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Hydraulischer Abgleich per Smartphone

Inhalt

Neben der aktuellen Generation Alpha2 bietet Grundfos mit der Alpha3 ein spezielles Modell für den zusätzlichen einfachen hydraulischen Abgleich an. Diese Pumpe, die erstmals auf der ISH 2015 vorgestellt wurde, ist ab Werk für die Kommunikation mit dem separaten Auslesegerät Alpha Reader vorbereitet. In Verbindung mit der Software-App Grundfos Go Balance können so Betriebsdaten ausgelesen und für einen hydraulischen Abgleich rechnerisch aufbereitet werden.

Über den vorübergehend am Pumpenkopf befestigten Alpha Reader werden die Daten erfasst und per Bluetooth-Schnittstelle an das Smartphone übertragen. Der Alpha Reader ist ein kompaktes, etwa zwei Finger breites Lesegerät. Dieses erfasst Volumenstrom und Förderhöhe, die über mit dem Auge nicht wahrnehmbare Blinksignale vom Pumpendisplay zur Verfügung gestellt werden. Über den Lichtsensor des Readers werden die Daten empfangen und per Bluetooth-Schnittstelle an die Software-App auf dem Smartphone übertragen. Mithilfe der App lässt sich dann Schritt für Schritt der hydraulische Abgleich aller Heizkörper im Haus vornehmen. Konzipiert sei diese Lösung unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Normen und Richtlinien für den hydraulischen Abgleich in Zwei-Rohr-Systemen mit Heizkörpern und mit voreinstellbaren Thermostatventilen beliebiger Hersteller.

Der Alpha Reader wird als separates Zubehör angeboten. Die Anschaffung des Readers ist in der Regel nur ein einziges Mal erforderlich, da dieser jeweils nur während des hy-draulischen Abgleichs auf dem Pumpenkopf verbleibt. Die Software Grundfos Go Balance lässt sich im Apple-Store oder bei Google Play als kostenlose App herunterladen und auf Smartphones oder Tablets mit Ios- oder Android-Betriebssystem installieren.

Auch die Hardware der Pumpe ist auf dem neuesten Stand

Neben den speziellen Kommunikationsmöglichkeiten bietet die Alpha3 auch die Innovationen der Alpha2-Baureihe. Sie verfügt über einen hocheffizienten Permanentmagnet-Motor, optimierte Hydraulik und Autoadapt-Technologie mit selbstadaptierender Kennlinie und erreicht einen Energie-Effizienz-Index (EEI) von  0,15. Für einen zuverlässigen Betrieb ist sie mit Sicherheitsfunktionen wie einem Trockenlaufschutz ausgestattet. Dabei wird die Lastsituation direkt über das Laufrad geprüft, um die Pumpe bei Leckagen, größeren Luftmengen im System oder versehentlicher Inbetriebnahme vor Beschädigung zu schützen. Eine spezielle Anlauffunktion mit kurzer, gezielter Vibration stellt sicher, dass die Pumpe auch nach einer längeren Pause (etwa zu Beginn des Heizbetriebs, falls die Pumpe dann blockiert sein sollte) ohne Eingreifen von außen sicher und störungsfrei anläuft.

Die Pumpe ist wie der Reader seit November in den Baugrößen 25 und 32 für 4, 6 und 8 m Nennförderhöhe lieferbar. Grundfos empfiehlt das Modell speziell für Anwendungen in kleineren Anlagen wie Ein- und Zweifamilienhäusern, bei denen ohne großen Aufwand ein schneller, zuverlässiger hydraulischer Abgleich vorgenommen werden soll. Für reine Austauschsituationen oder Anwendungen, wo kein hydraulischer Abgleich erforderlich ist, steht nach wie vor das Modell Alpha2 zur Verfügung.

