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Bei der Dimensionierung genau hinschauen

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Trinkwassererwärmung reloaded – so lautete der Titel für das Sanitärtechnische Symposium, der Fachhochschule Münster/Burgsteinfurt im Februar. Ein weiteres Mal wurde es in Kooperation mit dem ZVSHK durchgeführt. Für Planer und Entscheider im Fachhandwerk bedeutete die Veranstaltung allerdings mehr als das simple Reloaden/Aufladen des eigenen Fachtechnik-Akkus. Zunächst wurden einige Punkte ins Bewusstsein gerufen, worauf man in Fachkreisen überwiegend sensibilisiert ist. Beispielsweise ist kritisch, dass durch thermische Sicherheitsmaßnahmen in der Warmwasserzirkulation zu hohe Temperaturen in der Kaltwasserversorgung entstehen können.

Beispiele aus der Praxis vorgestellt

Die Experten richteten in ihren Vorträgen den Fokus darauf, wie wichtig es ist, eine komplexe Trinkwasserversorgung warm/kalt stets in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Wünscht ein Auftraggeber beispielsweise eine Modernisierung nur in einem Teil eines großen Gebäudes, so kann eine örtlich begrenzte Erneuerung möglicherweise gar nicht nach den jetzt geltenden anerkannten Regeln der Technik erfolgen, hieß es zur Veranstaltung. Gravierende Fehler oder Nachteile in der Trinkwasserinstallation des gesamten Gebäudes lassen sich eventuell durch partielle Änderungen nicht ausmerzen.

Im Bestand kommt es häufig vor, dass die Trinkwasserversorgung, die Bereitstellung von Warmwasser und die Anzahl von Zapfstellen zu einer Zeit geplant wurden, in der der Gebäudekomplex zum einen anders genutzt, zum anderen die Nutzergewohnheiten anders waren. Weiter hatten die Gefahren mangelnder Trinkwasserhygiene zum damaligen Zeitraum eventuell wenig Bedeutung.

Trinkwasserinstallation schlank halten

Dazu gab die Veranstaltung ein passendes Beispiel, eine Schulsanierung: Im Alt-Zustand gab es in jedem Klassenraum eine Versorgung mit Trinkwasser warm/kalt. Nach heutigem Kenntnisstand war es deshalb für den beratenden Sanitärfachmann geboten, noch vor dem Start der Sanierungsplanung mit dem Betreiber darüber zu sprechen, ob sich die insgesamt 134 Zapfstellen drastisch reduzieren ließen. Zugunsten von Trinkwasserhygiene und bestimmungsgemäßem Gebrauch kam es dadurch zu einer Lösung, die nur noch an 45 Stellen sanitäre Einrichtungen vorsah. In etlichen Fällen konnte zudem noch auf eine Warmwasser-Bereitstellung und Zirkulationsleitung verzichtet werden. Die Folge: Die Dimensionierung des neuen Wärmeerzeugers konnte erheblich kleiner ausfallen und die Einhaltung nötiger Temperaturgrenzwerte für Kalt- und Warmwasser lässt sich jetzt wesentlich einfacher realisieren.

Eine solche Verschlankung stellt in der Regel auch günstigere Betriebskosten in Aussicht. Das mag ein weiteres Argument dafür sein, dass Planer zunächst genau darauf schauen sollten, welche Ziele Betreiber mit einer Modernisierungsmaßnahme vor Augen haben und was sich aus Sicht des Sanitärexperten darüber hinaus noch erreichen lässt.

Datenlogger zeigen tatsächliches Nutzungsverhalten

Genau hinschauen – diesen Appell sollten SHK-Fachunternehmer offenbar auch dann beherzigen, wenn ein Betreiber „gesicherte“ Angaben über Verbrauchszahlen macht. Für eine Änderungsplanung könnten sich solche Angaben als falsch erweisen und in die Irre führen. Datenlogger können dagegen wichtige Hilfe leisten und den tatsächlichen Verbrauch im Tagesverlauf dokumentieren. So zeigte sich beispielsweise bei der erfolgreichen Modernisierung eines 500-Betten-Krankenhauses, dass sich – passend zur inzwischen deutlich geänderten Nutzung – die Bereitstellung von 2000 l Warmwasser pro Tag als ausreichend erwies. Zuvor war die Altanlage darauf ausgelegt, eine Tagesleistung von 15 000 l mit entsprechendem Puffer bereitzustellen.

Gesucht: möglichst viele Bedarfsprofile

Wie Anlagen zur Trinkwassererwärmung z. B. für den Wohnungsbau auszulegen sind, gibt die DIN 4708 Teil 2 vor. Auf hygienische Anforderungen, die Funktionsweise einzelner Systeme sowie die Leistungsfähigkeit zentraler Trinkwassererwärmer konzentriert sich die DIN 1988 Teil 200. Doch die Vorgaben müssen mittlerweile auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. Neue Regelwerke sind in Sicht, beispielsweise könnte die DIN EN 12831 Teil 3 Ende 2016 fertig sein und dann zur Grundlage für die Auslegung von Trinkwassererwärmungsanlagen gemacht werden. Doch bis dahin gibt es noch einen gravierenden Mangel: Es fehlt nämlich an passenden Bedarfsprofilen, die als möglichst reichhaltiger Fundus in einer Datenbank hinterlegt und allgemein zugänglich gemacht werden sollen. Mit der neuen Norm soll auch die aus der DIN 4708 bekannte Bedarfs-/Leistungskennzahl darstellbar sein.

Im Laufe dieses Jahres könnte auch die VDI 2072 fertiggestellt werden, die unter anderem ein Kurzverfahren für Durchflusserwärmer im Wohnungsbau bieten soll.

Software unterstützt Planer

Um eine sorgfältige Planung und Dimensionierung auf Grundlage der DIN 4708 realisieren zu können, bietet sich Software an. Denn die Rechenschritte unter Berücksichtigung der allgemein anerkannten Regeln der Technik sind oftmals komplex. Drei Möglichkeiten präsentierte das Symposium zum Abschluss der eintägigen Veranstaltung:

  • Bosch Thermotechnik nutzt zur Ermittlung des Wärmebedarfs in zentralen Anlagen Logasoft DiWa.
  • Das FaltinTool von Varmeco legt das Summenlinienverfahren zugrunde und leitet daraus die nötige Leistung des Wärmeerzeugers ab.
  • Kemper nutzt für die Auslegung von Warmwasserbereitern die Software Dendrit Studio, die auch nach dem Summenlinienverfahren rechnet.