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SHK-Handwerksbetrieb Wurst setzt auf guten Mix

Auf mehreren Standbeinen

Die Werkstatt war in einer Garage untergebracht und an der Außenwand hing eine Glasvitrine, in der Sanitärfachartikel ausgestellt waren“, erzählt uns Brigitte Wurst-Betz von den Anfängen. Als kleines Kind wurde sie 1958, kurz nach der Gründung des Betriebes samt Vitrine von einem Fotografen abgelichtet. Das Bild ist zwar nicht mehr vorhanden, aber die Erzählung spiegelt die Philosophie des Firmengründers Adolf Wurst: Schon damals wollte man Aufmerksamkeit über die Präsentation der Produkte gewinnen.

Curry, Balibraun und Moosgrün

1962 begann durch Vergrößerung und Umzug des Firmensitzes an den Stadtrand von Backnang eine neue Ära. Dazu trug auch die Eröffnung einer Bad- und Küchenausstellung in der Innenstadt einige Jahre später bei. Damals waren Fliesen und Keramik in Dunkelblau, Curry, Moosgrün, Rubinrot oder Bali­braun der Hit. Die Zeiten haben sich geändert, doch das Konzept ist geblieben: „Man muss sich den Kunden zeigen und muss präsent sein“, so das Motto der Firmeninhaber. Heute betreiben Brigitte Wurst-Betz und Dieter Betz das Bad-Forum an einer Einfallstraße in Backnang. Die Betriebsübernahme durch Maschinenbau-Ingenieur Dieter und seine Frau erfolgte 1990. Vorübergehend wurde der Ausstellungsbetrieb eingestellt, um 1996 auch die Ausstellung an den neuen Stammsitz zu holen. Das markante runde Gebäude wurde gebaut. Das Bad-Forum entstand und zum 50-jährigen Firmenjubiläum, vor zwei Jahren auf 180 m² erweitert. Die exponierte Lage an der Kreuzung machen das Gebäude mit dem verglasten Halbrund im Kreuzungsbereich zu einem Blickfang. Die Ausstellung eröffnet dem Besucher eine reiche Auswahl an Bädern, Accessoires und Gestaltungsinspirationen und zeigt wie ein zeitgemäßes Bad aussehen kann. „Wir wollen mit unserer Badausstellung weg vom reinen Zweckbad“, erklärt Martina Stark-Fritz. Sie ist die jüngste Tochter des Firmengründers Adolf Wurst und kam 1996 in das Unternehmen. „Wohlfühlbäder individuell gestalten ist unser Ziel“, fasst die gelernte Schreinerin ihre Vorstellungen des perfekten Bades zusammen. Die Ausstellung prägen Badkollektionen zeitgenössischer Designer wie Philippe Starck, Antonio Citterio und Jean Marie Massaud.

Mit CAD und Magnetplaner

Hohen Stellenwert wird der persönlichen Beratung eingeräumt. Dabei spielt wie eh und je das Kennenlernen des Kunden eine große Rolle. Sei es vor Ort im Badstudio oder beim Kunden zu Hause. Badplanerin Brigitte Wurst-Betz kümmert sich als gelernte Kauffrau neben der Planung der Bäder auch um Angebote und um die kaufmännische Abwicklung des Betriebes. Martina Stark-Fritz plant mittels Software (Palette CAD für Bad- und Fliesenplanung), erstellt Skizzen und Freihandzeichnungen und arbeitet auch immer noch mit der guten alten Magnettafel. Hier werden die Badobjekte kurzerhand auf einer Tafel verschoben und hinterher zu Papier gebracht. „Einfach und effektiv“, sagt Martina Stark-Fritz. Der gelernten Schreinerin kommen dabei die zahlreichen Fortbildungen, wie das einjährige Aufbaustudium Badgestaltung und das dreijährige Studium „Gestalterin im Handwerk“ zugute. Dazu gehört auch die Fähigkeit, den Kunden über Farben, Helligkeit und Licht zu informieren. „Das Bad wird mehr und mehr als Wohnraum wahrgenommen und sollte deshalb auch einen wohnlichen Charakter bekommen“, unterstreicht Stark-Fritz ihre Auffassung des modernen Bades.

Jede Woche ein neues Bad

Zwischen 50 und 60 Bäder werden von der Firma Wurst jährlich gebaut, 95 Prozent davon sind Sanierungen. Die Palette ist so unterschiedlich wie die Wünsche der Kunden: Von Standard-Bädern bis zu Exklusivbädern mit Wellnessbereich ist alles dabei. Regelmäßig finden im Haus Informa­tionsveranstaltungen und Workshops mit namhaften Designern und Firmen statt. Um die Veranstaltung zu bewerben, werden Direkt-Mailings an einen ausgewählten Kundenkreis verschickt. In gehobenem Ambiente, bei einem Glas Wein, entsprechender Dekoration und kaltem Buffet, gibt es Vorträge und Rundgänge im Badforum.

