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Trinkwassergüte gesichert

Hygienisch betrachtet gibt es Trinkwasseranlagen, die bei jedem Betreiber für Angstschweiß sorgen. Dazu gehören beispielsweise besonders großzügig dimensionierte Installationen aus den 70er-Jahren in Schulen oder Sportanlagen. Von einem ganz anderen Wissensstand ausgehend wurden Trinkwasseranlagen damals nach dem Prinzip „viel hilft viel“ ausgelegt, so Dipl.-Ing. Bodo Jenal von der Stadt Saarlouis: „Die Rohrleitungen sind aus heutiger Sicht viel zu groß dimensioniert, weil man beispielsweise bei den Reihenduschanlagen von ganz anderen Gleichzeitigkeiten ausging. Die passen heute aber nicht mehr, denn auch das Nutzerverhalten hat sich geändert. Entsprechend groß ist das Risiko von Stagnation.“ Vor allem, wenn zusätzlich die wochenlangen nutzungsfreien Zeiten durch Ferien hinzukommen.

Ein zweiter Punkt war in der Sporthalle Saarlouis die Verbindung von Trink- und Löschwasserinstallationen. Aus heutiger Sicht ein absolutes No-Go, denn diese Rohrleitungen sind nicht durchströmt, das in der warmen Umgebungsluft stagnierende Trinkwasser verkeimt binnen kürzester Zeit und führt zur retrograden Kontamination der gesamten Trinkwasseranlage.

In Turnhallen hat das unmittelbare Folgen. Ist bei einer turnusmäßigen Beprobung, von denen es in Saarlouis sogar zwei pro Jahr gibt, der technische Maßnahmenwert für Legionellen überschritten, kann ein Duschverbot die Folge sein.

Rohrleitungsnetz optimiert ausgetauscht

Um dieses Risiko gar nicht erst entstehen zu lassen, hat die Stadt Saarlouis analog zu den fortschreitenden Novellierungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) ein aktives Trinkwassermanagement entwickelt. Im Sinne einer vorgreifenden Gefährdungsanalyse wird in allen öffentlichen Objekten eine Bestandsaufnahme der Trinkwasseranlagen sowie der zugehörigen Wärmeerzeuger durchgeführt und darauf aufbauend ein konkreter Sanierungsfahrplan entwickelt. Für die Sporthalle „In den Fliesen“ bedeutet das dann eine rund 275 000 Euro teure Komplettsanierung.

Im ersten Schritt kam dabei das alte Rohrleitungsnetz, unter anderem noch mit verzinktem Stahlrohr für Trinkwarmwasser, auf den Prüfstand. Als Konsequenz wurden sämtliche Rohrleitungen durch ein bedarfsgerecht dimensioniertes Rohrleitungssystem aus Edelstahl ersetzt und alle Entnahmestellen durchgeschliffen. Im gleichen Zuge wurden die Feuerlöschleitungen komplett vom Trinkwassernetz genommen. Stattdessen ist der Brandschutz nun durch stationäre Löschmittel abgesichert.

Der Ersatz der Rohrleitungen für PWC und PWH hatte den zusätzlichen Nutzen, dass neben der schlankeren Dimensionierung die eindeutige Trassenführung als Ringleitung am Ende auf jeder Etage in einer Spülstation mit Viega Hygiene+ Funktion münden konnte. Die beiden Stationen in der Reihendusche mit 26 Entnahmestellen bzw. in der Teeküche wurden dann so programmiert, dass sie nach 72 Stunden automatisch auslösen. Versorgungstechniker Stefan Saliger: „Die Spülmenge entspricht dabei genau dem von Stagnation betroffenen Rohrabschnitt. So sichern wir die Trinkwassergüte und verhindern gleichzeitig die Verschwendung von kostbarem Trinkwasser.“

Alternativ könnte die Steuerung der Spülstationen mit Viega Hygiene+ Funktion aber beispielsweise auch dann ausgelöst werden, wenn die Elektronik eine definierte Phase der Nichtnutzung erkennt, oder über die im Rohrleitungsnetz anliegenden Temperaturen: Würden die Sensoren einen Anstieg der Kaltwassertemperatur über 20 °C bzw. ein Abfallen der Warmwassertemperatur PWH-C unter 55 °C feststellen, könnte unabhängig von der Nutzungsfrequenz ebenfalls gespült werden.

Dipl.-Ing. Bodo Jenal: „Der Erhalt der Trinkwassergüte hängt bekanntermaßen von mehreren Faktoren ab. Bauseits haben wir durch die bedarfsgerecht dimensionierte Neuinstallation und die Umstellung der Speichermenge von zwei Mal 1000 l auf die Heizungsseite inklusive zwischengeschaltetem Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung alle Voraussetzungen dafür geschaffen. Durch die ‚intelligente‘ Elektronik der Spülstationen haben wir jetzt auch das von Nutzungsunterbrechungen ausgehende Risiko für die Trinkwassergüte im Griff.“

Über 250 Entnahmestellen im Blick

In Saarlouis ist die Sporthalle „In den Fliesen“ exemplarisch für die Konsequenz, mit der die Stadtverwaltung die Trinkwasseranlagen ihrer Liegenschaften hygienisch absichert: „Insgesamt überwachen wir mehr als 60 solcher Anlagen mit mehr als 250 Entnahmestellen, die durchweg trinkwasserhygienisch optimiert und, wo nötig und möglich, unter anderem mit Viega-Spülsystemen ausgerüstet wurden“, bilanziert Dipl.-Ing. Bodo Jenal.

