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Photovoltaikmarkt

Gibt es eine Aufholjagd bis zum Jahresende?

Zum weltweit stark rückläufigen PV-Absatz und der geringeren Förderung in Deutschland kam noch die Weltwirtschaftskrise hinzu, die insbesondere für Projektentwickler von Großanlagen die Finanzierungsmöglichkeiten deutlich verschlechterte.

Gute Stimmung im Handwerk ist kein Einzelfall

„In Folge dessen ist auf dem deutschen Photovoltaikmarkt im ersten Halbjahr nicht viel gelaufen“, erklärt SHK-Installateur Peter Küpper. „Die Kunden haben auf Grund der stetig sinkenden Preise gewartet.“ Dies bestätigen auch die noch unveröffentlichten, vorläufigen Zahlen der Bundesnetzagentur für das 1. Halbjahr 2009. Gerade mal 518 MW sind in Deutschland in diesem Zeitraum verbaut worden. Ob das 2. Halbjahr das gebremste Wachstum wieder aufholen kann, ist noch unklar. „Derzeit läuft es gut, aber es ist auch nicht so, dass die Kunden uns die Bude einlaufen“, beschreibt Küpper die Lage.

Die gute Stimmung des Chefs des Bonner SHK-Betriebes ist allerdings kein Einzelfall. Gerade Betriebe, die das komplette Angebot an erneuerbaren Produkten, also von Photovol­taik über Solarthermie bis zur Wärmepumpe, anbieten, profitieren von den gefallenen Preisen. „Bei uns ist die Finanzkrise noch nicht angekommen“, sagt Küpper und schmunzelt.

Komplettpreise für Endkunden schon für unter 2800 Euro/kWp

Auch Boris Estermann, Elektroinstallateur aus Köfering bei Regensburg, ist zufrieden. „Wir können keine weitere Anlage mehr bauen in diesem Jahr, da wir bis Dezember eine 1,1- MW-Anlage installieren“, sagt Estermann, der sich seit Jahren auf Photovoltaik spezialisiert hat. Prognosen der Fachzeitung Photon, die von über 3 GW verbauten Anlagen für 2009 ausgehen, will aber keiner der Installateure bestätigen.

Ein Blick auf den Preisindex, der vom Bundesverband Solarwirtschaft quartalsweise veröffentlicht wird, zeigt, dass die Preise seit 2006 um mehr als 35 % gesunken sind. So liegt der Endkundenpreis bei einer fertig installierten Aufdachanlage bis 100 kWp im 3. Quartal 2009 im Durchschnitt bei 3263 Euro. Befragt wurden hierzu vom Marktforscher EuPD Research 100 Installateure verteilt auf ganz Deutschland.

Größere Installateure, die mehrere 100 kWp im Jahr verbauen, berichten, dass vergleichbare Anlagen in der Praxis je nach Modultyp noch deutlich günstiger angeboten werden. Komplettpreise von unter 2800 Euro pro kWp seien schon nicht mehr die Ausnahme. Eine Ursache hierfür sehen Installateure und Großhändler unter anderem in den europäischen Nachbarmärkten. Zwar wachsen diese stetig, nehmen aber noch nicht die Mengen ab, die derzeit auf den Märkten verfügbar sind.

Wachstumsaussichten auf den europäischen Märkten

So meldete Anfang September das französische Umweltministerium einen Zubau von 465 MW im 1. Halbjahr 2009. Dies entspricht einem Wachstum von 36 % gegen­über dem ersten Halbjahr 2008. Damit konnte der Markt, der besonderen Wert auf dachintegrierte Lösungen legt, einen deutlichen Sprung nach vorne verzeichnen.

Auch in Italien gibt es positive Signale. Noch Anfang des Jahres wuchs der PV-Markt in Italien nur sehr träge: in den ersten Monaten wurden nur rund 20 MW neu angeschlossen, schätzt Federico Brucciani, Sprecher des Photovoltaikverbandes Gruppo Imprese Foto­voltaiche Italiane. „Mittlerweile hat das Wachstum aber wieder angezogen“, meint Brucciani.

Voran geht es ebenfalls beim Geheim­favoriten Griechenland. Nach Angaben von Yiannis Vouyiouklakis, Leiter des Renewable Energy Sources Center, haben sich die installierten Kapazitäten in Griechenland von 14 MW im Januar auf 29,8 MW im Juli mehr als verdoppelt. Weiteres positives Signal: Das griechische Entwicklungsministerium kün­digte im Juni ein neues Programm zur Förderung von PV-Dachanlagen an.

