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Nahwärmenetz und Wohnungsstationen

Zentral und dezentral kombiniert

Der Campingplatz „Nordsee-Camp Norddeich“ wurde 1983 mit ca. 250 Stellplätzen eröffnet. 1995 investierten die Betreiber in eine erste große Platzerweiterung. Heute stehen ca. 550 Stellplätze zur Verfügung und zu Hochzeiten können bis zu 1800 Gäste auf dem Gelände unterkommen.

Seit 2016 bietet das Camp auch 28 sogenannte Chalets zur Miete an. Dabei handelt es sich um kleine Ferienhäuser mit Satteldach in Holzbauweise, die vermehrt auch auf Campingplätzen anzutreffen sind.

Mit dem aktuellen Projekt wurde die Anlage um 46 Chalets mit gehobenem Ausstattungsniveau in Fertigbauweise erweitert. Die Gebäude bieten Platz für vier bis sechs Gäste und sie verfügen z. B. über LED-TV, Glasfaser-Anschluss, Duschbad, Boxspringbetten, ein separates WC sowie eine Terrasse plus Loungemöbel.

Einige Chalets wurden rollstuhlgerecht eingerichtet, in anderen sind Badewannen mit Whirlpool-Funktion und Infrarot-Sauna inklusive. Die vier unterschiedlich ausgestatteten Gebäudetypen haben Wohnflächen zwischen ca. 30 und 50 m2.

Nahwärme mit Wohnungsstationen

Die Heizwärme- und Warmwasserversorgung auf dem Campingplatz erfolgt über ein zentrales Kesselhaus mit einem 400-kW-Gasbrennwert-Kessel plus 25 m2 Solarthermie und einem 4000 l fassenden Pufferspeicher. Die Wärme wird dann über ein Nahwärmenetz verteilt. Daran wurde auch das neue Areal angeschlossen, wobei jedes Chalet um eine Wohnungsstation ergänzt wurde.

Wohnungsstationen werden üblicherweise im Geschosswohnungsbau eingesetzt, um aus zentral erzeugter Wärme dezentral Raumwärme und Trinkwarmwasser individuell geregelt bereit zu stellen. Dabei kann
der Verbrauch wohnungsgenau erfasst werden.

Die Stationen werden häufig als vormontierte, kompakte Bauteile geliefert, die als Auf- oder Unterputzinstallation realisiert werden. Der Installationsaufwand ist also vergleichsweise gering.

Zudem bieten Wohnungsstationen einen hohen Warmwasserkomfort mit geringen Ausstoßzeiten und ermöglichen es, die Hygieneanforderungen der Trinkwasserverordnung sicher und relativ einfach zu erfüllen.

Für das Projekt angepasst

In Norddeich wurden 46 Wohnungsstationen des Gerätetyps MWSH (M) von Malotech verbaut, die in den Varianten Unter- und Aufputz ausgeführt werden können. Die Zapfleistung der M-Variante beträgt 15 l/min (10/45 °C). Sie wird außerdem als XL-Variante mit einer Zapfleistung von 21 l/min angeboten. Ausgeführt wurde das Projekt von der Firma J. Brose Heizungsbau aus Norden.

Dabei wurden die Wohnungsstationen kundenspezifisch angepasst. So sind z. B. dynamische Regelventile verbaut, die den hydraulischen Abgleich sehr leicht ermöglichen. Außerdem sind die Wohnungsstationen elektronisch geregelt. Gegenüber Stationen älterer Generationen, die oft noch mit mechanischen Proportionalmengenreglern ausgestattet sind, erreicht man so deutlich geringere Druckverluste auf der Trinkwasserseite.

Dies wirkt sich u. a. vorteilhaft auf die Dimensionierung von Druckerhöhungsanlagen aus und mündet letztendlich in Kostenersparnissen. Elektronisch geregelte Wohnungsstationen garantieren zudem die schnelle und zugleich präzise Ausregelung der Warmwasser-Solltemperatur, auch bei Lastwechseln, und damit einen hohen Komfort.

Die 46 Wohnungsstationen wurden als Aufputz-Installation ausgeführt. Sie wurden vom Hersteller Malotech für das Projekt angepasst.

Bild: malotech

Die 46 Wohnungsstationen wurden als Aufputz-Installation ausgeführt. Sie wurden vom Hersteller Malotech für das Projekt angepasst.