Zur kontinuierlichen Überwachung der hygienisch sensiblen Anlagen gehört eine elektronische Fernkontrolle der Trinkwassersysteme: „So sind wir informiert und können direkt einschreiten, wenn beispielsweise durch Ausfall einer Pumpe Stagnationsgefahr droht.“ Für diesen Fall gibt es automatisch eine Störmeldung über die BACnet-Gebäudeleittechnik auf das Mobiltelefon eines städtischen Mitarbeiters, sodass ohne zeitlichen Verzug eingeschritten werden kann. Gleiches passiere bei eventuellen Leckagen, aber auch bei ungewöhnlichen Temperaturveränderungen in einem Gebäude, so Jenal: „In enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Saarlouis haben wir für die Hardware des Energiemanagementsystems die Fernüberwachung unserer Liegenschaften gleich umfassend aufgestellt. Wir kümmern uns also nicht nur um den Erhalt der Trinkwassergüte und den bestimmungsgemäßen Betrieb, sondern werten beispielsweise auch kontinuierlich die Energiedaten aus und vergleichen sie mit dem entsprechenden Referenzgebäude. Dadurch stellen wir gleichzeitig einen möglichst effizienten Energieeinsatz sicher und können bei eventuellen Abweichungen zudem auf die Nutzer zugehen, um sie für diese Thematik zu sensibilisieren.“

Mitarbeiter für Thema sensibilisiert

Sensibilisiert für das komplexe Thema Trinkwasserhygiene sind im Übrigen auch die Angestellten der Stadt Saarlouis. Die Hausmeister haben beispielsweise alle beim TÜV die Hygiene-B-Schulung absolviert, die Mitarbeiter der technischen Projektleitung, wie Versorgungstechniker Stefan Saliger, die Schulung für den Hygiene-A-Schein. Bodo Jenal: „Für die Stadt Saarlouis ist die Qualifizierung der betreffenden Mitarbeiter letztlich genauso eine Investition in die Betriebsqualität unserer Liegenschaften wie die technische Gebäudeausrüstung an sich, denn sie sind letztlich regelmäßig vor Ort und kennen die Anlagen und ihre Besonderheiten bis ins kleinste Detail.“ Weitere Informationen unter

www.viega.de/trinkwasser

Info

Spülstationen mit Viega Hygiene+ Funktion

Viega-Spülstationen mit Hygiene+ Funktion unterstützen den bestimmungsgemäßen Betrieb und sorgen für einen bedarfsgerechten Wasseraustausch. Die neueste Generation der Spülstationen ist mit zwei Wasserstrecken nicht nur als Kalt-Warm-Station, sondern auch als Kalt-Kalt- oder Warm-Warm-Spülvariante einzusetzen.

Die Inbetriebnahme der Spülstationen erfolgt mittels „intelligenter“ Steuerungselektronik entweder mit den Grundeinstellungen über ein Display direkt am Gerät oder im erweiterten Modus über eine Web-Applikation mit intuitiver Bedienoberfläche, die auf nahezu allen Endgeräten wie Handy, Tablet oder Laptop läuft. Die Steuerungselektronik eröffnet zudem neue Möglichkeiten der Kommunikation. So lassen sich die Spülstationen jetzt wahlweise in ein lokales Netzwerk integrieren oder direkt mit dem Internet verbinden. Zur Einbindung der Spülstationen in die Gebäudeautomation (GA) steht neben dem optionalen GA-Modul mit acht binären Ein- und zwölf Ausgängen eine API-Schnittstelle zum Auslesen aktueller Messwerte oder zur Auslösung von Spülvorgängen zur Verfügung.

Sämtliche Betriebsdaten lassen sich bei Bedarf zentral herunterladen, um sie außerhalb des Objektes zu verwalten. Zudem sind die Daten für interne Analysen nutzbar, wenn zum Beispiel die Betriebstemperaturen im Netz oder die eingesetzten Spülmengen analysiert werden sollen. Unabhängig davon erfolgt über die Protokollhistorie generell ein langfristiges, manipulationssicheres Monitoring der bestimmungsgemäßen Funktion.

Der Start der Hygienespülung erfolgt entweder zeit- oder intervallgesteuert. Auch eine temperatur- oder nutzungsabhängige Auslösung kann programmiert werden. Nach Erreichen eines bestimmten Temperaturniveaus oder einer definierten Durchflussmenge wird die Hygienespülung automatisch wieder gestoppt. Fest programmierbar ist darüber hinaus die Funktion „thermische Desinfektion“.