Schlattmann: Kurz vor Reaktionsschluss erhielten wir die Nachricht, dass die zur Fortführung des Marktanreizprogrammes notwendigen 115 Millionen Euro für dieses Jahr nun doch noch freigegeben wurden. Gleich hinterher überrollte uns eine Lawine frohlockender Pressemitteilungen von Herstellern und Verbänden.
Bolz: Ganz so eitel Sonnenschein ist aber trotzdem nicht, denn es gibt viele Einwände, dass die Rückgänge der Umsätze durch den abrupten Stopp des Förderprogramms im Frühjahr nicht mehr aufzuholen sind und mit grundsätzlicher Kritik an der unsteten Förderpolitik wird auch nicht gespart.
Schlattmann: Aber immerhin sehen wir, dass sich durch gemeinsame Anstrengungen der gesamten Branche doch etwas bewegen lässt. Die zahlreichen Proteste auf unterschiedlichen Kanälen haben letztlich zum Erfolg geführt. Ob sich jedoch ein weiterer Ausbau der Förderung erreichen lässt, wie es zum Teil gefordert wird, wage ich zu bezweifeln.
Bolz: Eher sollte man sich Sorgen über den Bestand des MAP über das Jahresende hinaus machen. Denn wenn es Prinzipien in der Poltik gibt, dann sind das Unstetigkeit und Unverlässlichkeit. Es ist wie auf der Echternacher Springprozession – drei Schritte vor und zwei zurück.
Schlattmann: Leider ja. Und diese Unstetigkeit hat sich auch auf das Verhalten der Kunden übertragen: Es ist erschreckend, wie stark der Markt reagiert, wenn eine Heizungssanierung als langfristig geplante Investition auf einmal gestoppt wird, nur weil das Bonbon vom Finanzminister ausbleibt. Und weil die Förderung nicht gänzlich gestrichen, sondern vage auf das nächste Jahr verschoben wird, setzen die Kunden ihre Investition erst einmal bis auf Weiteres aus.
Bolz: Da sind wir am Kern angelangt. Wer sich zu sehr von staatlichen Subventionen abhängig macht, wird auch zum Spielball dieser chaotischen Politik. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Rettungsaktion für den Euro kommt oder die Bankster wieder Staatsknete als Ersatz für verzockte Kohle wollen. Dann wird wieder dort abgegriffen, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist.
Schlattmann: Bleibt nur zu hoffen, dass die Forderungen nach Kontinuität in der Politik nicht unberücksichtigt bleiben und dass die 115 Millionen überhaupt bis zum Jahresende reichen. Für die SHK-Branche – egal ob Industrie, Handel oder Handwerk – ist die Konzentration auf eigene Vermarktungsideen und eigenen Stärken der beste Weg. Zwar hat unsere Branche auch das eine oder andere Defizit, aber sie arbeitet wesentlich professioneller als die Damen und Herren in Brüssel und Berlin. Und deshalb werden wir auch im nächsten Jahr unseren Weg machen – Politik hin, Politik her.