Geßler: Ich kann es nicht mehr hören! Seit die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer eine Abwrackprämie für Ölheizungen ins Spiel gebracht hat, wird diese natürlich auf allen Ebenen kommentiert und diskutiert. Dabei brauchen wir doch wirklich nicht noch eine Förderdebatte – Sommerloch hin oder her. Das Klimakabinett hat ja noch nicht mal eine Position zur CO2-Abgabe, da wird schon wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Schmitz: Immer gemach, Herr Kollege. Natürlich sind solche Vorstöße erst mal mit Vorsicht zu genießen. Aber wenn man sich die vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW veröffentlichten Zahlen anschaut, dann steckt in dem Vorschlag durchaus Potenzial – sowohl für das Fachhandwerk als auch für das Klima. Immerhin könnte fast jedes zweite Gebäude mit Ölheizung sofort auf Erdgas umgestellt werden. Das wären mindestens 2,1 Millionen Heizungsanlagen, mit denen sich insgesamt 14 Millionen Tonnen CO2 einsparen und Umsatzpotenzial generieren ließe.
Geßler: Ja, das Potenzial ist da. Aber der Vorschlag ist zu wenig konkret. Wie hoch soll die Prämie sein? Und welche Systeme kommen für den Austausch in Betracht? Nicht mal einen Zeithorizont gibt es. Für Hauseigentümer, die investieren möchten, ist das doch wie ein riesiges Stoppzeichen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Heizungsmodernisierungen alleine deswegen wieder auf die lange Bank geschoben werden. So kommen wir doch nicht weiter!
Schmitz: Diese Befürchtung teilt auch der Zentralverband Sanitär Heizung Klima ZVSHK und spricht von Investitionszurückhaltung. Schließlich haben wir in der SHK-Branche schon mehr als genug schlechte Erfahrungen mit den Auswirkungen unklarer Förderperspektiven gesammelt. Genau aus diesem Grund wurde übrigens der letzte Versuch, eine Abwrackprämie für Heizungen zu etablieren, im Jahr 2013 schnell wieder eingestampft.
Geßler: Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Abwrackprämie nicht dem verbreiteten Wunsch nach einer technologieoffenen Förderung entspricht. So müssten nach Meinung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie BDH nicht nur Ölheizungen, sondern auch veraltete Gasheizungen einbezogen werden. Da sei das Potenzial noch viel größer. Aber mal ehrlich, dann wäre es doch konsequenter, die energetische Modernisierung generell zu fördern.
Schmitz: Ich bin auch für einen technologieoffenen Ansatz. Hier wären steuerliche Anreize, wie sie schon lange von den Verbänden gefordert werden, sicher nicht das schlechteste Mittel. Oder eben die CO2-Abgabe. So wie es im Moment aussieht, können wir aber noch lange darauf warten, dass jemand den gordischen Knoten der Fördermisere durchtrennt. Immerhin gehen dem Fachhandwerk die Aufträge bis dahin nicht aus – aber das ist ein anderes Thema.