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Entwässerung von Mega-Flachdach

Was unterm Ablauf abläuft

Inhalt

Mit einer Grundfläche von 18 Hektar und der Lage direkt an der Autobahn A6 ist das Gelände im Gewerbegebiet „Am Esbach“ ein idealer Standort für das Playmobil Logistikzentrum. Anlass für den Neubau der acht Lagerhallen war eine kontinuierliche Umsatzsteigerung von Playmobil in den vergangenen Jahren – 2013 wurden bereits im zweiten Jahr in Folge über 61 Millionen Spielzeug­pakete ausgeliefert, Tendenz steigend. Das neue Logistikzentrum bietet nun zusätzliche Kapazitäten, um darin Kartons mit Spielfiguren zu lagern, zu kommissionieren und zu versenden.

Großprojekt mit potenter ­Entwässerung

Die zu entwässernde Dachfläche der acht neuen Lagerhallen beträgt insgesamt 80000 m². Auf diese Dimensionen muss auch das Entwässerungssystem der Hallen ausgerichtet sein. Große Regenmassen in sehr kurzer Zeit aufzunehmen, damit die Dachlast nicht zu schwer für das Gebäude wird, war das Ziel von Planer Wolfgang Schirmer vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Sugenheim. Seit über zehn Jahren plant Schirmer Firmengebäude im Auftrag von Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter, darunter eine kombinierte Produktions- und Versandhalle sowie ein Logistikzentrum. Da er bei diesen Objekten bereits erfolgreich das Unterdruckentwässerungssystem Geberit Pluvia eingesetzt hat, sprach er sich beim Bauherren erneut für das System aus.

Absaugen statt abfließen lassen

Die Konstruktion des Unterdruckentwässerungssystems Pluvia spart Materialkosten und Arbeitsaufwand im Vergleich zu konventionellen Entwässerungslösungen: Die Dachwassereinläufe sind so konstruiert, dass sich die Rohre komplett mit Wasser füllen, ohne dass Luft eintritt. 25 Liter Wasser pro Sekunde kann ein Pluvia-Dachwassereinlauf abführen. Die Vollfüllung der Rohrleitungen erzeugt ­einen Unterdruck, der das Regenwasser absaugt statt es abfließen zu lassen. Das Prinzip ermöglicht eine verbesserte Selbstreinigung der Leitungen und reduziert die Verstopfungsgefahr. Weiterer angenehmer Neben­effekt: Die hohe Fließgeschwindigkeit hat zur Folge, dass weniger Rohre, kleinere Rohr­dimensionen und weniger Dachwassereinläufe zur Entwässerung nötig sind.

Frei von durchlaufenden Rohren

Ein weiterer Vorteil der Unterdruck-Entwässerung ist, dass die Entwässerungsleitungen bis zum Fallstrang bei kontinuierlicher Fließgeschwindigkeit auch horizontal verlegt werden können. Dadurch reduziert sich die Anzahl der senkrechten Rohrleitungen. Dies senkt die Materialkosten und gleichzeitig den Aufwand für die Bodenarbeiten. Dank der überwiegend waagerecht und deckennah verlaufenden Leitungen bleibt nahezu der gesamte ­Lagerraum frei von durchlaufenden Rohren. Bei dem neuen Playmobil Logistikzentrum unterbrechen sogar nur zwei senkrechte Rohrleitungen die einzelnen Hallen – und das bei einer Grundfläche von 10000 m².

Mit der Umsetzung der Entwässerungs­lösung wurde der Installationsfachbetrieb Güther aus Feuchtwangen beauftragt. Das Unternehmen ist auf Sanitärlösungen im ­Objektgeschäft spezialisiert. Zudem konnte der Betrieb ein Referenzobjekt bei der Montage von Pluvia-Unterdruckentwässerungssystemen vorweisen. Benjamin Heuchel, Projektleiter für die Technische Gebäudeausrüstung bei Güther, hat Materialplanung und -beschaffung sowie die Koordination der Arbeitsabläufe im Blick: Dies umfasst die Montage von insgesamt 128 Dachwas­ser­einläufen plus 96 Notüberläufen sowie die Verarbeitung und Verlegung von 2500m Entwässerungsleitungen unter den Hallen­decken. Dafür musste Heuchel entsprechend Personal einplanen: Circa 15 Monteure waren ständig auf der Baustelle. Zusätzlich wurde noch ein Dachbauer hinzugezogen, damit die Montage der Dachwassereinläufe in Verbindung mit der Dachdämmung auf dem Trapezblechdach in einem Stück erfolgte.

Unverzichtbar beim Trapez­blechdach

Wichtige Grundlage für die Montage des Dachwassereinlaufs auf dem wärmegedämmten Trapezblechdach ist der Dampfsperrenanschluss. Damit soll das Eindringen von Wasserdampf in die Dämmschicht sowie in den Halleninnenraum minimiert werden. Zuerst befestigt der Monteur den verzinkten Dampfsperrenanschluss in den Zwischenräumen des Trapezblechs. Anschließend wird das Dach mit Dämmwolle ausgekleidet. Nachdem der Dachbauer eine Vertiefung aus der Dämmschicht ausgehöhlt hat, setzt er den Dachwassereinlauf, der aus Einlaufblech und Abgangsstutzen besteht, hinein.

