat ersetzt. Als Vorsitzender des Verwaltungsrats wird sich Dr. Martin Viessmann künftig mehr als bisher der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens widmen. Das operative Geschäft obliegt den Delegierten des Verwaltungsrates unter der Leitung von Peter Schenk als CEO (Chief Executive Officer) der Unternehmensgruppe. Schenk ist seit 1. Oktober 2007 bei Viessmann und war zuletzt Vorstand der GEA Group AG.

Bereits seit Juli 2007 gehört Joachim Janssen der Viessmann-Geschäftsführung an. Der ­Diplom-Kaufmann und Wirtschaftsprüfer verantwortet den Bereich Finanzen und Controlling. Joachim Janssen kommt ebenfalls von der GEA Group AG, wo er in gleicher Funktion tätig war.

Wachstum durch Akquisitionen

Seit der Übernahme der Firmen Mawera und Köb im vergangenen Jahr sieht sich das Heiztechnikunternehmen auch bei der energetischen Nutzung von Holz (bzw. bei fester Biomasse) in einer führenden Marktposition. Mit der Übernahme von Bioferm Anfang Oktober 2007 hat man auch das Biogas-Segment besetzt. Bioferm sei Technologie- und Marktführer im Bereich Trockenfermentationsanlagen. Diese Anlagen verwerten Reststoffe und Abfälle aus der Landschaftspflege und Landwirtschaft sowie Bioabfälle zur Herstellung von Biogas. Dieses Konzept habe laut Viessmann den Vorteil, dass es Nutzungskonflikte mit der Nahrungsmittelproduktion weitestgehend vermeidet. Durch den Einsatz verschiedenster Biomassearten diene es zudem der Erhaltung des Landschaftsbildes und der Schonung des Naturhaushaltes.

Im Solarthermiebereich, der auch international zunehmend an Bedeutung gewinnt, wurde im Juli 2007 die Firma Eurocon in Peking akquiriert. Zum einen, um eine preisgünstige Produktionsbasis für Röhrenkollektoren zu haben; zum anderen, weil China der größte Solarmarkt ist.

Eine weitere Akquisition zur Erweiterung der Fertigungskapazität bei Großkesseln stehe kurz vor dem Abschluss.

„Effizienz Plus“ und Infocenter

Am Hauptsitz des Unternehmens in Allendorf (Eder) startete Viessmann vor drei Jahren das Projekt „Effizienz Plus“ mit einem Investi­tionsvolumen von 220 Millionen Euro. Ziel von „Effizienz Plus“ ist es, über die Wettbewerbsfähigkeit auch am Hochlohn-Standort Deutschland Arbeitsplätze zu sichern. Mit dem größten Teilprojekt, dem kompletten Neuaufbau der Produktion im Hauptwerk, wurden die Kapazitäten geschaffen, um den Strukturwandel im Wärmemarkt auch fertigungsseitig abzubilden. Mit schlanken, flexiblen und effizienten Strukturen und Prozessen nach dem japanischen Lean-Production-Ansatz entsteht in Allendorf die „Fabrik des 21. Jahrhunderts“.

Der Strukturwandel hin zu den neuen energieeffizienten Technologien führt auch zu einem steigenden Weiterbildungsbedarf bei den Marktpartnern und Mitarbeitern. Deshalb wurde für 20 Millionen Euro die neue „Viessmann Akademie“ gebaut, an die sich eine innovative Energiezentrale anschließt. Auf 6 000 m² Nutzfläche bietet die Akademie Schulungseinrichtungen und Seminarangebote für SHK-Handwerksbetriebe, Planer, Architekten, Energieberater usw.

Im Obergeschoss gibt es zwölf, mit moderner Medientechnik ausgestattete Seminar- und Schulungsräume mit variablen Wandsystemen. In sieben Schulungsräumen steht die gesamte Produktpalette des Viessmann- Komplettprogramms in Betrieb für Produktschulungen bereit.

Im Erdgeschoss befindet sich das Foyer, ein Infopoint, ein Restaurant für bis zu 260 Gäs­te und der Verkaufsbereichs des Viessmann-Sportshops.

Die Akademie ist Teil des neuen Infocenters mit der Galeria und dem Museum „Via Temporis“, das Einblick in die Unternehmensgeschichte gewährt.

Viessmann als Biomasseproduzent

An das Akademie-Gebäude schließt sich die neue, innovative Energiezentrale an, die zur Versorgung des gesamten Werkes (Fertigung und Verwaltung) dient. „Wir wollen im eigenen Haus vorführen, was jede Firma und jeder Haushalt durch gezielte Investition für das Klima und die Minderung der eigenen Energiekosten tun kann“, erklärte Dr. Martin Viessmann.

In der Energiezentrale sind Wärmeerzeuger für alle Energieträger installiert: Brennwertsysteme für Öl und Gas, ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk, verschiedene Biomassekessel, Wärmepumpen sowie thermische Solarsysteme für die WW-Bereitung, solare Klimatisierung und Heizungsunterstützung. Photovoltaik-Module komplettieren das firmeneigene Energieprogramm.

Interessant ist noch, dass das Allendorfer Unternehmen beim Einsatz und der Nutzung von Biomasse einen neuen Ansatz verfolgt: Die Hälfte seines Bedarfs von 7 000 t Biomasse deckt der Heiztechnikhersteller selbst ab. Dafür wurden in der näheren Umgebung auf 200 ha Kurzumtriebsplantagen Pappeln angepflanzt, die nach drei Jahren geerntet und zu Holzhackschnitzeln zerkleinert werden. Der Ertrag pro Hektar und Jahr beträgt bis zu 5 000 l Öläquivalent.

Die Kurzumtriebsplantagen eröffnen dem Heiztechnikhersteller die Möglichkeit, eigene Erfahrungen mit dieser Art der Energieerzeugung über die gesamte Prozesskette hinweg zu sammeln.

Für 2008 plant Viessmann erneut In­vestitionen im hohen zweistelligen Bereich, um auf das Wachstum vorbereitet zu sein, das nach der Stabilisierung des deutschen Marktes wieder einsetzen soll. – Auch mit Blick auf das Klimagesetzespaket der Bundesregierung und auf das neue Marktanreizprogramm ist für Bewegung und Veränderungen im Heiztechnikmarkt gesorgt. Und dies sicherlich nicht nur im nächsten Jahr.

JW

Kooperation mit Naturschutzbund

Mit einem Kooperationsvertrag haben Viessmann und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine neue Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Klimaschutzes besiegelt. Sie beinhaltet die Unterstützung von Naturschutzprojekten des NABU durch Viessmann sowie die fachliche Beratung von Seiten des NABU bei Umweltprojekten des Unternehmens. Auch gemeinsame Dialogveranstaltungen sind geplant. Gemeinsam mit der Umweltorganisation wird das Unternehmen einen Arbeitskreis ins Leben rufen, in welchem wichtige klimapolitische Fragen beraten werden sollen.

Die Beratung durch den NABU umfasst vor allem die Bereiche Klimaschutz und Biomasse (z.B. bei Anbaumethoden von Energiepflanzen, Umweltaspekten und aktuellen politischen Prozessen in Bezug auf nachwachsende Rohstoffe bzw. Bioenergien sowie bei der Erweiterung des Umwelt- und Nachhaltigkeitsengagements).