Insgesamt ist die Entwicklung im europäi­schen Ausland erfreulich und vielfach profitieren auch deutsche Installateure davon. Trotzdem reicht die aufgezeigte Nachfrage nicht aus, die erheblichen Modulmengen der Hersteller aufzunehmen. Denn es fehlt insbesondere der Absatzkanal Spanien. Noch 2008 war dort der weltweit größte ­Absatzmarkt für PV-Anlagen mit einer Neuinstallation von mehr als 2500 MW. Geänderte Förderbedingungen in 2008 und die Deckelung auf 400 MW pro Jahr sorgten für schlechtere Aussichten. So rechnet der spanische Photovoltaikverband ASIF damit, dass der Markt für den Zeitraum von 2009 bis 2011 eine Größe von insgesamt rund 1500 MW erreicht. Damit sinkt die Marktgröße in 2009 gegenüber dem Vorjahr auf ein Fünftel. Insgesamt fällt damit die Nachfrage in Europa geringer aus als noch im ­Vorjahr.

Kapazitätsausbau in Asien erhöht den Preisdruck

Der Finanz- und Wirtschaftskrise zum Trotz haben die Zell- und Modulhersteller ihre Kapazitäten im letzten Jahr und auch dieses Jahr weltweit weiter ausgebaut. Zwar entstehen die neuen Produktionsstätten auch in neuen Wachstumsmärkten wie den USA oder Griechenland, aber der Trend geht zum Standort Asien. Dort locken günstige Produktionskosten die Hersteller an. Weltweit sind es derzeit rund 200 Zellhersteller, 500 Hersteller kristalliner Module und mehr als 100 Hersteller von Dünnschichtmodulen, die für einen wachsenden globalen Markt produzieren. Laut einer Markterhebung des Europressedienstes bauen die Zellerhersteller ihre Produktions­kapazitäten von 14,5 GW in 2008 auf 21,2 GW in 2009 aus.

Auch bei den Modulherstellern geht der Zuwachs weiter: Von 10,4 GW im Vorjahr stiegen die Produktionskapazitäten in 2009 auf 19,9 GW an. Nach Berechnungen von Goldman Sachs sind die weltweiten Fabriken aber nur noch zu 32 % ausgelastet. Unternehmen wie Ersol, Q-Cells und Sunways haben bereits Kurzarbeit eingeführt. Da viele Experten für 2010 wieder mit einer Nachfragebelebung rechnen, wachsen die Kapazitäten in Asien weiter. Vor allem China legt weiter zu. Nach Zahlen des Europressedienstes in Bonn stehen im Reich der Mitte schon über die Hälfte der weltweiten Solar-Kapazitäten.

Die Verlagerungen sind auch in Deutschland spürbar. So kündigte Q-Cells an, vier von sechs Produktionslinien am Standort Thalheim zu schließen, weil sie nicht mehr wettbewerbsfähig sind. 350 MW und 500 der 2600 Stellen fallen weg. Gleichzeitig wird die neue Fabrik in Malaysia hochgefahren, wo die Produktionskosten nach Angaben von Q-Cells um 30 % niedriger seien.

Entgegen diesem Trend kündigte Solarworld-Chef Frank Asbeck Ende September auf der Messe PV-Sec in Hamburg an, die Produktionskapazität für Solarstrommodule in Freiberg bis Ende 2010 auf 450 MW verdreifachen zu wollen. Bereits begonnenen wurde dort der Ausbau der Waferfertigung auf 1000 MW. Das Argument der Produktionskostenvorteile lässt Asbeck alleine nicht gelten. „Gegenüber einer deutschen Fabrik auf dem neues­ten Stand sehe ich gerade mal Vorteile von maximal 15 %“, sagt Asbeck. „Bei gleicher Kapazität beschäftigen die Chinesen vier- bis sechsmal so viele Leute wie wir. Und ihre Lohnkosten-Quote liegt im Schnitt bei 5 %, unsere beträgt 11 %.“

Beginnt 2010 das große Herstellersterben in der PV-Branche?