Abdichtung der Dachwasser­einläufe

Zur Abdichtung der Dachwassereinläufe schraubt der Dachbauer die Flanschdichtung und die Dachabdichtungsfolie mit einem ringförmigen Befestigungsflansch auf dem Dachwassereinlauf fest. Im nächsten Montageschritt werden Laubfang und die integrierte Funktionsscheibe mit einer Flügelmutter befestigt. Die fein gerasterte Scheibe soll das Eindringen von Blättern und grobem Schmutz weitgehend verhindern. Für die Montage eines Dachwassereinlaufs veranschlagt Benjamin Heuchel etwa eine Dreiviertelstunde.

Dacheinläufe, PE-Rohrleitungen und das Befestigungssystem stammen aus dem Geberit-Pluvia-Sortiment. Besonderer Service des Sanitärtechnikspezialisten: Die Dachwas­ser­einläufe sind für die unterschiedlichen Dachbauweisen, Dachabdichtungen und Anschlussvarianten in verschiedenen Größen – für bis zu 14 und für bis zu 25 Liter – erhältlich. Weiterer elementarer Bestandteil des Entwässerungssystems sind die Geberit PE Rohrleitungen, die sich durch ihr geringes Gewicht und die verlässliche Dichtheit der Schweißverbindungen auszeichnen.

Teamwork in luftiger Höhe

In jeder Halle sind jeweils zwei Sammel- und zwei Fallleitungen eingeplant. Die horizontalen Entwässerungsleitungen setzen die Monteure aus Rohrstücken unterschiedlicher Dimensionen zusammen. Die mit Unterdruck durchfließende Wassermenge summiert sich im Verlauf der Rohrleitung mit jedem der insgesamt acht angeschlossenen Dachwas­ser­einläufe auf. Daher variieren die Rohrdurchmesser von DN 70 bis hin zu DN 300. Die Verarbeitung und Anbringung der Rohre folgt einem festen Ablauf: Zuerst werden die PE Rohre maschinell abgelängt. Danach werden die Rohrhälften mit dem Elektrohobel plan zusammengeführt und dann an dem Schweißspiegel stumpf verschweißt. Auf der Hebebühne unter der Decke ist Teamwork in 15 m Höhe gefragt: Zwei Monteure verbinden mit einem Elektromuffenschweißgerät die 10 bis 12 m langen Rohrleitungsstücke nach und nach zu der gesamten Entwässerungsleitung von 140 m Länge.

Gut auf die Schiene gebracht

Für die Montage von frei verlegten, horizontalen Dachentwässerungsleitungen ist die dazugehörige Geberit-Pluvia-Befestigungsschiene konzipiert. Sie ermöglicht gerade bei Höhenarbeiten eine einfache und schnelle Fixierung der Rohrleitungsschellen. Statt Schrauben werden die Rohrschellen an der Pluvia-Befestigungsschiene mit speziellen Keilen, auch aus dem Pluvia-Sortiment, fixiert. Der Vorteil: Die Befestigung der Rohre in den Dimensionen von DN 70 bis DN 200 kann mit dem Hammer ohne mühsames Schrauben über Kopf erfolgen.

Notüberläufe trotzen Starkregen

Auch für die gesetzlich vorgeschriebene Notentwässerung für Flachdächer hat Geberit ­eine Lösung parat. Für den Einsatz als Notüberlauf wird der Pluvia-Dachwassereinlauf mit dem Notüberlauf-Set kombiniert. 96 Notüberläufe sind insgesamt auf dem Dach montiert. Wird bei Starkregenereignissen eine Wasserstandshöhe von über 55 mm über dem Primärsystem erreicht, tritt das Pluvia-Notüberlauf-Set in Aktion. Die von den Notüberläufen aufgenommene Regenmenge wird direkt über die Fassade auf eine schadlos überflutbare Fläche auf dem Grundstück geleitet.

Fazit

Gilt es, wie bei dem Playmobil Logistikzentrum, ein Mega-Flachdach zügig von großen Regenmassen zu befreien, ist ein Unterdruckentwässerungssystem eine sinnvolle Lösung. Die Dachwassereinläufe erzielen eine Vollfüllung der Rohrleitungen ohne Lufteintritt – der Druck saugt die Wassermengen ab. Ein weiterer Vorteil des Systems besteht darin, dass die gefällelos verlegten Rohrleitungen eine optimale Raumausnutzung der Lagerfläche ermöglichen. Bei dem Komplettsystem Geberit Pluvia stammen Dachwassereinläufe, PE-Rohrleitungen sowie Befestigungssystem vom Pfullendorfer Sanitärtechnikanbieter. Der schnellen Montagefähigkeit des Systems ist es zu verdanken, dass im Juni 2014 alle acht Lagerhallen fertiggestellt waren.