So weit die Theorie

Auf dem Papier hört sich das alles gut an. Wie es in der Praxis funktioniert, zeigten Michael Schulz und Markus Henning, beide Vertriebsleitung Deutschland, dann in den Schulungsräumen von Grundfos bei ihrer detaillierten Vorführung mit dem Nachbau eines hydraulischen Systems mit drei Heizkörpern für Untersuchungen im Labormaßstab. Die Arbeiten, die für den Abgleich notwendig sind, werden Schritt für Schritt von der Software bzw. vom Smartphone vorgegeben. Nach der Eingabe der Kundendaten wären das technische Angaben zur Struktur des hydraulischen Systems, also Zahl und Art der Heizkörper, sowie Angaben zum Gebäude und zum Energiebedarf, also zum Wärmeschutz und der Größe beheizter Flächen.

Nach der Dateneingabe beginnen die Messungen. Dazu werden alle Heizkörper bis auf einen geschlossen. Damit das sicher ist, werden die entsprechenden Köpfe der Thermostatventile demontiert. Für alle Heizkörper werden die zugehörigen Massenströme und Förderhöhen erfasst und von der Software verarbeitet. Am Schluss wird noch eine Messung mit zwei geöffneten Heizkörpern durchgeführt, um die von den Heizkörpern unabhängigen Gegebenheiten im hydraulischen System, also zum Beispiel den internen Strömungswiderstand des Kessels, zu berücksichtigen.

Nach der numerischen Auswertung der Messdaten erfolgt der Abgleich, wobei wieder alle Heizkörper bis auf einen geschlossen bleiben. Auf dem Bildschirm des Smartphones erscheint hierfür eine waagerechte Skala mit der Bewertung „Schlecht“ an den Seiten und „Gut“ in der Mitte. Eine Nadel zeigt den gemessenen Wasserdurchfluss am Heizkörper an. Über die Voreinstellung am Ventil wird dieser so lange korrigiert, bis die Nadel im mittleren, also dem grünen, Messbereich bleibt. Auch das wird für alle Heizkörper wiederholt. Am Schluss erstellt das Programm ein Protokoll, das auch für die Beantragung von Fördergeldern geeignet sei.

Die Vorführung zeigte, dass Grundfos ein sehr einfaches Verfahren für den hydraulischen Abgleich entwickelt hat. Ein besonderer Vorteil dürfte sicher darin liegen, dass tatsächlich Messwerte genutzt werden, um auch die Altanlage entsprechend abzugleichen – denn das Rohrnetz ist ja gerade dort die größte Unbekannte.U.B.

Zur Sache

Eine Frage der Vermarktung

Das Problem des hydraulischen Abgleichs ist und bleibt der Aufwand, den ein Handwerksunternehmen hierfür betreiben muss, und das Problem, diesen im Kundengespräch darzustellen und zu verkaufen. Denn das Produkt ist etwas, was man nicht sieht, kaum spürt und bestenfalls bei vorher zu hohen Differenzdrücken nicht mehr hört. Dafür will der Handwerksbetrieb dann einige Stunden Arbeitszeit berechnen. An diesem Grundproblem werden auch die einschlägigen Vorschriften zur Energieeinsparung wenig ändern.

Das Verfahren von Grundfos macht eine andere Herangehensweise denkbar. Es ist so einfach in der Anwendung, dass es bei entsprechender Anleitung auch ein mehr oder weniger geübter Heimwerker hinbekommen dürfte. Das ist zwar nicht der Sinn, aber vielleicht kann der Handwerksunternehmer gerade deshalb auch seine Lehrjungen oder Lehrmädel entsprechend einarbeiten, sodass diese den Abgleich bei den Kunden selbst hinbekommen. Das macht die ganze Geschichte von den Kosten her wesentlich günstiger und die jungen Leute haben die Möglichkeit, sich im Bereich Kundendienst zu profilieren. Der Chef kann dann mithilfe der Feedbacks von Kunden vielleicht sogar eine fundiertere Entscheidung treffen, welche seiner jungen Leute er am besten für den Kundendienst aufbauen bzw. ausbilden sollte. Meiner Meinung nach bietet das Verfahren Chancen, die über die Möglichkeiten eines besser vermarktbaren hydraulischen Abgleichs noch deutlich hinausgehen. U.B.