Nahwärme im Schlick

Im Hinblick auf das von der Rehau AG umgesetzte Nahwärmesystem galt es zudem, den hohen Grundwasserspiegel infolge der nahen Nordsee zu berücksichtigen. So liegt das Rohrsystem praktisch im Schlick. Hier ging es einerseits darum, die Leitungen und insbesondere die rund 300 Verbindungen auf den 980 Trassenmetern (Doppelleitungen, Leitungslänge insgesamt 1960 m, Zuleitung vom Kesselhaus 170 m Trasse) gegen das anstehende Grundwasser zu schützen.

Andererseits sollte auch eine optimale Wärmedämmung in allen Trassenbereichen hergestellt werden, um den Verlust an den Verbindungsstellen so gering wie möglich zu halten. Verwendet wurde das vorgedämmte Nahwärmerohr Rauthermex mit einem FCKW-freien PU-Hartschaum. Das Rohr weist eine geringe Wärmeleitfähigkeit von unter 0,02 W/mK auf.

Trinkwassererwärmung im Sanitärgebäude

Ein weiteres Projekt war die Modernisierung der Sanitäranlagen im zentralen Sanitärgebäude des Campingplatzes (u. a. mit 22 Duschen und 63 Waschbecken). Im Rahmen dessen wurden auch zwei große Frischwasserstationen Fresh Classic von Malotech installiert. Diese gibt es grundsätzlich in den Varianten mit und ohne Zirkulationspumpe und in einer Bandbreite mit Schüttleistungen von 23 l/min bis 206 l/min.

Im konkreten Fall sind nun zwei Module (Zapfleistung je 171 l/min, 10/45 °C) in Form einer Kaskade und in Verbindung mit einer externen Zirkulationspumpe in Betrieb. Für gleichmäßige Laufzeiten sorgt dabei ein regelmäßiger Führungswechsel.

Temperaturregulierung per Bypass

Insbesondere bei großen Frischwasserstationen spielt die Regulierung der Vorlauftemperatur eine wichtige Rolle, um eine möglichst konstante Warmwassertemperatur ins Netz zu geben. „Der Massenstrom leistungsstarker Pumpen lässt sich nicht uneingeschränkt nach unten regulieren, sodass ohne Mischer bei geringeren Zapfraten unerwünschte Temperaturüberhöhung entstehen würden, verbunden mit Komforteinbußen und einem höheren Verkalkungsrisiko“, erklärt Marc Losch, Geschäftsführer von Malotech.

Dadurch, dass dem Vorlauf kühleres Wasser aus dem Rücklauf über einen Bypass zugemischt werde, lasse sich die Temperatur jedoch trotz größeren Massenstroms regulieren.

„Ein weiterer positiver Effekt ist, dass dem Pufferspeicher immer nur so viel Wasser entnommen wird, wie nötig“, so Losch. „Der Rest des Massenstroms wird dem Vorlauf über den Bypass in der Station zugeführt, sodass die Umwälzung des Pufferwassers deutlich gemindert wird.“

Die Regelung der Frischwasserstationen erkennt den Zapfbetrieb und unterscheidet diesen vom Zirkulationsbetrieb. Bei diesem wird von der Pumpe gerade so viel heißes Wasser in den Wärmetauscher gezogen, dass die gewünschte Warmwassertemperatur nicht überschritten wird. So werden unerwünschte Temperaturüberhöhungen des Netzes im Zirkulationsbetrieb effektiv vermieden.

www.malotech.de

Die Projektverantwortlichen bei der Begehung (v.l.n.r.): Dipl.-Ing. Joachim ­Brose, Geschäftsführer des ausführenden SHK-Betriebs J. Brose, Nordsee-Camp ­Geschäftsführer Lars Tjaden und Malotech Vertriebsleiter Heiko Bosse.

Bild: malotech

Die Projektverantwortlichen bei der Begehung (v.l.n.r.): Dipl.-Ing. Joachim ­Brose, Geschäftsführer des ausführenden SHK-Betriebs J. Brose, Nordsee-Camp ­Geschäftsführer Lars Tjaden und Malotech Vertriebsleiter Heiko Bosse.

Info

Projektdaten

  • Objekt: Erweiterung Campingplatz um 46 Chalets
  • Umsetzung: 2021
  • Bauherr: Nordsee-Camp Norddeich GmbH, 26506 Norden-Norddeich, www.nordsee-camp.de
  • TGA-Planung und Bauleitung: PfH Planungsteam für Haustechnik, 45473 Mülheim/Ruhr, www.basteck.de
  • SHK-Fachbetrieb: J. Brose GmbH & Co. KG, 26506 Norden, www.brose-heizungsbau.de
  • Jetzt weiterlesen und profitieren.

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