Talentierte Auszubildende für Berufe wie den Anlagenmechaniker für Sanitär/Heizung/Lüftung finden, geschweige denn qualifiziertes Fachpersonal einstellen: Was vielen Handwerksunternehmen bereits große Sorgen bereitet, ist für Gebr. Becker aus Höxter keine große Hürde. Zwar liegt der Betrieb in der Mitte von Deutschland im ländlich geprägten Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen, doch trotzdem gelingt es den Geschäftsführern Mark Becker (Diplom-Ingenieur) und seinem Cousin Nils Becker (Diplom-Betriebswirt), gute Mitarbeiter zu finden und diese lange an das Unternehmen zu binden. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 198 Mitarbeiter (davon 30 am Standort Kassel und 20 in Detmold). Ein Viertel davon sind Auszubildende bzw. Studenten des Dualen Studiums an der FH Ostfalia in Wolfenbüttel. Die Altersstruktur (ohne Azubis) liegt bei rund 41 Jahren. Die Betriebszugehörigkeit liegt im Durchschnitt bei ca. 15 Jahren.
Diese hohe Mitarbeiterbindung zu erreichen gelingt dem 1934 gegründeten Spezialisten für technische Gebäudeausrüstung (TGA) durch eine hohe Wertschätzung und Anerkennung aller Mitarbeiter. „Unser eigenes Menschenbild entspricht den Werten, die eine Familie ausmachen: Nähe, Vertrauen, eine konstruktive Fehlerkultur, eine hohe Verlässlichkeit auf allen Seiten, gegenseitige Fürsorge und ein kooperativer Führungsstil: Das zeichnet unsere Unternehmenskultur aus“, erklärt Mark Becker.
Mitarbeiterumfrage: wissen, was Sache ist
Um gut zu verstehen, welche Bedürfnisse die Mitarbeiter haben und wie zufrieden sie wirklich an ihrem Arbeitsplatz sind, führte Gebr. Becker 2017 eine anonyme Mitarbeiterbefragung durch. Dabei bescheinigten die Mitarbeiter dem Unternehmen, dass sie mit ihrem Arbeitsplatz sehr zufrieden sind und planen, noch lange für den Betrieb tätig zu sein. Eine hohe Familienfreundlichkeit sowie die Zusammenarbeit in den Teams wurden positiv bewertet. Die Mitarbeiter fühlen sich über Entwicklungen und Entscheidungen im Unternehmen gut informiert. Dies gilt allgemein als wesentlicher Faktor für eine hohe Mitarbeitermotivation und zeugt von einer funktionierenden internen Kommunikation.
Besonders hervorzuheben ist die übereinstimmende Meinung, dass sich die Mitarbeiter auch in persönlichen Belangen bestens unterstützt fühlen. Ein gutes Zeichen dafür, dass der Mensch bei Gebr. Becker im Mittelpunkt steht. „Ein gutes Arbeitsklima, eine hochwertige Ausstattung mit Arbeitsmitteln und ein kooperatives Miteinander waren uns schon lange wichtig. Es ist schön zu sehen, dass unsere Bemühungen auch tatsächlich von unseren Mitarbeitern so positiv empfunden werden“, freut sich Nils Becker über die Ergebnisse der Umfrage, die nun alle zwei Jahre wiederholt werden soll.
Gutes Betriebsklima gefördert
In der Umfrage wurden die Mitarbeiter auch zu Themen befragt, die das Unternehmen als mögliche unterstützende Maßnahmen in Erwägung zieht. Dazu gehört zum Beispiel die Bezuschussung zur Verpflegung bei Montagetätigkeiten, die Einführung von Firmenfahrrädern, die Beteiligung an Versicherungen oder an Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Die Mitarbeiter bewerteten die folgenden Möglichkeiten als besonders attraktiv: Zuschüsse zu Berufsunfähigkeits-, Unfall- oder Zusatzkrankenversicherungen, regelmäßige Bezuschussung von Massagen und die Ticket-Plus-Karte. Letztere ist ein Zahlungsmittel, welches zum Beispiel beim Tanken, im Einzelhandel oder auch im Internet eingelöst werden kann. Der Wert beträgt bis zu 44 Euro pro Monat, die vom Arbeitnehmer nicht versteuert werden müssen.
Bereits seit vielen Jahren realisiert das Unternehmen Aktivitäten außerhalb des beruflichen Kontextes, um das Betriebsklima zu fördern. So erhält jeder Mitarbeiter zum Geburtstag ein kleines Geschenk, es finden regelmäßig Sommer- und Familienfeste statt, zu denen auch die Partner eingeladen sind, Ausflüge in den Kletterpark und die jährliche Weihnachtsfeier gehören ebenfalls dazu.