Energiespar-Forum lockt Kunden

Die insgesamt 24 Mitarbeiter bauen aber nicht nur Bäder. Beim Thema Heizung setzt Dieter Betz bis zu 40 Prozent auf regenerative Energietechniken. „Wärmepumpen und Heizungsunterstützung mittels Solartechnik sind auf dem Vormarsch“, beschreibt er die Entwicklung. Bei Wärmepumpen arbeitet man mit Stiebel Eltron, Vaillant und Viessmann zusammen, bei der Solartechnik hat man sich Stiebel Eltron und Vaillant verschrieben. Auch die Photovoltaik bietet das Unternehmen Wurst an. Dabei greift der Unternehmer auf eigene qualifizierter Mitarbeiter zurück: Für die Elektrik hat er einen Fachhandwerker angestellt, für den Badbereich einen Fliesenleger und einen Maler. Als Gebäudeenergieberater macht Dieter Betz immer wieder auf das Thema „Energiesparen“ aufmerksam, so in Vortragsreihen über Wärmepumpen, regenerative Energien und Geothermie. Dabei sind Experten aus dem jeweiligen Gebiet der Anlagentechnik und Geologen Ansprechpartner und Vortragsredner für interessierte Kunden. Beworben werden die Veranstaltungen in der Tagespresse. 35 Kunden waren beim letzten Mal anwesend und schließlich wurden zwei Wärmepumpen verkauft.

Regelmäßiges Marketing

Regelmäßige und wiederkehrende Auftritte sind wichtig für den SHK-Betrieb und so gibt es nicht nur einen Tag der offenen Tür im Herbst eines jeden Jahres (ein ganzes Wochenende mit Familienprogramm), sondern auch das alljährliche Oktoberfest mit Weißwurst und Blasmusik. Und wenn alle zwei Jahre die Handwerkermesse in Backnang stattfindet, darf der Sanitär- und Heizungs­betrieb Wurst ebenfalls nicht fehlen. Ebenso wenig wie bei der Aktion „Backnang hat´s!“ – hier lockt ein verkaufsoffener Sonntag die Besucher auch zum Firmensitz in der Sulz­bacher Straße. Dazu wirbt das Unternehmen mit klassischen Anzeigen in der Tageszeitung, ebenso wie mit Werbetafeln in der Stadt, die für ein ganzes Jahr gebucht werden und mit unterschiedlichen Werbebotschaften versehen sind.

Mitarbeiter sind tragende Pfeiler

Dass der Betrieb ein aufgeschlossenes Unternehmen ist, erkennt man in der Mitarbeiterführung. Schon seit langem besitzt jeder Mitarbeiter eine Visitenkarte mit Bild, die er dem Kunden überlassen kann. Einmal im Monat steht das Mitarbeiterfrühstück auf dem Programm. Die allgemeine Geschäftslage kann dort ebenso ein Thema sein, wie das Ansprechen von Problemen oder Verbesserungsvorschlägen von beiden Seiten. Für Dieter Betz ist auch die Bewertung der Mitarbeiter über ihren Chef kein rotes Tuch, sondern ein Mittel, um die Arbeit miteinander effektiver und gleichzeitig menschlich zu gestalten. Motivation ist ein wichtiger Punkt, deshalb gibt es in seinem Betrieb auch einen Prämienlohn, wenn die Arbeit schnell und sauber ausgeführt wurde. Gleichzeitig gehört es aber auch dazu, dass Lohn abgezogen wird, wenn die Arbeit nicht korrekt ausgeführt wurde. „Die Mitarbeiter sind die Stützpfeiler des Betriebes und sie sollen das auch merken und Verantwortung übernehmen“, sagt Betz.

Für seinen Betrieb sieht er eine positive Zukunft. „Man kennt uns als seriösen und zuverlässigen Sanitär- und Heizungsbetrieb.“ Mit 24 Mitarbeitern, darunter zwei Bürokräften, zwei Meistern und vier Auszubildenden ist die Firma gut gerüstet. Und neue Ideen hat der Geschäftsführer auch: Nachdem Brigitte Wurst-Betz schon vor längerer Zeit die „Rohrreiniger“ als eigenständige Firma gegründet hat, möchte er nun mit einer Leckortungsfirma im Bereich des Immobilien-Schadenservice neue Märkte erschließen. Als zertifizierter Betrieb hat er die Möglichkeit im Bereich des Wasserschadenservice Aufträge für die Immobilien-Wirtschaft anzunehmen. „Mit mehreren Standbeinen gehen wir einer sicheren Zukunft entgegen“, so das Fazit des innovativen Geschäftsführers.

Weitere Informationen

Der Journalist und SBZ-Autor Rüdiger Sinn lebt in Stuttgart. Nach handwerklicher Ausbildung und Stu­dium hat er eine publizistische Aus­bildung absolviert. Schwerpunkte sind Objektberichte, Porträts und Reportagen

http://www.ruedigersinn.de

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