Experten gehen davon aus, dass der Preisdruck anhalten wird, bis die Chinesen ihre Herstellungskosten erreicht haben. Druck wird es auch aus der Dünnschichtecke geben. So bestätigt Sebastian Fasbender von First Solar, dass es „Ziel des Kostenführers ist Solarstrom in die Wettbewerbsfähigkeit zu führen und die Kosten für Solarstrom kontinuierlich weiter herunterzubringen“. In Folge könnten die Preise in absehbarer Zeit noch einmal um bis zu 20 % fallen. Auch den Diskussionen über die Einführung von Schutzzöllen zum Schutz der heimischen Solarindustrie setzt Asbeck ein anderes Argument entgegen. So fordert er die Koppelung der Förderung an Qualitäts- und Sozialstandards in der Produktion, was manchen chinesischen Betrieb vor Umsetzungsprobleme stellen wird.

Das große Herstellersterben in der Photovoltaikbranche ließ bisher auf sich warten. Im kommenden Jahr soll es nach Informationen des Marktforschungsunternehmens The Information Network endlich beginnen. Rund die Hälfte der weltweiten Hersteller soll 2010 nicht überleben. Auch Carsten Körnig, BSW-Solar-Geschäftsführer, erwartet Konsolidierungserscheinungen in der Solarbranche, allerdings bei Weitem nicht in dem Ausmaß. „Für die kommenden zwei Jahre sehen die Prognosen mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von rund 15 % dennoch recht zuversichtlich aus“, betont Körnig.

SHK-Installateur Küpper setzt auf Marketing vor Ort

Einfluss auf die Preise und damit auf die weitere Marktentwicklung in Deutschland könnte es aber auch durch die Ergebnisse der Bundestagswahl geben. Über die Parteigrenzen hinweg mehren sich die Stimmen, dass die im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gezahlte Förderung nochmals deutlich gekürzt werden könnte. Schon beim jetzigen Preisniveau sind Renditen im zweistelligen Bereich vielen Politikern zu hoch. Förderkürzungen von bis zu 30 % stehen deshalb bei Politikern von CDU/CSU auf dem Plan.

Während Hersteller mit einer Absenkung der Förderung weiter unter Druck kommen, zeigt Asbeck sich kämpferisch und spricht sich sogar für eine Senkung der Subventio­nen für Sonnenstrom aus. „Man sollte vorhandene Spielräume nutzen, um die Vergütungen für den Solarstrom weiter zu reduzieren.“ Asbeck wies darauf hin, dass die Weltmarktpreise für Solaranlagen zuletzt stark gefallen seien, weshalb eine so starke staatliche Stützung der Sonnenenergie nicht mehr nötig sei, um sie attraktiv zu machen.

SHK-Installateur Peter Küpper bleibt optimistisch: „Wer jetzt kein Solar aufs Dach bringt, der ist selber schuld. Denn die Leute haben das Geld oder sie bekommen es von der KfW.“ Wichtig sei nur die richtige Kommunikation und Ansprache des Kun­den, denn dieser komme nicht von selbst. Küpper hat deshalb extra eine Mitarbeiterin nur für Marketing eingestellt. „Man muss sehr aktiv sein. Wir nutzen inzwischen auch die örtlichen Marketingangebote sehr intensiv.“

Tipp

Hier finden Sie ständig aktuelle PV-Preise

Öffentlich zugängliche Infoquellen

Nur wer ständig Preise vergleicht, kann optimal einkaufen. Neben dem BSW, der seinen Mitgliedern quartalsweise ­einen Preisindex runtergebrochen auf Modultypen anbietet, gibt es noch eine Vielzahl anderer öffentlich zugängiger Informationsquellen für Modulpreise. Über B-to-B-Plattformen wie https://www.pvxchange.com/ oder http://www.pv-broker.de lassen sich einfach Preise vergleichen und Kontakte zu Lieferanten knüpfen.

Wer sich nur anonym informieren will, kann dies auch über Newsgruppen tun. So bietet das Netzwerk https://www.xing.com/ z. B. einen Gruppennewsletter Solar an, der fast täglich Markenmodule im Angebot hat. Dabei werden kleinere Mengen genauso vermittelt, wie ganze Container.

Photovoltaik-Preisindex in Zahlen

Durchschnittlicher Endkundenpreis (Systempreis) für fertig installierte Aufdachanlagen bis 100 kWp (Quelle: Unabhängige, repräsentative Befragung von 100 Installateuren durch EuPD-Research)


Autor

Michael Forst ist Geschäftsführer vom EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44-75, E-Mail: info@europressedienst.com, https://www.europressedienst.com/