Ausbildung ist eine strategische Säule
Sicherlich trägt ein hoher Bekanntheitsgrad des Unternehmens dazu bei, dass Schulabgänger sich für eine Ausbildung bei Gebr. Becker interessieren. Auch die Mitarbeiter sind perfekte Botschafter für das Unternehmen. Dass die Realität oft differenziert ist und sich nicht nur die besten Schüler bewerben, ist auch bei Gebr. Becker der Fall. „Wir geben häufig auch mäßigen Hauptschülern eine Chance. Junge Menschen sind oft schulmüde und können schulisch keine Erfolge mehr für sich verzeichnen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie gut sich viele dann in einer Ausbildung entwickeln, da ihnen die praktische Arbeit einfach besser liegt. Das beweist auch die geringe Abbrecherquote“, erklärt Mark Becker. „Wir entwickeln die Jugendlichen und zeigen ihnen Perspektiven auf, die sie in der Schule noch nicht hatten.“
Das Unternehmen zeigt seinen Auszubildenden sehr deutlich: „Ihr seid unsere Zukunft“ und beweist dies auch dadurch, dass viele Auszubildende nach der Abschlussprüfung eine Festanstellung bei Gebr. Becker erhalten. Diese Botschaften transportiert der Betrieb bereits bei Präsentationen der Berufsbilder in Schulen und auf der jährlichen SmartJobMesse, einer virtuellen Ausbildungsmesse, an der fast alle Berufskollegs und Haupt- und Realschulen im Kreis Höxter teilnehmen.
Heinrichs Werkstatt: ein Baustein zur Qualifizierung
Aktuell baut Gebr. Becker am Standort in Höxter ein Schulungs- und Werkstattgebäude. Anfang 2018 soll es in Betrieb genommen werden. Der Name steht schon: Es soll „Heinrichs Werkstatt“ heißen, benannt nach dem Firmengründer Heinrich Becker. Der Name ist durch einen Wettbewerb zur Namensfindung unter den Mitarbeitern entstanden. In diesem Gebäude soll im Erdgeschoss eine Ausbildungswerkstatt entstehen. „Unsere Auszubildenden arbeiten dezentral auf unseren Baustellen. Um sie in der Vermittlung von Kenntnissen noch besser zu unterstützen, bieten wir bereits seit Jahren ergänzende gemeinsame Schulungen für die jeweiligen Ausbildungsjahre an. Das soll den Standard und die Qualität der Ausbildung sichern und die jungen Leute optimal auf die Abschlussprüfung vorbereiten“, erzählt Mark Becker. An mobilen Türmen, die für die unterschiedlichsten Schulungsthemen konzipiert sind, wie für Vermittlung von mechanischen oder elektronischen Kenntnissen, können die Auszubildenden ihre Fertigkeiten vertiefen. Für den Bereich Sanitär wird ein Wasserplatz eingerichtet.
Eine Etage höher entsteht ein komfortabler Pausen- und Schulungsraum. Hier sind Schulungen für kaufmännische und gewerbliche Mitarbeiter geplant, wie zum Beispiel, die Vermittlung der Theorie für die Schweißprüfung. Die Einrichtung dieses Gebäudes lassen sich die Firmenchefs rund 700 000 Euro kosten. „Wir bekommen die besten Fachkräfte, wenn wir sie selbst ausbilden und entwickeln. Das Thema ist uns so wichtig, dass wir daran nicht sparen wollen“, begründet Nils Becker, verantwortlich für den kaufmännischen Bereich, diese Entscheidung.
Info
Das Unternehmen
Gebr. Becker gehört zu den Experten im Bereich Energie- und Versorgungstechnik. Projekte wie die technische Realisierung des Energy Campus für Stiebel Eltron in Holzminden und des neuen Ausbildungszentrums von Phoenix Contact in Schieder-Schwalenberg gehören genauso zum Portfolio wie die technische Gebäudeausrüstung von Krankenhäusern, die Sanierung von Heizungszentralen und die Entwicklung von Wärmekonzepten für Produktionsbetriebe.
Als regional agierendes Unternehmen ist sich Gebr. Becker bewusst darüber, dass auch gesellschaftliches Engagement rund um die Region ein wichtiger Baustein für den Unternehmenserfolg ist. Aus diesem Grunde engagiert sich Mark Becker im Arbeitskreis Standortmarketing des Projektes „Kreis Höxter – Die Region plus X“, das in Kooperation der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter (GfW) und der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter (WIH) ins Leben gerufen wurde. Aktuell werben 27 Botschafter, darunter auch Sarah Rasche, duale Studentin bei Gebr. Becker, für das Leben und Arbeiten in der Region plus X (www.xregion.de).