Schmitz: Unter der Überschrift „Das Klo-Kartell – Sanitärbranche im Zwielicht“ nahm die Welt und unter der Headline „Unter Verdacht“ der Focus die Branche aufs Korn. Auch in weiteren Magazinen wurde der Generalverdacht einer Preisabsprache und überteuerter Produktpreise suggeriert – und dass unsere Branche zu den größten Abzockern überhaupt gehört.
Schlattmann: Seltsamerweise wird in diesen und in weiteren Artikeln häufig Online-Händler Reuter erwähnt. Und der lässt kein gutes Haar am dreistufigen Vertriebsweg und bezeichnet ihn im Focus wörtlich als „reine Abzocke“.
Schmitz: Auf die Ermittlungen des Bundeskartellamtes gegen unsere Großhändler reagierte er sogar mit einer Anzeigenserie und ganzseitigen Anzeigen in großen Tageszeitungen sowie in der Bild. Darin wird in der Öffentlichkeit eine ganze Branche verunglimpft und insbesondere der Großhandel angegriffen.
Schlattmann: Es würde mich mal interessieren, woher Herr Reuter das Geld für seine umfassenden Werbekampagnen nimmt. Er ist ja sonst auch ziemlich präsent. Kombiniert mit den TV-Spots, der Bandenwerbung bei Länderspielen und in der Bundesliga dürfte das ein kleines Vermögen kosten. Und als Werbeagentur arbeitet er mit Jung von Matt, einer der renommiertesten Agenturen überhaupt, zusammen.
Schmitz: Ja, wie kann ein Online-Händler mit einem geschätzten Umsatz von 120 Millionen Euro (Reuter gibt keine Zahlen heraus) so etwas stemmen? 2011 investierte Reuter allein fünf Millionen Euro für Werbung in TV, Print und online, wie das Fachmagazin Werben & Verkaufen damals berichtete. „Damit zählt die Kampagne vermutlich zu einer der größten, die es je in Deutschland rund um das Thema Badezimmer gegeben hat“, schrieb Reuter damals in einer Presseerklärung – und er hat recht.
Schlattmann: Fakt ist, dass die ganze Branche von ihm an der Nase herumgeführt wird. Und weder einzelne Firmen noch die Vereinigung der Deutschen Sanitärwirtschaft, der ZVSHK und DG Haustechnik trauen sich angesichts der Beobachtung durch das Bundeskartellamt hier derzeit eine Stellungnahme abzugeben, geschweige denn in der Öffentlichkeit adäquat dagegenzuhalten.
Schmitz: Nach den ganzen Branchenbeschimpfungen finde ich es um so dreister, dass Reuter sich nun auch noch als Online-Großhändler betätigt und auf diesem Weg die Fachhandwerker beliefern möchte.
Schlattmann: Auch ein Herr Reuter weiß, dass er ohne das installierende Handwerk über eine gewisse Umsatzsumme nicht hinauskommt. Schließlich müssen die Dinge ja irgendwie montiert werden. Bleibt abzuwarten, ob die Handwerker bei dem Online-Händler kaufen, der sie über Jahre hinweg kompromittiert hat. Wie hat doch der leider viel zu früh verstorbene Vorsitzende des betriebswirtschaftlichen Ausschusses des Fachverbandes Bayern Ernst Sauer in einem SBZ-Leserbrief so schön geschrieben: „Nur die dümmsten Kälber gehen zum Metzger selber.“
Schmitz: Zudem rechnet es sich auch nicht, wie eine in der Sanitär News 7/2013 vorgestellte Recherche ergab. Von den Badshop-Endverbraucherpreisen wird danach maximal 5% abgezogen. Dafür sind Versandkosten fällig und ein Aufschlag von 3,8%, wenn man per Rechnung zahlen will. Skontozahlung Fehlanzeige, Rückgabe der Ware unerwünscht. „Reuter Profishop: Lohnt sich nicht“, so auch das Fazit unseres Kollegen Klaus Birkner.