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Sichere Fluchtwege

Deutschlands Großstädte wachsen stetig weiter. Städte wie Berlin, Frankfurt und Hamburg stehen bereits heute vor der großen Herausforderung, ausreichend Wohnraum für die Einwohner zu schaffen. Alleine in Berlin müssen in den nächsten zehn Jahren ca. 230 000 neue Wohnungen entstehen, um der Urbanisierung standzuhalten. Neben explodierenden Kosten für Immobilien und drastisch steigenden Mieten ist die Wohnraumverdichtung zu einem zentralen Begriff der wohnungspolitischen Debatte geworden. Dadurch werden meist die bisher ungenutzten Flächen, wie z. B. die Bereiche unter dem Dach, zu Wohnraum ausgebaut. In vielen Fällen werden Gebäude auch um zusätzliche Stockwerke erweitert.

Infolge der Aufstockung sind die Rettungsgeräte der Feuerwehr oftmals nicht mehr ausreichend, um Personen aus allen Bereichen der Gebäude, insbesondere den Dachgeschossen, retten zu können. Hinzu kommen enge Hinterhöfe und fehlende Aufstellflächen, die einen Feuerwehreinsatz im Brandfall ebenfalls erschweren würden. Bei Neubauten stehen Planer wiederum vor der Herausforderung, futuristische Architektur mit möglichst großen Wohnflächen in Einklang zu bringen.

Um den Brandschutz optimal umzusetzen, werden sichere Rettungswege zunehmend mit moderner Anlagentechnik realisiert. Die konsequente Sicherstellung des Brandschutzes und der Treppenräume als Rettungswege ist daher auch in Wohngebäuden unterhalb der Hochhausgrenze ein unabdingbarer Bestandteil in der Gebäudeplanung.

Mit Überdruck gegen Brandrauch

Durch das Erzeugen einer positiven Druckdifferenz verhindern Rauchschutz-Druckanlagen den Eintritt von Rauch in Treppenräume. Sie konnten sich am Markt längst als zuverlässige Technik in Hochhäusern etablieren. Aber welche Anlagentechnik ist zur Sicherstellung des Brandschutzes für Wohngebäude unterhalb der Hochhausgrenze am besten geeignet? Hier stellen weniger aufwendige Treppenhaus-Spüllüftungsanlagen (TSA) eine technisch realisierbare Lösung für gesicherte Rettungswege dar, indem die Nutzung des bestehenden Treppenraumes im Brandfall gewährleistet wird und dadurch meist auf einen zweiten Rettungsweg verzichtet werden kann.

Bei Rauchdetektion in einer der Nutzungseinheiten wird die TSA sofort automatisch ausgelöst. Der Zuluftventilator sorgt dann gezielt für frische Luft im gesamten Treppenraum. Diese verdünnt die eventuell eingedrungenen Rauchgase und spült sie durch eine geöffnete Lichtkuppel im Treppenraumkopf wieder aus. So wird ein leichter Überdruck aufgebaut, der das Eindringen von Rauch über Undichtigkeiten zwischen dem Rettungsweg und der Brandetage zuverlässig verhindert. Auf diese Weise bleibt der Treppenraum als Rettungsweg nutzbar.

Diese schlanke Anlagentechnik bietet somit insbesondere in Gebäuden, bei denen im Brandfall mit einer geringen Türöffnungsdauer der betroffenen Wohneinheit zu rechnen ist, den flüchtenden Personen einen zuverlässigen Schutz vor dem gefährlichen Rauch. Das Gebäude verfügt dabei über keine Brandmeldeanlage. Die automatische Auslösung wird über die im Zugangsbereich vom Treppenraum angeordneten Rauchmelder realisiert, die in direkter Verbindung mit der Steuerung der TSA stehen. Die Anlagentechnik selbst bleibt im Wohngebäude dezent im Hintergrund und für die Nutzer nahezu unsichtbar.

TSA-Zentrale im Keller

Die Aufstellung von Zuluftventilator und Schaltschrank erfolgt in einem separaten Raum, der als TSA-Zentrale mit entsprechendem Feuerwiderstand dient. Die Einblasstelle für die Zuluft im Treppenraum wird meist im Untergeschoss angeordnet und mit einer speziellen Sichtblende verkleidet. Als zuverlässiger Schutz vor einem Raucheintrag über die Außenluftansaugung erfolgt im Brandfall eine Überwachung mittels Kanalrauchmelder. Fehlauslösungen werden durch eine entsprechende Logik bei der Auswertung zuverlässig vermieden. Dennoch ist die gesicherte Anordnung der Außenluftansaugung unabdingbar.

Die Zuluftzufuhr wird über den Axial-Mitteldruckventilator in der TSA-Zentrale realisiert. Dieser fördert im Brandfall einen Volumenstrom von über 10 000 m³/h in den Treppenraum. Darüber hinaus verfügt die TSA über eine integrierte Akkupufferung für die komplette Steuerungslogik. Die Abströmung der Zuluft erfolgt über eine von der TSA angesteuerte Lichtkuppel im Treppenraumkopf. Im Brandfall werden die Gebäudenutzer durch mehrere optische und akustische Warneinrichtungen im Treppenraum alarmiert. Zusätzlich stehen dort mehrere Druckknopfmelder zur manuellen Anlagenauslösung zur Verfügung.

Zusätzliche Lüftungsfunktion

Damit eine Belüftung des Treppenraums beispielsweise in den warmen Sommermonaten möglich ist, wird der Zuluftventilator zweistufig ausgeführt. Diese zusätzliche Lüftungsfunktion ermöglicht eine bedarfsgerechte Lüftung des Treppenraums. Im Zuge dessen wird die Ansaugstrecke im Untergeschoss sowie die Lichtkuppel im Treppenraumkopf komplett geöffnet. Der Zuluftventilator wird auf niedriger Drehzahlstufe betrieben und unterstützt somit die Lüftung mechanisch.

Dadurch entsteht nur eine sehr geringe Geräuschentwicklung im Treppenraum. Das im Schaltschrank integrierte GSM-Modul informiert den Betreiber in Echtzeit über sämtliche Betriebszustände der Anlage. Dadurch wird gewährleistet, dass bei einer Anlagenauslösung den Nutzern oder auch der Feuerwehr sofort eine unterwiesene Person zur Verfügung steht.

Fazit

Klassische Rauchschutz-Druckanlagen überschreiten zunehmend die ursprüngliche Anwendung von Sicherheitstreppenräumen in Hochhäusern. Intelligente Systemlösungen mit einfacher Anlagentechnik, wie beispielsweise eine TSA, bieten zuverlässigen Schutz für Treppenräume von Gebäuden unterhalb der Hochhausgrenze. Sie leisten einen wertvollen Beitrag zum Personenschutz und verbinden die integrale Planung von baulichem und anlagentechnischem Brandschutz mit geringen Investitions- und Betriebskosten.

Autor

Thomas Volle ist Produktmanager TGA bei Helios Ventilatoren, Villingen-Schwenningen, www.heliosventilatoren.de