Bolz: Nach der Laufzeitverlängerung für Kernkraft kam die Energiewende und jetzt der Kahlschlag gegen die PV-Branche. Berlin treibt es wie immer: Statt qualifizierter Debatten und richtungsweisenden Entscheidungen gibt es Nebelkerzen, hohle Versprechungen und immer wieder totale Wenden. Hinzu kamen in der letzten Zeit noch diverse Pleiten von Solarfirmen. Verabschiedet sich der Photovoltaikmarkt dieses Jahr in den Orkus der Geschichte?
Schwarzburger: Mit Sicherheit nicht, er wird sich diesen Sommer vielmehr neu ordnen. Die Achterbahnfahrten der vergangenen Jahre dürften einer ruhigeren und stetigeren Entwicklung weichen. Freilich, nach der Rosskur durch die Koalition in Berlin gibt es zunächst ein Loch. Aber es ist kein bodenloser Abgrund, wenn die Hersteller verstärkt auf die Installateure zugehen.
Bolz: Das überzeugt mich noch nicht: Alles wird gut, wenn die Hersteller mit den Installateuren gemeinsam und in Eintracht – ja was denn eigentlich? Woher sollen die neue Ordnung im Markt und die stetige Entwicklung kommen?
Schwarzburger: Der Markt steht an der Schwelle zu einer selbsttragenden Entwicklung. Die Preise für Module und Wechselrichter werden weiter sinken, das ist bereits erkennbar. Schon jetzt ist für Privathaushalte Solarstrom preiswerter als Strom aus dem Netz. Zunehmend werden Firmen und Gewerbetreibende erkennen: Mit Solarstrom mache ich mich unabhängig von steigenden Energiekosten.
Bolz: Also wird es jetzt Zeit umzudenken – für Handwerker und Hersteller. Die Leistung, die das Handwerk künftig liefern muss, wird komplexer, denn Eigenverbrauch und Speicherung fordern wesentlich anspruchsvollere Anlagen und diese greifen tief in die Haustechnik ein. Ein gutes Beispiel sind Wärmepumpen mit PV-Antrieb, egal ob zu Heizzwecken oder nur zur Warmwassererzeugung.
Schwarzburger: Im Vorteil sind jetzt die Installateure, für die Qualität, zufriedene Kunden und permanente Weiterbildung schon immer ganz oben standen. Bereits jetzt verlangen die Kunden nach solch anspruchsvollen Anlagen. Der Selbstverbrauch von Solarstrom gewinnt an Bedeutung.
Bolz: Damit wird der PV-Markt auf breiter Basis für das Handwerk lukrativ – Stichwort Selbstversorgung. Dieser Markt verspricht Handwerkern endlich mehr Unabhängigkeit vom Chaos der Berliner Politik.
Schwarzburger: Und die Kunden gewinnen Unabhängigkeit von der Willkür der Stromkonzerne. Vielleicht kann man es auch so sehen: Mit den Möglichkeiten zur Selbstversorgung löst die Photovoltaik jetzt endlich ihr Versprechen einer unabhängigen Energieversorgung ein.